Fußball-EM 1976:Hoeneß' Schuss in den Belgrader Nachthimmel feiert 40. Jubiläum

Beides legendär, beides 40 Jahre her: Der Fehlschuss des späteren Bayern-Präsidenten im EM-Finale 1976 gegen die Tschechoslowakei und Panenkas entscheidender Lupfer.

Von Max Sprick

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Vor 40 Jahren trafen Deutschland und die Tschechoslowakei im Finale der Fußball-Europameisterschaft aufeinander. Die deutschen Welt- und Europameister erlebten eine denkwürdige Niederlage im Elfmeterschießen, das Spiel ging als "Nacht von Belgrad" ist die Geschichte ein. Diese elf Spieler waren als Favorit ins Finale von Belgrad gestartet: Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Georg Schwarzenbeck, Herbert Wimmer, Rainer Bonhof, Bernd Hölzenbein, Dieter Müller, Bernard Dietz, Erich Beer, Berti Vogts und Uli Hoeneß (v.r.).

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Ihnen gegenüber stand die Tschechoslowakei, die als Bezwinger von England in der Qualifikation unberechenbar schien. Im Halbfinale hatte die Mannschaft von Jezek Valav nach Verlängerung gegen die Niederlande 3:1 gewonnen. Vier Tage später begannen: Anton Ondrus, Ivo Viktor, Karol Dobias, Jozef Capkovic, Marian Masny, Jozef Moder, Jan Svehlik, Jan Pivarnik, Antonin Panenka, Zdenek Nehoda, Koloman Gögh (v.li.).

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Auch die Deutschen mussten im Halbfinale in die Verlängerung, sie schlugen Gastgeber Jugoslawien 4:2. Dank Dieter Müller, 22-jähriger Joker vom 1.FC Köln, der in der 79. Minute für Herbert Wimmer kam, sein erstes Länderspiel absolvierte und gleich in den gegnerischen Strafraum lief. Seine erste Ballberührung führte zum 2:2-Ausgleich. In der Verlängerung erzielte er mit zwei weiteren Toren in der 115. und 119. Minute den Endstand eines denkwürdigen Halbfinales. Auch im Finale trifft Müller nach 28 Minuten, nachdem Svehlik und Dobias die Tschechoslowakei mit 2:0 in Führung geschossen hatten.

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Danach fehlt Deutschland trotz zahlreicher Torchancen die Durchschlagskraft. Bis die DFB-Elf in der 89. Minute eine letzte Ecke bekommt. Hölzenbein köpft sie zum Ausgleich an Viktor vorbei ins Netz und rettet den Titelverteidiger in die Verlängerung.

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Auf der Bank jubelt der Mann mit der Mütze: Bundestrainer Helmut Schön.

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Die Verlängerung blieb torlos, der fatale Moment kam im Elfmeterschießen beim Stand von 3:4. Uli Hoeneß legt sich den Ball zurecht. Zuvor haben Rainer Bonhof, Heinz Flohe und Hannes Bongartz für die DFB-Elf jeweils ausgeglichen. Dann läuft Hoeneß an, "wie in Trance", sagt er später. Mit rechts schießt der Münchner derart weit über das Tor von Ivo Viktor, dass Spötter behaupten, die Liebespaare im benachbarten Tasmajdan-Park hätten ein Ufo am Belgrader Nachthimmel vermutet. "Den Ball suchen sie noch heute", witzelt auch "Kaiser" Franz Beckenbauer noch Jahre danach, "den hast du gar nicht mehr gesehen".

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Der Moment, in dem Hoeneß realisiert, was gerade passiert ist. Da sei er "apathisch" gewesen, "alles um mich rückte in weite Ferne, wurde grau. Ich registrierte nichts mehr."

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Auch was dann folgt, realisiert Hoeneß nicht mehr.Die endgültige Demütigung durch Antonin Panenka, der den Ball rotzfrech über Sepp Maier ins Tor lupft und eine neue Form der Elfmeter-Ausführung erfindet. Der krasse Außenseiter wird dadurch Europameister - der amtierende Weltmeister ist blamiert.

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Emotionen auf der deutschen Bank: Der erschöpfte Verlierer Beckenbauer ertränkt seine Enttäuschung im Mineralwasser.

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Während der frisch gekürte Europameister Gögh ein edleres Trinkgefäß gefunden hat.

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Torwart Victor und Siegtorschütze Panenka versprühen bei der Pokalverleihung nicht die ganz große, überschwängliche Freude.

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Die Verlierer geben auch in roter Kleidung keine gute Figur ab: Beckenbauer, Hölzenbein, Bonhof und Dietz (v.li.).

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Nach dem EM-Titel 1972 und dem WM-Triumph 1974 von Hoeneß, Beckenbauer, Gerd Müller, Paul Breitner und all den anderen sei die Niederlage von Belgrad "eine Zäsur" gewesen, "das Ende einer Ära", sagt Hoeneß heute. Sein verschossener Elfmeter verfolge ihn nicht mehr. Es seien vielmehr die Medien, "die mich damit verfolgen".

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