Fußball:Der Fußball darf nicht zu teuer werden

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Die Vereine wollen mehr Geld, vor allem um mit Ligen in England und Spanien mithalten zu können. (Foto: REUTERS)

Wenn die Bundesliga-Vereine noch mehr TV-Gelder bekommen, zahlt die Rechnung mal wieder der Zuschauer. Und das Spiel um die Milliarden hat gerade erst begonnen.

Kommentar von Caspar Busse

Wie attraktiv Fußball ist, hat sich erst in dieser Woche wieder gezeigt. Das Champions-League-Spiel des FC Bayern München gegen Benfica Lissabon haben am Mittwochabend mehr als zehn Millionen Zuschauer im ZDF verfolgt. Am Donnerstag waren fast 6,3 Millionen bei der dramatischen Niederlage von Borussia Dortmund in Liverpool dabei, und das bei dem kleinen Spartensender Sport 1.

Live-Fußball ist inzwischen eines der ganz wenigen wichtigen "Events" für das Fernsehen, eine Branche, die sich durch die Digitalisierung gerade dramatisch ändert. Die großen Fernsehsendungen, die die Zuschauer in Massen vor die Fernsehgeräte lockten und ein "Lagerfeuer"-Gefühl schufen, sind verschwunden. Stattdessen entstehen immer mehr Spartensender. Jüngere Zuschauer sind im Internet unterwegs, als Kunden von Online-Videotheken oder von Streaming-Diensten wie Netflix. Sie schauen, was und wann sie wollen.

Die Ausschreibung der TV-Rechte ist so kompliziert wie nie

Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), liegt also richtig, wenn er Bundesliga-Fußball als das "wertvollste Medienrecht" bezeichnet. Die 36 deutschen Fußballvereine der ersten und zweiten Liga wollen viel Geld damit einnehmen, nicht zuletzt auch, um im Wettkampf mit den finanzstarken Fußballligen aus England, Spanien und Italien mithalten zu können. Seifert spricht von 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro pro Saison. Das wäre ein deutlicher Zuwachs, derzeit sind es knapp 850 Millionen Euro. Kann das überhaupt gelingen? Wer zahlt am Ende die Rechnung?

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Das Spiel um die Milliarden hat gerade erst begonnen. Seifert hat die Ausschreibung gestartet, sie ist so kompliziert wie noch nie. 17 Pakete sind im Angebot: Für das frei empfangbare Fernsehen, für Bezahl-Sender, für das Radio, für die Verbreitung per Internet oder per Smartphone. Wer am Ende wie viel zahlen wird, ist offen. Immerhin gibt es eine ganze Zahl von Interessenten. Die öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender, die dringend auf Einschaltquoten angewiesen sind, der Pay-Sender Sky, der noch immer mit Verlusten kämpft, außerdem die Telekom, Vodafone, Amazon, Discovery (Eurosport), die auf Sportübertragungen spezialisierte Perform-Gruppe aus London. Sie alle könnten sich gegenseitig hochbieten und am Ende sehr viel Geld zahlen, so die Hoffnung der DFL.

Es entsteht eine gefährliche Blase

Doch klar ist auch: Die Rechnung wird am Ende der Zuschauer zahlen - über seine Rundfunkgebühr, über Abopreise für kostenpflichtige Angebote oder über immer mehr Werbung rund um die Partien. Es wird möglicherweise auch komplizierter für die Zuschauer, wenn es mehrere Anbieter für verschiedene Übertragungswege gibt. Höher, schneller, weiter - das Motto des Sports kann nicht einfach auf die wirtschaftlichen Bedingungen übertragen werden. Wohin das führen kann, ist in England zu besichtigen. Dort haben sich der Abosender Sky und der Telekom-Konzern BT gegenseitig überboten. Es entsteht womöglich eine gefährliche Blase, wenn sie platzen sollte, wären die Folgen unabsehbar.

In Deutschland liegen die Dinge (noch) anders. Die Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte werden unter den Vereinen aufgeteilt - zum Leidwesen etwa des FC Bayern München, der im Konkurrenzkampf mit den großen europäischen Klubs eher mehr Geld braucht. Dieses System der Solidarität mag heute manchem aus der Zeit gefallen erscheinen, aber es hat sich bewährt und sichert eine gewisse Chancengleichheit. Der Fußball darf nicht zu teuer werden, sonst könnte er an Attraktivität bei den Fans verlieren. Das hätte dann wirklich gravierende wirtschaftliche Folgen für die Vereine.

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Von Jan Schmidbauer
© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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