Fußball:Jubel in Würselen: Aber Torlinien-Technologie spaltet

Lesezeit: 2 min

Berlin (dpa) - Der Jubel in Würselen war groß, und auch viele Fußball-Fans freuen sich auf eine WM in Brasilien ohne Torstreit. Doch der Zuschlag der FIFA für die Torlinien-Technik, die die deutsche Firma GoalControl entwickelt hat, wird im Fußball keinesfalls für Einheitlichkeit sorgen.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa) - Der Jubel in Würselen war groß, und auch viele Fußball-Fans freuen sich auf eine WM in Brasilien ohne Torstreit. Doch der Zuschlag der FIFA für die Torlinien-Technik, die die deutsche Firma GoalControl entwickelt hat, wird im Fußball keinesfalls für Einheitlichkeit sorgen.

Denn fest steht: Die Technologie wird zwar für die WM 2014 und alle folgenden Wettbewerbe des Weltfußball-Verbandes verwendet. Doch die europäische Fußball-Union UEFA lehnt technische Hilfsmittel weiter vehement ab. Außerdem können sich nicht alle Ligen die teure Technik leisten.

„Die Stimmung bei uns ist super“, sagte Unternehmens-Sprecher Rolf Dittrich der Nachrichtenagentur dpa. Ähnlich euphorisch kommentierte Geschäftsführer Dirk Broichhausen die Entscheidung vom Vortag: „Wir freuen uns, dass unser System alle Match-Offiziellen überzeugt hat und wir nunmehr mit der FIFA diese weitergehende Kooperation vereinbaren konnten.“ In den nächsten Tagen werde ein Projektteam für die WM zusammengestellt, kündigte Dittrich an.

Das deutsche Tortechnik-Unternehmen hat sich gegen starke Konkurrenz aus England, Erlangen und Ismaning durchgesetzt und nach der erfolgreichen Testphase während des Confederations Cup im Sommer den Zuschlag der FIFA erhalten, die zwölf WM-Stadion mit ihrer Technologie zu bestücken.

GoalControl beruht auf einer dreidimensionalen Kontrolle des Balls durch 14 Kameras, die auf beide Tore gerichtet sind. Überquert der Ball die Torlinie, geht ein Signal an den Schiedsrichter. Die Kosten für die Installation belaufen sich laut Angabe der Entwickler auf bis zu 250 000 Euro pro Stadion. Neben der Technik der Firma GoalControl existieren noch die vom Weltverband genehmigten Systeme GoalRef (Chip im Ball) und das vom Tennis bekannte Hawk-Eye, das bis zu 300 000 Euro für die Installation im Stadion verschlingt.

Es wird deutlich, dass die technische Regel-Revolution, die durch die Hüter des International Football Association Board IFAB nach jahrelanger Ablehnung im Juli 2012 durch eine Statutenänderung auf den Weg gebracht wurde, auch eine Frage des vorhandenen oder nicht vorhandenen Geldes ist. Viele Ligen und Clubs zögern noch mit ihrer Zustimmung, zukünftig bei der Frage „Tor oder nicht Tor“ auf die teure Torlinien-Technik zu setzen.

Die reiche englische Premier League testet bereits das Hawk-Eye-System. Doch selbst in der wirtschaftlich gesunden deutschen Bundesliga sind nicht alle Vertreter Anhänger des High-Tech-Kampfes gegen Wembley-Tore. „Man muss sehen, was das für die unteren Ligen bedeutet. Denn in Wimbledon ist es ja auch so, dass die Hawk-Eye-Technologie auch nur auf den Plätzen 1 und 2 genutzt wird“, gab Liga-Präsident Reinhard Rauball bereits im vergangenen Jahr zu bedenken. Mit einer Einführung der Technik in der Bundesliga wird - wenn überhaupt - frühestens für die Saison 2014/15 gerechnet.

Die immensen Kosten einer technologischen Aufrüstung behagen der UEFA und ihrem Präsidenten Michel Platini ebenfalls nicht. „Die Torlinientechnologie in unseren Wettbewerben einzuführen, würde 50 Millionen Euro in fünf Jahren kosten“, sagte der Franzose, der die Technik komplett ablehnt und stattdessen zwei zusätzliche Torrichter in den UEFA-Wettbewerben einsetzt. Lange Zeit hatte sich auch FIFA-Chef Joseph Blatter der Torlinien-Technik verschlossen. Erst nach der Fehlentscheidung bei der WM 2010 in Südafrika änderte der Schweizer seine Meinung. Damals wurde ein klares Tor des Engländers Frank Lampard gegen Deutschland nicht gegeben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: