Frankreich besiegt DBB:Ein kleiner Wuselkönig zu viel

Lesezeit: 2 min

Gegen eine starke französische Auswahl hält die deutsche Basketball-Nationalmannschaft im dritten Gruppenspiel der EM zunächst gut mit - doch dann folgt der Auftritt eines überragenden NBA-Akteurs: Weil die DBB-Männer Tony Parker nicht stoppen können, verlieren sie letztlich klar. Die Chancen auf die Zwischenrunde stehen weiter gut, auch wenn nun ein harter Gegner wartet.

Andreas Burkert, Siauliai

Wieder hallte es "MVP!" durch die Halle von Siauliai, aber diesmal galten die Rufe für den wertvollsten Spieler nicht Dirk Nowitzki. Sein NBA-Kollege Tony Parker, der ihm und den Dallas Mavericks mit seinen San Antonio Spurs schon manche schmerzhafte Niederlage bescherte, war am Freitag zu stark für die deutschen Basketballer. Sie verloren ihr drittes Gruppenspiel gegen die weiterhin unbesiegten Franzosen deutlich mit 65:76 (28:29).

Einfach vorbeigezogen: Frankreichs Tony Parker (li.) hätte an diesem Abend wohl auch Usain Bolt über 200 Meter besiegt, so flink war der Aufbauspieler auf den Beinen.  (Foto: AFP)

Damit drohen die DBB-Männer beim immer noch sehr wahrscheinlichen Aufstieg in die Zwischenrunde ohne Punkte in die nächste Runde zu gehen. In den abschließenden Partien am Sonntag gegen den favorisierten WM-Vierten Serbien (20 Uhr) und die sieglosen Letten (Montag, 16:45 Uhr/jeweils Sport 1) ist für das Minimalziel - Gruppen-Rang drei - noch ein Sieg vonnöten.

Das mutmaßliche Duell um den zweiten Platz hinter den unbesiegten Serben eröffnete die DBB-Auswahl furios. 11:2 führten die Deutschen, Frankreich kam zunächst nicht gegen die Zonendeckung zurecht. An den vielen Minuten, die Trainer Dirk Bauermann danach auch bislang kaum eingesetzte Wechseloptionen wie Jan Jagla oder Tibor Pleiß gönnte, lag es nicht, dass die Partie bis zur Pause kippte.

Chris Kaman übertrieb es diesmal mit gewagten Bewegungen in der Zone - und Nowitzki wartete einige Male vergeblich auf Foulpfiffe. Das Momentum nahm Parker mit in die Kabine: 15 Punkte sammelte der nur 1,88 Meter große Guard, dessen erster Schritt beim Dribbling mit dem Tempo eines Geparden erfolgt.

Sein Dreier zum 27:26 (17.) brachte den EM-Fünften von 2009 erstmals in Führung. "Wir konnten Parker einfach nicht kontrollieren, er hat das Spiel übernommen", klagte später Flügelspieler Johannes Herber. Auch Nowitzki stieß diesmal im Angriff (20 Punkte, nur 38 % Wurfquote) und auch in der Deckung an seine Grenzen; Joakim Noah, Sohn der französischen Tennislegende Yannick Noah und bei den Chicago Bulls angestellt, schien seine Aktionen entschlüsselt zu haben und stellte sich Nowitzki immer wieder erfolgreich in den Weg.

Doch die extrem physische Verteidigung der Franzosen war nur ein entscheidender Faktor an diesem enttäuschenden Abend für den DBB. Der andere hieß Tony Parker, der für die Deutschen über den gesamten Spielverlauf ein Rätsel blieb. Der kleine Dribbel-Derrwisch wuselte derart flink durch die Abwehr von Dirk Bauermanns Team, dass man meinen musste, es würde nach dem Spiel ein kollektives Beine-Entknoten bei Nowitzki & Co. fällig werden.

Am Ende hatte der kleine Franzose 32 Punkte auf dem Konto, während die Deutschen froh sein konnten, dieses Lehrstück in Sachen Tempo und Spielkunst ohne Schleudertrauma überstanden zu haben. Der MVP spielte eben dieses Mal beim Gegner.

© SZ vom 03.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Die deutschen Basketballer bei der EM
:Wir dürfen mit Dirk spielen

Ein amerikanischer NBA-Profi mit deutscher Großmutter, ein schlaksiger Flügelspieler, auf den sich auch der FC Bayern freuen darf und ein kleiner Zocker von der Bank: die deutsche Nationalmannschaft vor der EM in Litauen in Kurzporträts.

Jonas Beckenkamp

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: