Fußball:Dreierkette und Flexibilität - die Taktiktrends der Saison

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Düsseldorf (dpa) - Der ballbesitzorientierte Fußball der Bayern, die Flexibilität des BVB oder das Ingolstädter Pressing - die am Samstag zu Ende gehende Bundesligasaison hatte aus taktischer Sicht viel zu bieten.

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Düsseldorf (dpa) - Der ballbesitzorientierte Fußball der Bayern, die Flexibilität des BVB oder das Ingolstädter Pressing - die am Samstag zu Ende gehende Bundesligasaison hatte aus taktischer Sicht viel zu bieten.

Besonders auffällig: Immer mehr Mannschaften spielen in der Abwehr mit einer Dreierkette. „Dadurch hat man mit Ball einen Spieler mehr im Mittelfeld“, sagt der Kölner Sportspielforscher Daniel Memmert. Bayern München, Borussia Mönchengladbach oder Hoffenheim sind Beispiele für Clubs, die auf dieses Stilmittel setzen.

„Man hat gemerkt, dass vier Spieler in der Abwehr für den Aufbau einfach nicht nötig sind. Das liegt auch daran, dass der Torwart mittlerweile sehr stark ins Aufbauspiel eingebunden ist“, erklärt Memmert. „Viele Torhüter in der Bundesliga sind heutzutage sehr passsicher.“

Die Dreierreihe in der Verteidigung stelle an die Fußballer hohe Ansprüche. „Gerade von den „Sechsern“ und den Spielern auf den Außenpositionen ist da viel gefordert, meint der Sportspielforscher. „Dass viele Mannschaften so spielen können, liegt auch daran, dass die Spieler mittlerweile so gut sind, dass sie bei Ballverlust schnell umschalten und wieder in die defensive Formation finden.“ Dann wird aus der Dreier- schnell eine Fünferkette.

Fußballprofis müssten immer flexibler werden. Viele Spieler können mehrere Positionen spielen, und wechseln auch während einer Partie zwischen verschiedenen Aufgabenfeldern. „Für variable Spieler sind Bundesligaclubs bereit, viel Geld zu bezahlen“, sagt Memmert. Er nennt den Hoffenheimer Tobias Strobl, Joshua Kimmich vom FC Bayern und den Dortmunder Gonzalo Castro als Positivbeispiele in Sachen Variabilität.

Lutz Hangartner, Präsident beim Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL), hebt ebenfalls die Vielseitigkeit von Fußballern als Qualitätsmerkmal hervor: „Früher gab es die Spezialisten für Abwehr, Mittelfeld und Angriff. Heute muss jeder Spieler Qualitäten in der Defensive und in der Offensive haben.“ Solche Spieler geben ihren Trainern die Möglichkeit, die Taktik und Spielweise an den jeweiligen Gegner anzupassen.

Memmert sieht das ähnlich. Was die taktische Flexibilität angeht, habe Borussia Dortmund unter Coach Thomas Tuchel eine Vorreiterrolle. „In den letzten Spielen hat mich aber auch Julian Nagelsmann bei 1899 Hoffenheim sehr beeindruckt.“ Es komme immer darauf an, für die vorhandenen Spieler die richtige Spielform und Spielphilosophie zu finden. Das sei Ralph Hasenhüttl beim Aufsteiger Ingolstadt sehr gut gelungen. „Da wurde das Potenzial optimal ausgeschöpft.“

Bayern München könne aufgrund der individuellen Qualität seiner Spieler den Ball lange in den eigenen Reihen halten und dadurch Energie sparen. „Genau diese Energie braucht man, um nach Ballverlusten vorne drauf zu gehen und den Gegner zu Fehlern zu zwingen“, sagt Memmert. Teams aus den unteren Tabellenregionen müssten anders agieren und beispielsweise eher auf Konter setzen.

Der Kölner Sportspielforscher rechnet damit, dass Fußballer in Zukunft noch flexibler werden. „Ein aufgerückter Abwehrspieler muss dann auch mal vorne bleiben.“ Denn: „Immer wenn Spieler in Räumen sind, wo der Gegner sie nicht erwartet, wird es gefährlich.“

Unberechenbarkeit werde immer wichtiger. „Ich vergleiche das gerne mit Roger Federer im Tennis“, sagt Memmert. „Warum war er solange die Nummer eins? Weil er unberechenbar war. Die Gegner konnten sich schlecht auf ihn einstellen.“

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