Frauenfußball:Immer weiter stricken

Lesezeit: 2 min

(Foto: Jan Hübner/imago)

Bayerns Bundesliga-Fußballerinnen überwintern auf dem für sie ungewohnten dritten Rang. Dass der Umbruch im Team so groß war wie noch nie, macht sich bemerkbar. Probleme bereitet aber auch eine alte Bekannte.

Von Anna Dreher

Als Jens Scheuer noch nicht lange Trainer des FC Bayern war, hat er zwei sehr unterschiedliche Hobbys miteinander verglichen. Scheuer hatte im Sommer in den Bundesliga-Fußballerinnen der Münchner ein Team im Umbruch übernommen. Er war der Neue am Seitenrand und noch dazu standen sieben Zugänge im Kader. Neun Spielerinnen hatten den Verein verlassen. Die Findungsphase seiner Mannschaft, sagte Scheuer also, sei ein bisschen wie beim Stricken: "Man strickt und strickt, Reihe um Reihe, bis irgendwann ein schöner Pullover fertig ist. Gerade arbeiten wir noch am Kragen, es dauert noch, bis er fertig ist, aber wir sind auf einem guten Weg."

Ob der Kragen inzwischen fertig ist, vielleicht sogar schon beide Schulterpartien oder ein ganzer Ärmel, das hat Scheuer vor dem Urlaub nicht mehr verraten. Nach dem 3:2 (1:1)-Sieg beim 1. FFC Frankfurt am Freitag hat sich das Team in die Winterpause verabschiedet. Es war dank der Tore von Lineth Beerensteyn (29.), Carolin Simon (48.)und Melanie Leupolz (89.) ein versöhnliche Abschluss der ersten Saisonphase. "Insgesamt hat die Mannschaft das in den vergangenen Monaten super gemacht und wir sind zu einem richtigen Team zusammengewachsen", sagte Scheuer danach. Die ein oder andere Reihe des Pullovers dürfte also gestrickt sein. Auch wenn die Ansprüche des Klubs rein tabellarisch nicht erfüllt sind.

Die Niederlagen gegen Bayer Leverkusen (1:2) im September und die TSG Hoffenheim (0:1) im Oktober stören das Strickmuster sichtbar. Statt wie auf dem fast schon angestammten zweiten Tabellenplatz, überwintern die Bayern auf dem dritten Rang. Sechs Punkte hinter dem Doublesieger VfL Wolfsburg, drei Punkte hinter einem überraschend konstant auftretenden Hoffenheim. Das Aus im Achtelfinale des DFB-Pokal gegen Wolfsburg (1:3) im November kommt noch hinzu.

Umbrüche haben Bayerns Fußballerinnen immer wieder recht erfolgreich bewältigt, noch nie aber war der Personalwechsel in Kombination aus Spielerinnen und Trainer so groß wie vor dieser Saison. Das macht sich nun bemerkbar - dabei bereitet eine alte Bekannte wieder Probleme: die mangelnde Chancenverwertung. Während Dauerkonkurrent Wolfsburg 58 Tore geschossen hat, kommt Bayern auf 35. Zum gleichen Spieltag der vergangenen Saison lautete das Verhältnis hier 55:50. "Wir wären natürlich gerne näher an Wolfsburg dran", sagte Torhüterin Laura Benkarth. "Manches muss sich einfach erst finden und dafür haben wir - mit Abstrichen - eine ganz gute Hinrunde gespielt."

Was ja durchaus ganz gut ist zum Abschluss des Jahres: Der Sieg gegen den FFC setzt eine kleine Serie fort, in sieben Ligaspielen in Serie sind die Bayern nun ungeschlagen. Der achte könnte nach der Winterpause im Februar bei der Revanche gegen Leverkusen folgen. Vor dem Weihnachtsbaum sitzend dürften viele Fußballerinnen aber schon in Vorfreude auf den März schwelgen, wenn es für das Viertelfinalhinspiel der Champions League zu Olympique Lyon geht, dem Titelträger der vergangenen vier Jahre. Ab dem 6. Januar bereiten sich Bayerns Fußballerinnen wieder gemeinsam vor. In München und erneut in Doha. Einen Pullover brauchen sie dort wohl eher nicht.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: