Fußball-Bundesliga:Augsburg sucht Abwehrkräfte

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Der Transfer von Hinteregger hat dem Klub Millionen eingebracht. Aber die Suche nach einem Torwart und einem Rechtsverteidiger bereitet Probleme.

Von Sebastian Fischer

Am letzten Spieltag der vergangenen Saison ging es für den FC Augsburg eigentlich um nichts mehr, den Kampf gegen den Abstieg hatte der Klub schon gewonnen. Doch für die Planung der nächsten Spielzeit, die in eineinhalb Wochen mit dem DFB-Pokalspiel beim Regionalligisten SC Verl beginnt, war es eine entscheidende Begegnung. Augsburg verlor mit dem wohl peinlichsten Auftritt der eigenen Bundesliga-Historie mit 1:8 beim VfL Wolfsburg. Und spätestens danach war es jedem im Klub klar, dass der Kader ein paar neue Verteidiger braucht.

In Augsburg hat in diesen Tagen jene Zeit begonnen, die Erfolg und Misserfolg einer ganzen Saison definieren kann, die entscheidende, abschließende Phase der Kaderplanung. Der Transfer von Innenverteidiger Martin Hinteregger zu Eintracht Frankfurt, der nach wochenlangen Verhandlungen am Mittwoch vor dem Abschluss stand, bringt dem Klub mehr als zehn Millionen Euro für neue Transfers. Hinteregger war am Mittwoch zur medizinischen Untersuchung in Frankfurt. Damit ist der Weg frei für einen weiteren Innenverteidiger, der noch kommen könnte. Zumindest hieß es vor drei Wochen, als Marek Suchy, 31, vom FC Basel kam, dass der tschechische Nationalspieler noch nicht der Ersatz sei für den Verlust Hintereggers, der sich längst abzeichnete. Doch um die Planung abzuschließen, braucht Augsburg vor allem noch einen Torwart und einen Rechtsverteidiger.

Für die rechte Abwehrseite hat der FCA momentan vor allem zwei im Klub ausgebildete Talente

Im Mai gegen Wolfsburg begann auf der Rechtsverteidigerposition Simon Asta, 18. Es soll im Verein durchaus mal die Idee diskutiert worden sein, in die neue Saison mit dem Vorhaben zu gehen, Spielern wie ihm verstärkt Chancen zu geben, zumal Raphael Framberger, 23 Jahre alt und ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs, auch noch da ist, bloß gerade einen Kreuzbandriss auskuriert. Asta konnte allerdings zumindest gegen Wolfsburg, bei seinem zweiten Bundesligaspiel, nicht unbedingt für sich werben. Im Trainingslager spielte rechts hinten oft Tim Rieder, 25, der im Sommer von einer Leihe beim Zweitligisten Darmstadt zurückkehrte, eigentlich aber ein Innenverteidiger ist. Außerdem kann noch Georg Teigl rechts in der Viererkette spielen, der zwar in der Vorbereitung wie Rieder einen guten Eindruckmacht, allerdings mit 28 erst sechs Bundesligaspiele von Beginn an bestritten hat. Jonathan Schmid, Stammspieler in der Vorsaison, ist zum SC Freiburg gewechselt.

Der FCA hat einen breiten Kader, für die Offensive und die linke Seite sind viele Neue gekommen, mindestens für den möglichen Weggang von Philipp Max, vielleicht auch für den von Michael Gregoritsch, ist vorgesorgt. Transfers der beiden hat Manager Stefan Reuter im Trainingslager "sehr unwahrscheinlich" genannt, darin aber auch den bevorstehenden Weggang von Hinteregger eingeschlossen, der schon seit Monaten sehr wahrscheinlich war. Dass für die rechte Seite noch ein Zugang kommen soll, scheint inzwischen Konsens zu sein. Das gleiche gilt für die Suche nach einer neuen Nummer eins, die inzwischen mehr als ein Jahr andauert.

Im Sommer 2018 hatte Reuter den Konkurrenzkampf zwischen Fabian Giefer und Andreas Luthe ausgerufen, den vorherigen Ersatztorhütern, anstatt nach einem Zugang als Nachfolger für den zu Dortmund gewechselten, langjährigen Stammkeeper Marwin Hitz zu suchen. Zunächst spielte Giefer, bis ihm am dritten Spieltag gegen Mainz und am vierten gegen Bremen schwere Fehler unterliefen. Dann spielte zunächst Luthe. Zur Rückrunde wollte Augsburg Schalkes damaligen Ersatztorwart Alexander Nübel verpflichten, was der damalige Schalker Manager Christian Heidel, der dies jüngst in der Sportschau erzählte, verhinderte. Augsburg lieh stattdessen Gregor Kobel aus Hoffenheim aus. Doch der hatte am Ende 41 Gegentore in 16 Spielen kassiert - und wollte wohl auch aus finanziellen Gründen lieber beim Zweitligisten VfB Stuttgart spielen, der ihn nun ausgeliehen hat.

Fabian Giefer hat große Qualität, aber immer wieder macht er leichte Fehler

In diesem Sommer schien die Verpflichtung des Leipziger Ersatztorwarts Yvon Mvogo nah zu sein, doch der Transfer des Schweizers ist offenbar gescheitert. Der Name eines weiteren Schweizers, Jonas Omlin, wird schon länger gehandelt, doch der könnte nach einem Sieg mit dem FC Basel in der Qualifikation gegen den PSV Eindhoven am Dienstag womöglich demnächst in der Champions League spielen. Die spanische Zeitung Estadio Deportivo berichtet, der FCA habe ein Angebot für Sergio Rico vom FC Sevilla abgegeben. Doch erst mal sind weiterhin Giefer und Luthe da.

Das durchaus dramatische an der Situation ist das unbestritten große Talent Giefers, in seinen Anlagen ein moderner Torhüter, wie man ihn sich wünscht. Gutes Beispiel war ein Vorbereitungsturnier in Heimstetten vor dem Trainingslager: Giefer, 29, parierte mehrmals großartig und leitete ein Kontertor mit einem Abschlag aus der Hand über das halbe Feld ein. Im letzten Testspiel im Trainingslager in Bad Häring, am Tag nach einem 4:1 gegen Galatasaray Istanbul, patzte er allerdings wieder: Er schoss einen Angreifer vom FC Villarreal im Spielaufbau an, der Ball rollte ins Tor. Und Augsburg verlor mit 2:6.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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