Frankfurt:Aus FFC wird Eintracht

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Durch die vollzogene Fusion der beiden Klubs soll "im Herzen Europas ein neues Zentrum im deutschen Frauen- und Mädchenfußball entstehen".

Von Anna Dreher, Frankfurt/München

Nun ist es also offiziell: Noch an zwei Spieltagen wird der 1. FFC Frankfurt als solcher auf den Platz gehen. Dann endet dieses Kapitel eines der erfolgreichsten und traditionsreichsten Klubs der Fußballbundesliga der Frauen - und ein neues beginnt. Ab dem 1. Juli 2020 werden die Teams des FFC für Eintracht Frankfurt antreten. Beide Vereine gaben am Dienstagabend die Unterzeichnung des Fusionsvertrags durch die Eintracht-Vorstände Axel Hellmann, Fredi Bobic und Oliver Frankenbach sowie Vereinspräsident Peter Fischer gemeinsam mit FFC-Manager Siegfried Dietrich und FFC-Vorstand Jürgen Ruppel bekannt. Damit soll laut Mitteilung "im Herzen Europas ein neues Zentrum im deutschen Frauen- und Mädchenfußball entstehen". Die Zusammenarbeit war schon länger geplant gewesen, für den FFC mit dem klaren Ziel, national und international wieder konkurrenzfähiger zu sein.

Die Fusion sei "ein historischer und richtungsweisender Moment", sagte Dietrich, der "auch für die Perspektive des deutschen Vereinsfrauenfußballs und die Wettbewerbsattraktivität der Frauen-Bundesliga ein interessantes Signal geben wird". Mit dem Gewinn von sieben Meisterschaften, neun Pokalsiegen und vier Titeln in der Champions League ist der FFC zwar an den Erfolgen gemessen nach wie vor der Topverein in Deutschland. Die Glanzzeiten aber liegen länger zurück. Seit dem Finalsieg in der Champions League 2015 warten die Frankfurterinnen auf den nächsten Titelgewinn, im DFB-Pokal haben sie 2014, in der Liga 2008 zuletzt eine Trophäe überreicht bekommen. Dabei war der FFC lange Zeit der bestimmende Verein im Frauenfußball.

Am 27. August 1998 hatten Mitglieder der Frauenfußballabteilung der SG Praunheim um die spätere Vorsitzende und Trainerin Monika Staab den 1. Frauen-Fußball-Club gegründet. Die SG hatte seit Bestehen der Bundesliga 1990 an allen Spielzeiten teilgenommen - und tat dies mit der Lizenzübernahme am 1. Januar 1999 fortan als 1. FFC Frankfurt. Gleich in der ersten Saison: Titelgewinn in der Liga und im Pokal. Es war der Auftakt in eine Phase der Dominanz, geprägt von prominenten Spielerinnen wie Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes, Steffi Jones, Nia Künzer, Nadine Angerer und Dzsenifer Marozsán. Seit jedoch der VfL Wolfsburg, der FC Bayern München und andere europäische Klubs wie Olympique Lyon stärker in den Frauenfußball investieren, findet sich der FFC in der Bundesliga meist im oberen Tabellenmittelfeld wieder und setzt, gezwungenermaßen, verstärkt auf junge Talente.

Der Wechsel zum Männer-Bundesligisten Eintracht Frankfurt wird finanziell und somit in der Kaderplanung neue Möglichkeiten eröffnen - und den Titelkampf womöglich tatsächlich wieder spannender machen. Die Bundesliga verändert sich mit diesem Schritt eines der prägendsten Frauenklubs der vergangenen 20 Jahre in jedem Fall. Weil auch der FF USV Jena zum FC Carl Zeiss wechselt, bleiben im SC Sand, der SGS Essen und dem 1. FFC Turbine Potsdam ab der nächsten Saison nur noch drei eigenständige Vereine in der Frauen-Bundesliga übrig.

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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