Fußball-Bundesliga:VfL Bochum feuert Herrlich

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Die Woche der Trainer-Entlassungen: Bochums Coach Heiko Herrlich soll in der Kabine Spieler beschimpft haben - und muss gehen. Am Samstag gegen Bayern übernimmt der A-Jugend-Trainer.

Die "herrlichen Zeiten" beim VfL Bochum sind nach nur 184 Tagen vorbei: Die Westfalen zogen am Donnerstag mitten in der heißen Phase des Abstiegskampfes die Notbremse und gaben Trainer Heiko Herrlich nach zehn Spielen in Folge ohne Sieg und dem Sturz auf den Relegationsplatz der Fußball-Bundesliga überraschend den Laufpass.

Heiko Herrlich wurde als Trainer des VfL Bochum entlassen. (Foto: Foto:)

Nun soll VfL-Idol Dariusz Wosz, zuletzt Coach der Bochumer A-Junioren, als "Feuerwehrmann" in den letzten beiden Spielen beim Champions-League-Finalisten Bayern München am Samstag (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total) und eine Woche später im möglichen Endspiel gegen Hannover 96 die ehemals "Unabsteigbaren" vor dem sechsten Absturz in die zweite Liga bewahren. Als VfL-Profi war Wosz an drei der fünf Bochumer Abstiege beteiligt. "Wir wollen kurzfristig alles auf eine Karte setzen", sagte Sportvorstand Thomas Ernst: "Wir sind nach vielen Analysen und Gesprächen zu dem Entschluss gekommen, dass wir mit Dariusz Wosz größere Chancen haben, unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen."

"Anderes Stimmungsbild"

Ausschlaggebend für die Trennung sei laut Ernst gewesen, "mit einem anderen Stimmungsbild in die letzten Spiele zu gehen". Am Ende der Saison werde man wissen, "ob wir zwei Wochen zu spät reagiert haben". Gerüchte über Wutanfälle des 38-jährigen Herrlich in der Kabine und Beschimpfungen gegen die Spieler, die sich angeblich zuletzt für eine Trennung vom Chefcoach ausgesprochen haben sollen, bestritten am Donnerstag sowohl Herrlich als auch Ernst. "Diese Vorwürfe weise ich mit Entschiedenheit zurück", sagte Herrlich. Er habe lediglich die Mannschaft mit deutlichen Worten wachrütteln wollen. Bild.de hatte von einem Ausraster Herrlichs am vergangenen Dienstag berichtet, um Zuge dessen der 38-Jährige angeblich einen Wäschekorb durch die Kabine getreten haben soll.

Ernst betonte, es habe nach den schwachen Leistungen beim 1. FC Köln und gegen den VfB Stuttgart (je 0:2) keine Eskalation im Verein gegeben. Ins Detail wollte der Ex-Torwart der Bochumer allerdings nicht gehen. "Wir halten es weiterhin so, dass wir Dinge intern besprechen", sagte Ernst, der gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer und Finanzvorstand Ansgar Schwenken Herrlich am Donnerstagmorgen über die Entlassung informiert hatte.

Viele Nebenkriegsschauplätze

Herrlich hatte zuletzt offensichtliche Probleme, mit dem Druck im Abstiegskampf umzugehen. Die völlig verunsicherte Mannschaft erreichte er anscheinend nicht mehr, im Heimspiel gegen Stuttgart hatte der VfL keine einzige Torchance. Zudem leistete sich der fünfmalige Nationalspieler unnötige Nebenkriegsschauplätze. Unter anderem lieferte er sich nach dem Spiel gegen Stuttgart am Freitag in der Pressekonferenz ein hitziges Wortgefecht mit einem Journalisten.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte der VfL noch alle Register gezogen, um Herrlich zu verpflichten. Altegoer wandte sich persönlich an den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, um den mit vielen Vorschusslorbeeren bedachten Herrlich vom Verband loseisen zu können. Dort hatte er die U17- und später die U19-Junioren betreut. Nun soll es Integrationsfigur Wosz richten, der bereits nach der Entlassung von Marcel Koller im vergangenen September bis zur Verpflichtung von Herrlich gemeinsam mit Frank "Funny" Heinemann die Profis betreut hatte. "Ich war schon überrascht, dass es jetzt so schnell ging, aber natürlich bin ich bereit", sagte Wosz.

Der 17-malige Nationalspieler, der keine Fußballlehrer-Lizenz besitzt und eine Sondergenehmigung erhält, wird gemeinsam mit U23-Coach Nico Michaty auf Interimsbasis die Verantwortung für die letzten zwei bzw. vier Spiele (inklusive Relegation) übernehmen. Das Trikot des VfL trug er 346-mal. "Wir haben eine gute Mannschaft, auch wenn man das in den letzten Wochen nicht immer gesehen hat", sagte Wosz. Er kündigte für das Spiel bei den Bayern mutigen Angriffsfußball an: "Wir dürfen keinen Köttel in der Hose haben."

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