Fürth - Mainz:Dem Kleeblatt fehlen die Mittel

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Zwei Auswärtsspiele, acht Gegentore: Der Bundesliga-Aufsteiger zeigt sich auch beim 0:3 in Mainz nicht bundesligareif.

Stefan Leitl beschönigte nach der zweiten herben Auswärtspleite von Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth nichts. "Wir sind aktuell nicht in der Verfassung vom vergangenen Jahr", räumte der Trainer der Franken nach dem 0:3 (0:2) beim FSV Mainz 05 durch Treffer von Anderson Lucoqui (15.), Adam Szalai (18.) und Kevin Stöger (90.+2) ein, mit dem die Gäste sogar noch gut bedient waren, und stellte fest: "Wir spielen jetzt in der Bundesliga und dort sind Rückstände deutlich schwerer aufzuholen als in der 2. Liga." Deutlich besser gestimmt war verständlicherweise FSV-Trainer Bo Svensson: "Wir sind natürlich sehr glücklich und zufrieden mit dem Sieg", sagte der Däne. "Wir haben sechs Punkte nach drei Spielen, was nach dieser nicht so einfachen Phase sehr gut ist. Ich sehe aber immer noch Verbesserungsbedarf in unserer Spielweise. Heute war wichtig, dass wir die nötige Aggressivität und Intensität auf den Platz gebracht haben, die wir in Bochum vermissen lassen haben."

Ebendiese Aggressivität ließen die Fürther in Mainz am Samstag vermissen. Vor 11 500 Zuschauern waren die Gäste chancenlos. Saisonübergreifend geriet die Spielvereinigung zum sechsten Mal nacheinander 0:1 in Rückstand, was Leitl extrem störte. "Da müssen wir uns definitiv an die eigene Nase fassen", sagte er, "und vielleicht auch mal mit anderen Mitteln zu Werke gehen, um diese Null zu halten." Also konsequenter in Zweikämpfe gehen, vielleicht auch mal ein taktisches Foul einstreuen. Leitl hofft auch auf das Verhandlungsgeschick von Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi und wünscht bis zum Ende des Transferfensters an diesem Dienstag noch die "eine oder andere Verstärkung" - vor allem für die Innenverteidigung, wo er den größten Handlungsbedarf sieht. "Vielleicht können wir da noch was machen", sagte der 44-Jährige. Denn in der Defensive ist der Aufsteiger definitiv nicht bundesligareif. "Wir haben nicht gut genug verteidigt und die Gegentore zu einfach bekommen. Das ist auf diesem Niveau einfach zu wenig", sagte Abwehrspieler Maximilian Bauer selbstkritisch. "Wir können und müssen uns noch steigern."

Im DFB-Pokal früh raus, in der Fußball-Bundesliga sieglos im Tabellenkeller - für viele kommt das nicht überraschend, gelten die Fürther doch als Abstiegskandidat Nummer eins. Der Auftritt in Mainz passte in dieses Bild. Die Länderspielpause kommt gerade recht, um die Abläufe in der neu zusammengestellten Mannschaft einzuüben. Immerhin müssen die Fürther den Weggang von gleich vier Leistungsträgern kompensieren. Auch offensiv stottert das Spiel. Zwei Torschüsse in 90 Minuten waren in Mainz viel zu wenig, um den klar überlegenen Gegner auch nur ansatzweise in Verlegenheit zu bringen. "Wir waren in der zweiten Halbzeit etwas stabiler, aber weit davon entfernt, ein Tor zu erzielen", bilanzierte Leitl. Von einem Saison-Fehlstart wollte er trotzdem nichts wissen: "Das Wort wird es in unserer Situation nicht geben." Denn auch Leitl weiß um die Fürther Rolle in der Bundesliga: "Wir sind der klare Underdog."

Angesichts der finanziellen Mittel der Fürther ist die Hoffnung auf Soforthilfe allerdings nicht allzu tief begründet. "Wir wussten, dass diese Situation kommt. Klar fragst du dich, ob der Kader bundesligatauglich ist", sagte Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. "Aber wir können den Nichtabstieg nicht erkaufen." Für große Transfers fehlt den Fürthern schlicht das Geld.

Kampflos wollen sich die Franken bei ihrem zweiten Bundesliga-Abenteuer nach 2012/13, das damals ohne Heimsieg mit dem Abstieg endete, aber nicht geschlagen geben. "Wir haben die Bundesliga nicht geschenkt bekommen, es war ein harter Kampf. Ich sehe diese Saison nicht nur als Belohnung, dabei zu sein, sondern möchte auch drin bleiben. Meine Jungs wollen das auch", sagte Leitl und gab die Marschroute vor: "Jetzt liegt es an uns, die richtigen Schlüsse aus den ersten Spielen zu ziehen und uns in der Länderspielpause neu zu orientieren. Man sollte uns nicht zu früh abschreiben."

© SZ vom 30.08.2021 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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