Fußball:Gibraltar - ein Zankapfel zwischen Briten und Spaniern

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Madrid (dpa) - Gibraltar ist ein Gegner der besonderen Art. Das britische Überseegebiet, dessen Fußballauswahl am Freitag in der EM-Qualifikation in Nürnberg auf Deutschland trifft, ist mit seinen knapp 30 000 Einwohnern das kleinste Mitglied der UEFA.

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Madrid (dpa) - Gibraltar ist ein Gegner der besonderen Art. Das britische Überseegebiet, dessen Fußballauswahl am Freitag in der EM-Qualifikation in Nürnberg auf Deutschland trifft, ist mit seinen knapp 30 000 Einwohnern das kleinste Mitglied der UEFA.

Die Fläche des „Affenfelsens“ ist etwa so groß wie die von Baltrum, der kleinsten ostfriesischen Insel. Das „Klein-Britannien“ am Südzipfel der Iberischen Halbinsel wurde erst 2013 nach einem jahrelangen Rechtsstreit in die UEFA aufgenommen. Seither bestritt Gibraltar acht Länderspiele mit einer Bilanz von einem Sieg (gegen Malta), zwei Remis und fünf Niederlagen. Der Weltverband FIFA verweigert Gibraltar die Aufnahme, weil es kein international anerkannter Staat ist.

Die Fußballer, die sich nun mit dem Weltmeister messen, sind britische Staatsbürger. Ihr Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth. Allerdings wird zu den Spielen eine eigene Gibraltar-Hymne gespielt. Um für die Nationalelf spielberechtigt zu sein, müssen die Spieler entweder in Gibraltar geboren oder dort zur Schule gegangen sein, oder ihre Eltern müssen von dort stammen.

Gibraltar gilt wie andere britische Überseegebiete als ein Steuerparadies und ist seit mehr als 300 Jahren Zankapfel zwischen Briten und Spaniern. Der britische Admiral George Rooke hatte 1704 die Wirren des spanischen Erbfolgekriegs dazu genutzt, den strategisch wichtigen Felsvorsprung an der Meerenge zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik zu erobern. 1713 wurde Gibraltar den Briten im Vertrag von Utrecht offiziell zugesprochen.

Spanien erhebt seither Anspruch auf das Territorium. „Wie mit Dornen in den Füßen müssen wir Spanier leben, solange Gibraltar zu England gehört“, soll König Philipp V. (1700-1746) gesagt haben. Spaniens Diktator Francisco Franco verhängte 1969 gar eine Blockade gegen Gibraltar, die erst 1982 gelockert wurde. In dieser Zeit war der Felsen nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen.

Die Bewohner haben dies den Spaniern nicht vergessen. Bei Volksabstimmungen votierten sie zu 99 Prozent für die weitere Zugehörigkeit zu Großbritannien. Vor fünf Jahren zeichnete sich eine Entspannung ab. Spaniens damaliger Außenminister Miguel Angel Moratinos besuchte Gibraltar als erstes Madrider Regierungsmitglied seit 300 Jahren. Heute sind die Beziehungen zwischen London und Madrid in der Gibraltar-Frage jedoch wieder gespannt. Immer wieder kommt es zu Zwistigkeiten um Hoheitsgewässer oder Grenzkontrollen.

Gibraltars Nationalelf kann ihre Heimspiele daher auch nicht in spanischen Städten wie Sevilla oder Málaga austragen, sondern muss in das rund 300 Kilometer entfernte Faro in Südportugal ausweichen. Das heimische Stadion entspricht nicht den UEFA-Standards.

Die Bewohner Gibraltars fühlen sich britisch und pflegen dies auch. „Bobbys“ regeln den Verkehr, die Lokale entlang der Main Street bieten „Fish and Chips“ an. Allerdings gibt es auch Besonderheiten: Die Autos fahren rechts, die „Gibraltarians“ sprechen neben Englisch auch fließend Spanisch - häufig mit einem andalusischen Akzent. Der Flughafen Gibraltars ist der einzige der Welt, dessen Start- und Landebahn von einer Straße gekreuzt wird. Wenn ein Flugzeug startet oder landet, wird die Straße von Schranken gesperrt.

Die berühmtesten Bewohner dürften die freilebenden Affen sein. Nach der Legende bleibt Gibraltar solange britisch, wie sich die Makaken auf dem Felsen halten.

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