Fußball-Bundesliga:Unruhe in der Familie

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Dank mit Folgen: Nach dem Hinspiel (2:1 für Leipzig) verbeugte sich Augsburgs Ex-Leipziger Georg Teigl bei den Heimfans für den freundlichen Empfang. Die eigenen Fans hingegen waren empört. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Der FC Augsburg blickt wegen der aufgeheizten Stimmung gegen RB Leipzig mit Sorge auf das Freitagsspiel - und versucht, unsachliche Kritik am Aufsteiger zu unterbinden.

Von Maik Rosner

Georg Teigl spielt beim FC Augsburg bisher eine eher untergeordnete Rolle, der 26-jährige Österreicher hat erst ein Spiel über 90 Minuten absolviert. In dieser Woche stand er dennoch im Mittelpunkt. Es ging um die Vorkommnisse vom Hinspiel bei RB Leipzig, als Teigl nach seinem ersten Bundesliga-Einsatz für die Augsburger von den eigenen Fans angefeindet worden war. Im Sommer war er vom Aufsteiger zum FCA gewechselt, nach seinem Debüt bedankte er sich bei Leipzigs Anhang für den freundlichen Empfang. Einigen Augsburger Fans genügte das, um Teigls Rausschmiss zu fordern.

An diesem Freitagabend (20.30 Uhr) treten die Leipziger den Gegenbesuch an. Es ist der erste überhaupt von RB in Augsburg, und bei den Schwaben wächst die Sorge, dass ihre Fans mit unsachlicher Kritik gezielt aufbegehren könnten. Die Leipziger hatten das zuletzt besonders heftig auf ihrer Dienstreise nach Dortmund erlebt, als Fans attackiert wurden und massenweise Spruchbänder mit teils üblen Schmähungen entrollt worden waren. Vorangegangen waren dem Eklat Aussagen von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, mit denen er womöglich zur aufgeheizten Stimmung beigetragen hatte.

Augsburgs Ultras wollen, dass ihre Choreografie keiner Autorisierung unterzogen wird

In dieser Hinsicht ist auch Augsburgs Präsident Klaus Hofmann aufgefallen, wenngleich mit einem wesentlich längeren Vorlauf. In Erinnerung sind seine Aussagen aber noch, besonders bei den Anhängern des FC Augsburg. Womöglich ist genau das jetzt Teil des Problems für den Verein. Im Dezember 2015 hatte sich Hofmann in Bezug auf die 50+1-Regel über RB Leipzig ausgelassen, das sich damals auf dem Weg in die erste Liga befand. "Es fällt mir schwer, zu glauben, dass man Regeln so auslegen kann, dass ein Verein wie RB Leipzig eine Lizenz für den Profifußball bekommt. Das, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, kotzt mich an", hatte Hofmann den Mitgliedern auf der Jahreshauptversammlung zugerufen. Überliefert ist von ihm aber nicht nur die Abneigung gegen Schlupflöcher und Ausnahmen im Lizenzierungsverfahren für üppig alimentierte Konzernklubs, die kleine Vereine wie den FCA zu verdrängen drohen. Häufig erinnert wird auch an ein weiteres Zitat Hofmanns aus dem Jahr 2014: "Seit viereinhalb Jahren freue ich mich über jede Leipziger Niederlage und trinke darauf ein Bier."

Damit sich Anfeindungen wie jüngst in Dortmund in Augsburg nicht wiederholen, hat sich der Verein zu einem mäßigenden Aufruf veranlasst gesehen. Der FCA verbreitete eine Stellungnahme, mit er über Maßnahmen informierte, durch die ein "friedliches Miteinander" gewährleistet werden solle, wie es hieß. Demnach sollen die Sicherheitsvorkehrungen durch zusätzliche Ordnungskräfte sowie durch die Trennung von Tribünensektoren verstärkt werden, bei Bedarf auch im Bereich der Heimzuschauer. Zudem habe der Verein in Gesprächen versucht, auf die aktive Fanszene einzuwirken. Offenbar allerdings mit wenig Erfolg. Gegen die Weisung des FCA, wonach Plakate angemeldet und einer Prüfung unterzogen werden müssen, wehren sich die Ultras energisch. "Eine geplante Choreografie wird von uns genauso durchgezogen, wie es in Augsburg seit jeher üblich ist: ohne vorherige Anmeldung oder Autorisierung", schrieben die Ultras der "Szene Fuggerstadt" kürzlich auf ihrer Internetseite.

Dabei soll das Recht auf freie Meinungsäußerung gar nicht beschnitten werden, solange Grenzen gewahrt bleiben. Ihre grundsätzliche Haltung zu RB Leipzig haben die Augsburger sogar in ihrem Aufruf verdeutlicht. Man wolle festhalten, "dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konstrukt RB Leipzig grundsätzlich möglich sein muss. Dies rechtfertigt jedoch in keinster Weise Gewalt, Hass, Diffamierungen oder Beleidigungen." Sie hoffen, damit bei den Besuchern Gehör zu finden. Es geht schließlich auch um den Erhalt des gern gepflegten Augsburger Images eines friedlichen Familienklubs.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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