French Open:Trotzdem noch Feuer

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Nur kurz dabei in Paris: Andrea Petkovic. (Foto: Shaun Botterill/Getty Images)

Noch ein, zwei gute Turniere: Andrea Petkovic ist bei den French Open früh ausgeschieden und macht klar: Das soll es noch nicht gewesen sein.

Von Gerald Kleffmann, Paris/München

Am Morgen veröffentlichte der Turnierveranstalter eine englischsprachige Geschichte über Andrea Petkovic, die lang war. Das war zum einen ungewöhnlich, Petkovic ist ja keine Französin, sie kommt aus Darmstadt, sie ist keine Topspielerin, zumindest nicht mehr. Aktuell ist sie 95. in der Weltrangliste und weit weg von ihrer besten Platzierung (2011/9.). Zum anderen aber waren die vielen Zeilen auf der Seite rolandgarros.com natürlich völlig angemessen: Für die French Open ist Petkovic durchaus eine Art Einheimische.

Spätestens seit 2014, als sie bis ins Halbfinale vorstieß und am Rande von ihrer Vorliebe für Sartre sprach, haben sie Gefallen an dieser Deutschen gefunden. Umso verständlicher, dass auch die globale Petkovic (ihr Freund lebt in New York) die ihr zugeneigte öffentliche Unterstützung vermisste an diesem Montag. 3:6, 3:6 unterlag sie da der US-Open-Viertelfinalistin Zwetana Pironkowa. "Das Publikum kann dich dann schon aus so einer Misere rausreißen manchmal", befand sie, aber sie schaute trotz der Erstrunden-Niederlage vor leeren Tribünen keineswegs so griesgrämig wie der Pariser Himmel. Sie ist erst mal froh, zurück zu sein. Ihr letztes Match bestritt sie im Oktober 2019 in Luxemburg.

Für Petkovic kam ihre Rückkehr, die sich wegen einer Knie-Operation im Februar und dann der Corona-Pandemie verzögert hatte, einem Selbstexperiment gleich. In den ersten Spielen gegen die Bulgarin, die bei den US Open aufgrund ihres Laufs nach einer dreijährigen Auszeit (sie wurde Mutter) eine große Story war, sei sie "richtig gestresst" gewesen. Sie fand das nicht schlimm, sondern: "Das war superinteressant." Als klar war, dass Pironkowa ihre gute Form nach Paris überführt hatte und siegen würde, "war ich total traurig, dass es so schnell vorbei war. Ich wollte noch viel länger auf dem Platz stehen". Deshalb stimme es sie zuversichtlich, "dass ich dieses Feuer in mir verspüre". Selbstverständlich ist das nicht, bekanntlich hat Petkovic ja auch in ihrer Turnier-Pause einiges unternommen, den Einstieg als Sportmoderatorin beim ZDF gewagt und ein lesenswertes Buch verfasst. Sie könnte längst anderes machen, zumal sie diese Saison als "Jahr für die Tonne" betrachtet.

Petkovics Plan ist nun, noch ein, zwei Turniere 2020 zu spielen, ihr Knie "gut hinzukriegen", das sie während der Pressekonferenz mit einem Eisbeutel kühlte. 2021, da bleibt sie dabei, wird ihr Abschiedsjahr, in dem sie auf einen "schönen Abschluss meiner Karriere" hofft. Und umso mehr auch darauf, "dass sich die Welt ein bisschen beruhigt". Nur ein bisschen Stress, den würde sie sicher gerne bald wieder spüren. Im Doppel ist sie in Paris ja immerhin noch am Start, mit der Belgierin Yanina Wickmayer.

© SZ vom 29.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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