Fußball:Arena oder Kirche: Rudelgucken in Deutschland

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Berlin (dpa) - Das Jahr 2006 hat die Fußballwelt verändert - zumindest in Deutschland. Public Viewing ist seit der Sommermärchen-WM bei großen Turnieren oder Endspielen ein Muss. Beim Rudelgucken fiebern, jubeln oder trauern Hunderttausende Fans gemeinsam.

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Berlin (dpa) - Das Jahr 2006 hat die Fußballwelt verändert - zumindest in Deutschland. Public Viewing ist seit der Sommermärchen-WM bei großen Turnieren oder Endspielen ein Muss. Beim Rudelgucken fiebern, jubeln oder trauern Hunderttausende Fans gemeinsam.

Die Fußball-WM in Brasilien ist wieder so ein Massen-Höhepunkt, auch wenn die Fanmeilen und Fußballfeste wohl nur zu den Deutschland-Spielen so richtig voll werden dürften.

Eine unvollständige Liste von Angeboten in Deutschland:

GROSS FEIERN: Die Hauptstadt ist voller Superlative, so auch beim Public Viewing. Wer hat die größte Fanmeile? Natürlich Berlin! Mehr als 500 000 Fans feierten im Jahr 2006 zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule eine Riesen-WM-Sause. Auch in diesem Sommer sollen hier wieder Hunderttausende ein Sommermärchen erleben - Start ist allerdings erst am Montag, zum ersten Deutschland-Spiel.

DEM FUSSBALLGOTT GANZ NAH: Vier Wochen lang hält der Fußballgott Einzug in vielen evangelischen Kirchengemeinden. Mehr als 70 Gemeinden in ganz Deutschland laden zum gemeinsamen Fußball-Schauen ein, darunter in Erfurt, Magdeburg, Eisenach und Halle/Saale, aber auch in Dorf-Gemeindehäusern.

DAS RIESEN-WOHNZIMMER: Ultras und Nostalgiker nennen ihr Stadion auch gern ihr Wohnzimmer. In der Alten Försterei, Heimstatt des Zweitligisten Union Berlin, wird das zur WM wörtlich genommen: Fans können ihr Sofa auf dem Rasen aufstellen und dort mit Freunden die WM-Spiele anschauen. Platz ist für 3000 Couchgucker und weitere 9000 Fans auf den Tribünen. Um die heimelige Atmosphäre perfekt zu machen, werden rund um den Riesenfernseher 3500 Quadratmeter Wohnzimmertapete geklebt.

RUMMELPLATZ: Auf dem Hamburger Heiligengeistfeld drehen sich regelmäßig Riesenräder und Kettenkarusselle. Doch zur WM gibt es hier einen anderen Rummel: Direkt neben dem Millerntor-Stadion des Zweitligisten FC St. Pauli können bis zu 50 000 Fans den Fußball feiern. Eröffnet wird das Fanfest am Montag mit dem Spiel Deutschland-Portugal.

ARENA-FEELING: Was macht eigentlich so ein Bundesliga-Stadion während der Sommerpause? Manches wird zur Konzert-Arena, anderen gönnt man eine schöpferische Fußballpause. Nicht so zur WM: Die Commerzbank Arena in Frankfurt, das Weserstadion in Bremen, die Mainzer Coface Arena und einige andere werden Spitzen-Fußball erleben - per Leinwand-Übertragung aus Brasilien.

HISTORISCH: Zuerst geht es mit der Seilbahn über den Rhein bis ganz nach oben, ein kurzer Panoramablick auf den Zusammenfluss mit der Mosel und dann ab zur Leinwand: In der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz können bis zu 2000 Fans fußballerische Höhenflüge erleben. Direkt darunter, im Biergarten am Deutschen Eck, finden nochmal 2500 Fans Platz.

FUSSBALL MIT (11) FREUNDEN: Es ist nicht Malente oder Campo Bahia, aber auch ein besonderes WM-Quartier: Das alternative Fußballmagazin „11 Freunde“ bietet in Berlin, Hamburg, Köln und Gütersloh Public Viewing für echte Fans. In den WM-Quartieren wird während eines Spiels wohl eher über Doppel-Sechs, Abwehrrauten und verkappte Neuner diskutiert statt über die modischen Vorteile schwarz-rot-goldener Blumenketten.

FUSSBALL UND BIER: Bier und Chips gehören anscheinend zum Fußball wie Tore und Rote Karten. Und natürlich gibt es bei jedem Public Viewing auch Bier satt. Doch kaum irgendwo dürfte man eine solche Auswahl haben wie an der längsten Theke der Welt, sprich in der Düsseldorfer Altstadt. Etwa 200 Wirte gibt es hier - kann es sich einer von ihnen erlauben, kein Public Viewing anzubieten?

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