Fußball:Furcht vor Skandal während der EM - Politikum Benzema

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Berlin (dpa) - Karim Benzemas Anwalt gibt Frankreichs Regierungschef eine Mitschuld. Andere vermuten, dass so auch die Sponsoren etwas entspannter dem Großereignis der Grande Nation im Sommer entgegen blicken.

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Berlin (dpa) - Karim Benzemas Anwalt gibt Frankreichs Regierungschef eine Mitschuld. Andere vermuten, dass so auch die Sponsoren etwas entspannter dem Großereignis der Grande Nation im Sommer entgegen blicken.

Die sportlich riskante Entscheidung gegen den derzeit erfolgreichsten Spieler bezeichnete die französische Sportzeitung „L'Équipe“ am Tag nach dem Aus für den skandalträchtigen Profi als die „am wenigsten schlimme“ Lösung.

Für Benzema selbst ist sie das nicht. „Er ist unendlich traurig“, betonte sein Anwalt Eric Dupond-Moretti in einem Video des Senders BFMTV. Für ihn ist klar, woran die EM-Teilnahme seines Mandanten scheiterte. „Von dem Moment an, als sich der Premierminister in die Auswahl der französischen Mannschaft eingeschaltet hatte, hatte das beachtliches Gewicht.“ Die Zeitung „Le Monde“ schrieb von „politischem Druck“.

Manuel Valls, Premierminister und der zweite Mann im Staat, hatte den endgültigen Ausschluss Benzemas gefordert. „Ein großer Sportler muss Vorbild sein“, andernfalls sei für ihn „kein Platz im Nationalteam“, hatte der Politiker bereits im Dezember betont. Damals war Benzema für die Nationalelf vorerst gesperrt worden.

Hintergrund ist seine Verwicklung in die Erpressung von Nationalteam-Kollege Mathieu Valbuena. Valbuena war im Juni mit der Veröffentlichung eines Sex-Videos bedroht worden, falls der Profi von Olympique Lyon nicht 150 000 Euro zahlt. Benzema wird der Komplizenschaft mit den Haupttätern beschuldigt.

„Es gab keine gute Lösung“, schrieb die „L'Équipe“ nun. Von einer Entscheidung, die die Sponsoren des Verbandes und auch die Öffentlichkeit beruhige, berichtete der Sender BFMTV. Der Ruf der Équipe tricolore stand auf dem Spiel. Und der war schon mal dahin.

Rückblick WM 2010. Sportlich ein Desaster, dazu ein Streik der Spieler. Kurzum: Ein großes Fiasko. Umso mehr ist Nationaltrainer Didier Deschamps auf Einheit und Brüderlichkeit in seinem Team für die Titelmission im eigenen Land bedacht.

Schon seit den Länderspielen im November baut Deschamps an einer Mannschaft ohne den wuchtigen Angreifer, der einst als Nachfolger von Zinedine Zidane gehandelt wurde. Zunächst war Benzema verletzt, dann ausgeschlossen und nun ist er ganz raus. Fragen nach dem längst zum Politikum gewordenen Problemstürmer beantwortet Deschamps seit Monaten einsilbig, wenn überhaupt.

Beim Versuch, nach 1984 mit dem EM-Titel und 1998 mit dem WM-Triumph erneut den Heimvorteil zu nutzen, müssen nun andere ran. Einer wie Antoine Griezmann, der mit seinen beiden Toren im Champions-League-Rückspiel mit Atlético Madrid Titelverteidiger FC Barcelona das vorzeitige Aus bereitete. Oder Olivier Giroud vom FC Arsenal. Beim 3:2 gegen die Niederlande waren beide je einmal erfolgreich, beim 4:2 gegen Russland konnte sich unter anderem auch Bayern Münchens Kingsley Coman auszeichnen.

Gegen Kamerun am 30. Mai und gegen Schottland am 4. Juni kann Deschamps sein Team noch mal auf die EM mit den Vorrundengegnern Rumänien, Albanien und die Schweiz einschwören. Ohne Benzema, der vielleicht doch die größte Schuld an seinem (vorläufigen) Aus im Nationalteam selbst trägt.

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