2. Bundesliga:Zu stark der Wind, zu groß der Schmerz

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Der Neue bei der Fortuna: Daniel Thioune ersetzt in Düsseldorf den entlassenen Trainer Christian Preußer. (Foto: MIS/imago)

Erstaunlich lange hielt Fortuna Düsseldorfs Sportchef Klaus Allofs trotz mäßiger Ergebnisse am jungen Trainer Christian Preußer fest. Jetzt griffen beim Traditionsklub aber doch die üblichen Mechanismen. Der neue Coach Daniel Thioune startet direkt gegen Schalke 04.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Klaus Allofs hat sich lange gesträubt, den branchenüblichen Mechanismen nachzugeben. Im Dezember sagte der Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf über seinen erfolglosen Trainer Christian Preußer: "Wir können nicht sagen, wir gehen gemeinsam diesen Weg - und dann fallen wird beim ersten Wind direkt um." Der Wind wurde immer stärker, doch Allofs blieb standhaft. Zwei Monate lang. Noch vor einer Woche sagte er: "Momentan bin ich überzeugt, dass Christian Preußer uns aus dieser Situation herausbringen kann." Anschließend verlor Düsseldorf 0:1 in Kiel, der Wind wurde zum Sturm. Am Montagabend fielen Allofs und die Fortuna um.

In Kiel setzte es für die ambitionierte Fortuna die vierte Niederlage nacheinander, zum vierten Mal nacheinander schoss Düsseldorf kein Tor. Seit dem 3. Dezember hat die Mannschaft kein Spiel mehr gewonnen, seit 11. Dezember kein Tor mehr erzielt. Die traditions- und ruhmreiche Fortuna, die der im Sommer vom SC Freiburg II geholte Preußer in die Nähe der Aufstiegsplätze zur Bundesliga hätte führen sollen, steckt längst in höchster Abrutschgefahr. Deshalb griffen die branchenüblichen Mechanismen jetzt doch noch: Der 38-Jährige wurde beurlaubt, seine Nachfolge tritt Daniel Thioune an. Am Sonntagmittag spielt Düsseldorf gegen Schalke 04 - so wirft man einen neuen Trainer ins kalte Wasser.

Allofs war lange überzeugt von Preußer. Der gebürtige Berliner hatte Freiburgs zweite Mannschaft fünf Jahre lang trainiert und kurz vor seinem Abschied sogar noch in die dritte Liga geführt. Doch in Düsseldorf gelangen zu wenige gute Ergebnisse. Platz neun nach elf Spieltagen war tabellarisch mal das Höchste der Gefühle. Seit Ende Oktober kam nur noch ein einziger Sieg hinzu - trotz so erfahrener Fußballer wie Felix Klaus (166 Bundesligaspiele), André Hofmann und Matthias Zimmermann (je 89), trotz eines versierten Technikers wie Marcel Sobottka, eines U21-Nationalspielers wie Shinta Appelkamp und eines zweitliga-erfahrenen Torjägers wie Rouwen Hennings (80 Tore in 263 Zweitligaspielen). Die Fortuna rutschte an den Abgrund der Tabelle.

6:22 Stunden - so lange hat Düsseldorf nicht mehr getroffen

Vor allem die jüngsten fünf Spiele dürften Allofs auf den Magen geschlagen haben. Der 65-Jährige hat einst selbst 177 Bundesliga-Tore erzielt, er teilt sich mit Dieter Müller den neunten Platz in der ewigen Bundesliga-Torschützenliste. Wenn seine Fortuna nun 6:22 Stunden lang kein Tor schießt, dann tut jede dieser 382 Minuten mehr weh. Nach der Niederlage am Sonntag in Kiel waren die Schmerzen nicht mehr auszuhalten. "Die Tabellensituation und die vier Partien ohne Punkt- und Torerfolg haben uns gezwungen zu handeln", sagte Allofs am Dienstag. "Wir sind zu dem Ergebnis gelangt, dass ein neuer Impuls die beste Lösung ist."

Für Daniel Thioune ist Düsseldorf der zweite Versuch, einem Traditionsverein im Unterhaus einen neuen Impuls zu geben. Als sich in der vergangenen Saison beim Hamburger SV abzeichnete, dass der Aufstieg in die Bundesliga misslingt, wurde Thioune Anfang Mai 2021 nach nur zehn Monaten im Amt beurlaubt. Aufsteigen muss er mit Düsseldorf in dieser Saison gewiss nicht mehr: "Es geht um den Klassenerhalt", sagte Thioune am Dienstag bei seiner Präsentation.

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