French Open:Königin von Wakanda

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Im Doppel mit ihrer Schwester Venus: Serena Williams (re.). (Foto: Charles Platiau/Reuters)

Serena Williams steht bei den French Open im Fokus - in vielerlei Hinsicht. Mit ihrem markanten Dress möchte sie auch Frauen repräsentieren, die mentale und körperliche Probleme durchstehen.

Von Gerald Kleffmann, Paris

In Paris hat die Catsuit-Mania um sich gegriffen: Zumindest wollen sehr viele Menschen diesen sehr speziellen Anzug einer sehr speziellen Frau sehen. Am Dienstag war Serena Williams erstmals seit 16 Monaten bei einem Grand-Slam-Turnier angetreten, von denen sie 23 gewonnen hat. Die 36 Jahre alte Amerikanerin war zuvor erstmals Mutter geworden. Beachtlich war nach dieser Auszeit ihr Erstrundenerfolg gegen die Tschechin Kristyna Pliskova (7:6, 6:4) - doch das große Thema wurde ein anderes: der Catsuit, den Williams trug. Eine Schicht aus schwarzem Stoff, die ihren Körper wie Folie bedeckte. Als sie am Mittwoch mit Schwester Venus, 37, im Doppel antrat, trug sie wieder diesen Einteiler. Die Partie gegen Shuko Aoyama und Miyu Kato aus Japan auf Court 3 lief längst, da staute sich am Einlass die Schlange hundert Meter zurück. Alle wollten den Super Hero sehen. Sie gewann dann auch dieses Match, mit 2:6, 6:4, 6:1.

Und am Donnerstagabend legte sie nach und zog mit 3:6, 6:3, 6:4 im Einzel gegen die Australierin Ashleigh Barty in die dritte Runde ein. Gegnerin dort ist eine Deutsche: Julia Görges. Die Weltranglisten-Elfte bezwang die Belgierin Alison Van Uytvanck 7:5, 7:6 (5). Als Super-Heldin hatte sich Williams selbst bezeichnet, als sie zuvor teils heiter, teils ernst Auskunft gegeben hatte über sich, ihre Rückkehr, ihr Kostüm. "Ich fühle mich darin wie eine Kriegerin, eine Königin aus Wakanda", sagte sie, da schien das Outfit noch eine PR-Aktion ihre Einkleiders zu sein. Wakanda ist ein fiktiver Staat, in dem der Film "Black Panther" spielt. Aber im Verlaufe ihres Vortrags brachte Williams zum Ausdruck, dass der Catsuit ein Statement ist. "Es fühlt sich an, als repräsentiere der Dress alle Frauen, die mentale und körperliche Probleme durchstehen mussten und zurückkommen sollen, mit Vertrauen und Glauben an sich", sagte sie. "Ich fühle, dass dies eine Gelegenheit für mich ist, eine ganze unterschiedliche Gruppe von wunderbaren Frauen und Kindern zu inspirieren." Williams' Erläuterungen fußten auf eigenen tragischen Erlebnissen. Sie war nach der Geburt aufgrund eines Blutgerinnsels im Bauch in Lebensgefahr geraten. Nun wolle sie über die Probleme einer Geburt sprechen, um Frauen zu ermuntern, sich ähnlich zu äußern.

Am Ende sprach Williams dem Catsuit noch eine Funktion zu: die eines Kompressionsanzugs. "Ich hatte viele Probleme mit Blutgerinnseln", sagte sie, "es ist ein Spaßanzug, aber er ist auch funktional, damit ich in der Lage bin, ohne Probleme zu spielen." Eine Geschäftsfrau ist Williams natürlich immer noch, sie engt sich in keiner Rolle ein. Sicher gut geplant, gab sie am Mittwoch auch bekannt, dass sie nun eine erste selbst entworfene Modelinie herausbringe; diese ist online zu erwerben. Den Catsuit bietet sie aber nicht an.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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