Fußball:Frankreich vor K.o. - Portugal feiert Turbo Ronaldo

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Lissabon (dpa) - Frankreich hat die große WM-Flatter, Franck Ribéry bangt um die Erfüllung eines großen Lebenstraums. Die Équipe Tricolore droht nach dem 0:2 -Desaster in der Ukraine erstmals seit 20 Jahren wieder eine Fußball-WM zu verpassen - und das ausgerechnet beim Traum-Turnier am Zuckerhut.

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Lissabon (dpa) - Frankreich hat die große WM-Flatter, Franck Ribéry bangt um die Erfüllung eines großen Lebenstraums. Die Équipe Tricolore droht nach dem 0:2 -Desaster in der Ukraine erstmals seit 20 Jahren wieder eine Fußball-WM zu verpassen - und das ausgerechnet beim Traum-Turnier am Zuckerhut.

„Alarmstufe Rot“ war am Samstag groß auf der Titelseite der Sportzeitung „L'Équipe“ zu lesen. Nun sei „ein Wunder“ nötig.

In Portugal ist hingegen der Hype um Cristiano Ronaldo nach dem 1:0 (0:0) gegen Schweden im Playoff-Hinspiel in neuen Dimensionen. Mit seinem Turbo-Flugkopfballtreffer hat der Superstar seine Landsleute wieder einmal glücklich gemacht. „Das ist Gold wert“, jubelte am Samstag die Sportzeitung „O Jogo“ mit Riesenlettern auf Seite eins. In Kroatien gingen die heimischen Medien nach dem 0:0 auf Island hart mit den eigenen Spielern ins Gericht. Griechenland feiert dagegen nach dem 3:1 (2:1) gegen Rumänien schon vorab seine Playoff-Helden.

Während Ribéry sich nach der 0:2 (0:0)-Schlappe in Schweigen hüllte, räumte der französische Nationaltrainer Didier Deschamps unumwunden ein: „Das ist schon hart“. Man werde alles tun, um beim Rückspiel am Dienstag im Pariser Stade de France das Blatt doch noch zu wenden und den nötigen Sieg mit drei Toren Vorsprung zu erringen. Die Ukraine sei allerdings ein sehr starkes, geschlossenes Team und nun in der deutlich besseren Position.

Nach den vielen Affären und Pleiten der jüngsten Zeit droht den „Bleus“ ein noch größerer Fauxpas: Die erste verpasste WM-Endrunde seit 1994. Brasilien rücke in weite Ferne, stellt die Zeitung „Le Figaro“ fest. In Kiew habe es ein weiteres „Desaster“ gegeben, wie die Nationalmannschaft sie zuletzt in Serie geboten habe, heißt es in Anspielung unter anderem auf den Trainingsstreik und das Vorrundenaus von Ribéry & Co. bei der WM 2010 in Südafrika. Für die Hauptstadtzeitung „Le Parisien“ ist alles einfach nur „zum Weinen“.

Im Olympiastadion hatten die Gäste vor 67 800 Zuschauern zwar mehr Ballbesitz und die eine oder andere gute Torchance, insgesamt zeigten die Franzosen jedoch eine schwache Leistung. „Vorne war das Team harmlos, hinten anfällig“, bilanzierte „L'Équipe“. Der 90 Minuten lang gut bewachte Ribéry bemühte sich immer wieder, das Spiel seines Teams anzukurbeln, aber auch er blieb deutlich unter Normalform. Der Sieg der Hausherren durch die Tore von Roman Zozulia (62.) und Andrej Jarmolenko (82./Foulelfmeter) war daher hochverdient.

Präsident Viktor Janukowitsch gratulierte den Spielern in der Kabine. „Ihr habt die Hoffnungen von Millionen Fans erfüllt“, sagte der Staatschef, der einen Fanschal trug. „Jetzt sind wir mit einem Bein in Brasilien“, titelte am Samstag die Kiewer Tageszeitung „Sport Express Ukraine“. Ribéry könnte hingegen als möglicher Weltfußballer 2013 das WM-Turnier 2014 verpassen.

Der persönliche Punktsieg im Megastar-Duell gegen den diesmal torlosen Schweden Zlatan Ibrahimovic war für Ronaldo sekundär. Tor Nummer 44 im Nationaltrikot kann den Weg zur WM nach Brasilien ebnen. Doch Ronaldo erwartet am Dienstag in Solna noch eine wahre „Schlacht“ gegen die Skandinavier. Die portugiesischen Medien feierten den Sieg aber bereits so, als wäre die vierte WM-Teilnahme der „Seleção“ in Serie schon geglückt. Ronaldo hatte die 61 500 Zuschauer im Estadio da Luz von Lissabon mit seinem Tor in der 82. Minute erlöst.

Die Schweden, in der Gruppe Zweiter hinter Deutschland, beschwören derweil ihre Comeback-Qualitäten, wie beim legendären 4:4 in Berlin bewiesen. „Es fehlt noch eine Begegnung, und wir spielen zu Hause. Wir haben definitiv eine Chance, alles kann passieren“, beteuerte Ibrahimovic.

Die kroatischen Bundesliga-Profis Mario Mandzukic, Ivica Olic und ihre Kollegen mussten sich nach der Rückkehr aus Reykjavik wie große Versager fühlen - dabei ist das WM-Ticket noch längst nicht verspielt. „Eine Schande, dass wir uns nicht gegen eine solche Mittelmäßigkeit wie Island qualifiziert haben. Nach einem solchen Spiel in Reykjavik haben wir die WM vielleicht auch nicht verdient - außer, wir machen in Zagreb ein Spiel mit Erinnerungswert“, schrieb die Zeitung „Jutarnji list“ nach dem 0:0 im Playoff-Hinspiel.

Das euphorisierte Griechenland wähnt sich nach dem 3:1 im Playoff-Hinspiel gegen Rumänien schon bei der WM. „Wir haben mit ihnen Samba getanzt!“, titelte die Zeitung „Sport Day“ am Samstag beseelt. Auch in den anderen Sport-Gazetten wurde das Team von Trainer Fernando Santos nach dem hochverdienten Heimsieg in Piräus wie ein sicherer Brasilien-Fahrer bejubelt. „Das Griechenland unserer Träume“, schwärmte „live Sport“. Und „Protathlitis“ sah den Doppel-Torschützen Kostantinos Mitroglou auf dem Höhepunkt seines Schaffens: „Die ganze Welt liegt ihm zu Füßen“.

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