Fußball:Brych: «WM-Schiedsrichter sind eine lustige Truppe»

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Zürich (dpa) - Für Felix Brych ist es eine Premiere. Der 38 Jahre alte Schiedsrichter ist erstmals bei einer Weltmeisterschaft im Einsatz.

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Zürich (dpa) - Für Felix Brych ist es eine Premiere. Der 38 Jahre alte Schiedsrichter ist erstmals bei einer Weltmeisterschaft im Einsatz.

Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht Brych über die Vorbereitungen, seine Erwartungen und die Stimmung unter den ausgewählten Referees. Über das Phantomtor von Hoffenheim will Deutschlands Mann an der WM-Pfeife dagegen nicht mehr reden.

Herr Brych, wie war die Lehrgangs-Woche hier in Zürich?

Brych:Schon sehr anstrengend. Aber es ist auch gut, den Fokus jetzt auf die WM zu richten. Die Saison läuft ja gerade in der Bundesliga ganz normal, auch in der Champions League. Und trotzdem wissen wir, es kommt am Ende noch eine ganz große Geschichte. Und da ist es immer wieder gut, sich zu treffen und den Fokus einzustellen.

Es ist schon sehr beeindruckend, wie professionell die Vorbereitung bei den Schiedsrichtern inzwischen abläuft ...

Brych:Ja, das muss ich auch sagen. Ich bin ja jetzt das erste Mal dabei und habe nun schon einige Kurse mitgemacht. Erst rund um die Olympischen Spiele, dann beim Confed Cup und nun auch immer wieder diese Treffen hier in Zürich. Es wird sich um alles gekümmert, es wird an alles gedacht. Wir bereiten uns ziemlich gut auf das Turnier vor.

Begrüßen Sie, dass das von der FIFA so professionell angelegt wird oder wird es manchmal im Ligaalltag auch etwas zu viel?

Brych:Nein, das denkt man nicht. Schließlich wissen wir, was in Brasilien auf uns zukommt. So eine WM ist mental und körperlich eine ganz große Herausforderung und da kann die Vorbereitung nicht gut genug sein. Und deswegen finde ich es gut, dass wir uns hier regelmäßig treffen und mit den Kollegen austauschen. Es gibt auf verschiedenen Kontinenten verschiedene Spielweisen und sich da immer wieder zu besprechen, finde ich, ist eine sehr gute Geschichte.

Sie waren ja im vergangenen Jahr bereits beim Confederations Cup in Brasilien. Auf was müssen Sie und die deutsche Mannschaft sich im Sommer am Zuckerhut genau einstellen?

Brych:Auf was sich die Spieler einstellen müssen, das weiß ich nicht. Das ist deren Aufgabe. Ich weiß, dass auf mich hohe körperliche Herausforderungen zukommen, große Reisestrapazen, verschiedene Klimata in verschiedenen Städten, verschiedene Anstoßzeiten mit unterschiedlichen Temperaturen. Das heißt, der Körper wird aufs Extreme gefordert und dementsprechend müssen wir uns darauf ganz extrem vorbereiten.

Wie geht es für Sie jetzt bis zur WM weiter. Gibt es nach Saisonschluss überhaupt noch die Möglichkeit durchzuschnaufen?

Brych:Es gibt schon noch eine kleine Pause. Aber erst einmal geht es ganz normal weiter. Bundesliga, Champions League, Europa League. Da muss ich sehen, dass ich meine Leistung in den Spielen bringe.

Fährt man als Schiedsrichter eigentlich auch mit einem speziellen Ziel zu einer Weltmeisterschaft?

Brych:Das ist schwierig. Darüber habe ich mir noch gar keine großen Gedanken gemacht. Mir macht es viel Spaß, dass ich dabei bin. Wir sind eine ziemlich lustige Truppe hier. Die ganzen Schiedsrichter aus den ganzen verschiedenen Nationen, das ist schon ein ziemlich cooler Haufen. Das macht einfach Spaß und was dann drüben passiert, das werden wir sehen.

Die unvermeintliche Frage: Was wünschen Sie sich mehr, Felix Brych im WM-Finale oder die deutsche Mannschaft?

Brych:(lacht laut): Die Frage stellt sich nicht. Ich freue mich, dass ich dabei bin, alles andere wird man dann drüben sehen.

Ein Thema, das Sie begleitet hat in den vergangenen Wochen und Monaten, war das Phantomtor von Hoffenheim. Ist das hier unter den Kollegen auch ein Thema?

Brych:Nein. Aber darüber möchte ich jetzt auch nicht reden.

Dennoch begrüßen Sie es sicherlich, dass bei der WM die Tortechnologie eingesetzt wird und den Schiedsrichtern damit Hilfsmittel mit an die Hand gegeben werden...

Brych:Na klar. Jedes Hilfsmittel nehmen wir gerne an.

Waren sie deshalb überrascht, dass der deutsche Profifußball der Torlinientechnologie eine so klare Absage erteilt hat...

Brych:Das ist wieder ein anderes Thema, das kommentiere ich nicht. Jetzt geht es nur um die WM.

Und wie groß ist die Vorfreude darauf schon?

Brych:Groß, ganz klar. Da ist eine Riesenvorfreude. Die WM ist für jeden Sportler eine große Geschichte. Egal ob Ruderer, Skispringer oder eben Fußball-Schiedsrichter. Jeder will zur WM. Ich wurde nominiert und habe mich darüber sehr gefreut. Jetzt gilt es, sich bestens vorzubereiten, um dann bei der WM gute Leistungen abzuliefern. Seit Jahrzehnten schaue ich jede WM im Fernsehen. Dass ich jetzt dabei sein darf, ist eine tolle Sache.

ZUR PERSON:Felix Brych, geboren 1975 in München, steht seit 2007 auf der Liste des Fußballweltverbandes FIFA. 2012 war der Jurist bei den Olympischen Spielen in London im Einsatz, 2013 leitete er Partien beim Confederations Cup in Brasilien. In der Bundesliga stand er in dieser Saison vor allem wegen des Phantomtores von Hoffenheim in den Schlagzeilen. 2013 wurde Brych in Deutschland zum Schiedsrichter des Jahres gewählt.

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