Frauenfußball:Überraschend schwierig

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Erstes Tor für den FC Bayern: Nationalspielerin Giulia Gwinn (hier im Duell mit Karla Görlitz) trifft gegen den FF USV Jena vom Punkt. (Foto: Ulrich Gamel/imago images)

Mit viel Mühe gewinnen die Fußballerinnen des FC Bayern gegen Jena.

Von Anna Dreher

Laura Benkarth hat sich Mühe gegeben, an dieser Partie in irgendeiner Weise beteiligt zu sein. Die Torhüterin des FC Bayern München versteht ihren Job ohnehin als einen kommunikativen. Sie redet viel mit ihren Mitspielerinnen, was seit dem Neustart der Fußballbundesliga der Frauen ohne Zuschauer noch besser zu hören ist. Am Sonntag im Heimspiel gegen den FF USV Jena ist Benkarth dann nicht viel anderes übrig geblieben, als sich verbal am Geschehen zu beteiligen - der Ball kam so gut wie nie in ihre Nähe beim 2:0 (0:0)-Sieg ihres Teams.

Das ist aus Sicht von Benkarth und dem FC Bayern natürlich erst mal ein gutes Zeichen gewesen. Kaum Arbeit für die Torhüterin heißt ja: keine Torgefahr der Gegnerinnen. Nur konnten auch die Münchnerinnen lange keine entscheidenden Akzente setzen. Und das wiederum war angesichts der Ausgangslage doch überraschend. Für den FC Bayern geht es zwar nur noch theoretisch um die Wahrung der Titelchance in der Meisterschaft gegen den mit acht Punkten Vorsprung führenden VfL Wolfsburg, aber sehr realistisch um die Qualifikation zur Champions League. Und am Sonntag spielte dabei nicht nur der Tabellenzweite gegen den Letzten, Jena hängt bei ohnehin weniger professionellen Bedingungen zudem die deutlich schwierigere Vorbereitung auf den Saisonneustart nach.

Während sich die meisten Bundesligaklubs im Mai nach Gruppenübungen wieder im Mannschaftstraining auf die Fortsetzung des Spielbetriebs hatten vorbereiten können, war dies dem FF USV in Thüringen noch nicht gestattet und erst ab dem 5. Juni erlaubt. Das erste Spiel unter den Vorgaben des Corona-Hygienekonzepts aber ist für den 7. Juni gegen den SC Freiburg (0:6) terminiert gewesen. Letztlich blieb dem Verein also nichts anderes übrig, als vorübergehend ins hessische Grünberg in ein Quarantäne-Trainingslager umzuziehen, dabei fehlten einige Spielerinnen, die zur Schule oder nebenher arbeiten gehen. Der Leistungsrückstand im Abstiegskampf blieb deutlich und so sagte USV-Trainer Christopher Heck vor der Reise nach Bayern philosophisch-pessimistisch: "Das Unmögliche möglich zu machen, ist nun wohl unmöglich". So war es dann auch.

Der FC Bayern kontrollierte die Partie früh, nur half das der Mannschaft von Trainer Jens Scheuer nicht. Jena stand extrem tief und dicht - allerdings auch deshalb, weil die Spielerinnen Mühe hatten, sich aus der drängenden Offensive der Münchnerinnen zu befreien und selbst Akzente zu setzen. Erst nach 20 Minuten versuchten sich Giulia Gwinn und dann Jovana Damnjanović mit einem Lupfer über die weit draußen stehende Inga Schuldt an der Führung. Doch weder die beiden, noch Linda Dallmann reüssierten (27.). Die erste Halbzeit blieb ein Spiel auf ein Tor, Jena stemmte sich den Angriffen energisch erfolgreich entgegen - was nicht zuletzt an Torhüterin Schuldt lag, die ihre guten Reflexe unter Beweis stellte, aber auch an der mangelnden Treffsicherheit des FC Bayern. Die wohl größte Chance vor der Pause vergab Lina Magull (43.), die nach einem der vielen Zuspiele von Innenverteidigerin Kristin Demann knapp links vorbeizog.

"Es war das erwartet schwere Spiel gegen einen Gegner, der sehr diszipliniert spielt und leidenschaftlich verteidigt", sagte Scheuer später. "Aber trotzdem haben wir es geduldig weitergespielt und das Tor war dann auch eine Frage der Zeit." Und eine Frage des Standards. Nach einer Stunde wurde Gwinn von Christin Meyer im Strafraum gefoult - und machte sich dann selbst auf den Weg zum Elfmeterpunkt. Ihr strammer Schuss ins rechte Eck zur 1:0-Führung (61.) markiert ihren ersten Treffer im Trikot des FC Bayern, zu dem sie im Sommer vom SC Freiburg gewechselt war. Sieben Minuten später erhöhte Dallmann mit Ruhe und Präzision auf 2:0.

Die Titelentscheidung aber kann der FC Bayern damit nicht mehr abwenden. Wolfsburg hatte am Samstag gegen die SGS Essen (3:0), wie überhaupt noch nie in dieser Saison, nicht gepatzt. Auch gegen Freiburg am Mittwoch dürfte das nicht passieren - dann ist dem amtierenden Meister der vierte Ligaerfolg in Serie nicht mehr zu nehmen. Mit einer Überraschung hatte in München bei dem deutlichen Rückstand aber ohnehin niemand mehr gerechnet. Es geht jetzt vor allem darum, eine Überraschung im Duell um Platz zwei gegen die TSG Hoffenheim zu verhindern.

© SZ vom 15.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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