Fußball:Frankreich liegt Meister AS Monaco zu Füßen

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Monaco (dpa) - Fürst Albert fiel Clubpräsident Dimitri Rybolowlew um den Hals, Stürmerstar Radamel Falcao umarmte am Spielfeldrand seine Töchter und ließ die Freudentränen hemmungslos fließen.

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Monaco (dpa) - Fürst Albert fiel Clubpräsident Dimitri Rybolowlew um den Hals, Stürmerstar Radamel Falcao umarmte am Spielfeldrand seine Töchter und ließ die Freudentränen hemmungslos fließen.

Der große Jubel war berechtigt, denn die Association Sportive Monaco war kurz zuvor dank eines 2:0 gegen AS Saint-Etienne erstmals nach langen 17 Jahren wieder französischer Fußball-Meister geworden. Nach der längsten Titeldurststrecke der Clubgeschichte gelang der achte Ligatriumph für die Monegassen, die somit nur noch zwei Titel hinter Rekordmeister Saint-Etienne liegen. „Die Fürsten sind endlich Könige“, titelte die Zeitung „Le Parisien“. 

„Mit einem Team, das nicht Favorit war, haben wir uns gegen einen sehr starken Rivalen durchgesetzt“, meinte Trainer Leonardo Jardim in Anspielung auf den Serienmeister der vergangenen vier Jahre, Paris Saint-Germain, der diese Saison mit Weltmeister Julian Draxler und Nationaltorwart Kevin Trapp mit dem zweiten Platz vorlieb nehmen muss. Jardim sprach noch, als seine Schützlinge in den Konferenzraum stürmten und den Portugiesen mit einem Kübel Eiswasser, Bier und Orangensaft überschütteten.

Mittwochnacht war das Millionärsparadies am Mittelmeer außer Rand und Band, auch in der Spielbank von Monte Carlo sangen und tanzten AS-Fans. Dem spektakulär spielenden Team um Sturm- Wunderkind Kylian Mbappé lag aber ganz Frankreich zu Füßen: „Es hat die Mannschaft triumphiert, die am spektakulärsten, am schönsten, am offensivsten gespielt hat. Das sollte immer so sein“, lobte das Fachblatt „L'Équipe“ unter dem Titel Ein Meister Größe XXL.

Das Team verdient in der Tat Anerkennung. In bisher 37 Ligaspielen erzielte der Champions-League-Bezwinger von Dortmund - für den in der Königsklasse im Halbfinale gegen Juventus Endstation war - nicht weniger als 104 Tore. Mehr haben nur RC Paris (118) und Stade Reims (109) vor 57 Jahren geschossen. Und falls die Tormaschine am Samstag das letzte Saisonspiel bei Stade Rennes gewinnt, wird sie den Rekord von PSG mit 30 gewonnenen Spielen aus der Saison 2015/2016 einstellen. Und mit zwölf Siegen in Serie den Rekord von Girondins Bordeaux von 2008/2009 (elf) übertreffen.

Nach dem Sieg im Nachholspiel gegen Saint-Etienne hat Monaco vor dem 38. und letzten Spieltag sechs Punkte Vorsprung auf Paris (86). Fürst Albert kann sein Glück nicht fassen. Dabei waren wir vor vier Jahren noch in der zweiten Liga, sagte der 59-Jährige, dessen Mutter Grace Kelly 1960 das bis heute getragene rot-weiße Trikot mit dem diagonalen Design entwarf. Im Dezember 2011 war man nach dem Abstieg im Sommer sogar in Liga zwei Schlusslicht, der Sturz in die Bedeutungslosigkeit drohte.

Aber da kam plötzlich der milliardenschwere russische Düngerkönig Rybolowlew. Der bewahrte Monaco nicht nur vor dem Bankrott. Mit einer intelligenten Führungs- und Einkaufspolitik führte er die AS in der Grande Nation wieder bis ganz nach oben.

Der jetzige Kader ist eine gute Mischung aus Routiniers wie Falcao (33), Mittelfeld-Regisseur Joao Moutinho (30) und Torwart Danijel Subasic (32) sowie Jungstars wie Bakayoko (22), Fabinho (23), Benjamin Mendy (22), Thomas Lemar (21), Bernardo Silva (22) - und vor allem mit dem erst im Winter groß herausgekommenen Mbappé. Seit dem 1. Februar traf der 18-Jährige in 23 Pflichtspielen 20 Mal.

Silva wird nun nach Medienberichten vom FC Bayern umworben, an Lemar soll unter andere der FC Barcelona interessiert sein. Und Mbappé will sich der steinreiche Boss von Champions-League-Sieger und -Finalist Real Madrid, Florentino Pérez, schnappen. Geld fehlt zwar in Monaco nicht. Doch im kleinen Stade Louis II spielte das Team diese Saison trotz aller Erfolge im Schnitt nur vor knapp 9000 Zuschauern. Am Mittwoch bejubelten immerhin 14 000 Fans die Treffer von Mbappé und Valère Germain - und dann den Titel. 

Das Fürstentum ist alles andere als fußballverrückt und mit seinen knapp 38 000 Einwohnern auch zu fein und zu klein für eine Fußball-Hochburg. Bleiben die Stars trotzdem? „Mbappé hat mir gesagt, er möchte bleiben“, verriet Albert. Der Stürmer versprach derweil seiner Mama: „Nächste Saison wird noch besser!“ Die Frage ist: In Monaco oder mit Toni Kroos und Cristiano Ronaldo in Madrid?

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