Fußball:Kiraly: Mit grauer Jogginghose in die EM-Geschichtsbücher

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Bordeaux (dpa) - Wenn die Ungarn am Dienstag (18.00 Uhr) in Bordeaux gegen Österreich in ihre erste Fußball-Europameisterschaft seit 44 Jahren starten, dann wird Gabor Kiraly genau das tragen, was er immer trägt, wenn er in einem Tor steht.

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Bordeaux (dpa) - Wenn die Ungarn am Dienstag (18.00 Uhr) in Bordeaux gegen Österreich in ihre erste Fußball-Europameisterschaft seit 44 Jahren starten, dann wird Gabor Kiraly genau das tragen, was er immer trägt, wenn er in einem Tor steht.

Ein Torwarttrikot und eine bequeme graue Schlabberhose, die längst sein Markenzeichen ist. „Ich hatte damals keine schwarze mehr, weil die in der Wäsche war“, erinnert sich Kiraly. „Wir haben danach acht Spiele nacheinander gewonnen, darum habe ich sie weiter getragen.“

Doch die Augen im Stade de Bordeaux werden nicht nur wegen des Outfits, das längst Kultstatus erreicht hat, auf Kiraly gerichtet sein. Der Keeper des EM-Außenseiters steht vor allem auch deshalb im Fokus, weil er sich mit einem Einsatz gegen das favorisierte Team Austria in den Geschichtsbüchern der Europameisterschaft verewigen kann. Mit 40 Jahren und 74 Tagen wird er der älteste Spieler sein, der je bei einer EM dabei war. Kiraly löst dann Lothar Matthäus ab, der 2000 beim Turnier in Belgien und den Niederlanden 39 Jahre und 91 Tage alt war.

Reden will Kiraly über diesen Meilenstein noch nicht. „Nach dem Spiel oder nach dem Turnier können sie noch einmal fragen, wie es war. Bis jetzt ist noch nichts passiert“, sagte der frühere Bundesliga-Torwart von Hertha BSC, der in Deutschland zudem bei Bayer Leverkusen und 1860 München unter Vertrag stand.

Überhaupt macht Kiraly kein großes Aufsehen um seine Person. Obwohl er mit Abstand der erfahrenste Spieler im Kader des deutschen Trainers Bernd Storck ist, reiht er sich wie selbstverständlich ein in die Reihen des Teams. „Ungarn muss diese EM genießen. Die vergangenen 30 Jahre haben wir immer anderen die Daumen gedrückt. Jetzt sind wir dabei. Nicht mehr England, Deutschland oder Italien wird gefeiert, sonder wir“, sagte der Routinier vor dem Turnier in einem Interview der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“.

Doch ob er will oder nicht - Kiraly steht bei den Ungarn im Mittelpunkt. Das war auch beim öffentlichen Training am Donnerstag so. Die meist jugendlichen Fans jubelten jedes Mal besonders laut, wenn der Mann mit der grauen Schlabberhose einen Ball hielt. Nach der Übungseinheit schrieb der Keeper unzählige Autogramme, posierte für zahlreiche Selfies, machte Späße mit den Kids.

„Gabor ist gut, er ist herausragend“, lobte Storck. „Er ist ein Torwart mit einer unglaublichen Aura und viel Charisma. Er wird uns helfen, eine gute EM zu spielen.“ Das Alter spiele keine Rolle. „Wir haben keine alten und jungen Spieler, nur gute - und er ist einfach herausragend“, sagte der Coach. Und Kapitän Balazs Dzsudzsak schwärmte: Man kann ihn nur mit Lob überschütten, er ist eine große Persönlichkeit. Er ist auch außerhalb des Platzes ein toller Charakter.

Auch Ex-Europameister Andreas Möller, der als Co-Trainer der Ungarn fungiert, ist von Kiraly begeistert. „Es freut mich für Gabor ganz besonders, dass er zum Ende seiner Karriere noch einmal die Chance bekommt, bei einer EM dabei zu sein. Ich habe ihm gesagt, er soll das Turnier genießen.“

Dass sich Kiraly ausgerechnet mit einem Spiel gegen Österreich in den Geschichtsbüchern verewigen kann, rundet die Sache für ihn ab. Denn auch das erste seiner inzwischen 103 Länderspiele bestritt er gegen die Auswahl des Nachbarlandes. „Das ist eine sehr schöne Geschichte. Damals hatten wir 3:2 gewonnen, ich haben einen Elfmeter von Toni Polster gehalten“, erinnerte sich der Kult-Keeper.

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