Franck Ribéry:Den Linienrichter geschubst

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Nächste Entgleisung: Fiorentina-Stürmer Franck Ribéry. (Foto: Jennifer Lorenzini / imago)

Mal Genie, mal Jähzorn: Franck Ribéry kann auch beim AC Florenz sein Temperament nicht zügeln - nun wurde der frühere Stürmer des FC Bayern München für drei Spiele gesperrt.

Von Lisa Sonnabend, Florenz/München

Einen herrlichen Spätsommer hatte Franck Ribéry in der Toskana bis dato erlebt, doch der endete am Sonntagabend. Gegen Lazio Rom stand der frühere FC-Bayern-Profi in der Startelf des AC Florenz, mal wieder. Der 36-Jährige wirbelte auf der linken Seite und bereitete das 1:1 (27.) vor, mit einem feinen Pass. Aber kurz vor Schluss, Ribéry war bereits für Kevin-Prince Boateng ausgewechselt worden, erzielte der frühere Dortmunder Ciro Immobile für Lazio das 2:1-Siegtor.

Ribéry war frustriert, denn vor dem Treffer hatte er ein Foul an seinem Teamkollegen Sottil gesehen, das nicht geahndet wurde. Auch nach Abpfiff hatte sich Ribéry nicht beruhigt: Mitspieler redeten auf das Schiedsrichtergespann ein, Ribéry kam hinzu. Doch er beließ es nicht bei Worten. Er hob den rechten Arm und gab dem Linienrichter einen kräftigen Schubser an die Brust, so ist es auf Videoaufnahmen zu sehen. Der Offizielle, der die Abseitsfahne in der Hand hielt, taumelte nach hinten. Daraufhin langte ihm Ribéry noch mal an den Oberarm, ehe ihn Betreuer wegzerrten.

Der Referee zeigte ihm Rot, die Liga sperrte ihn am Montag für drei Spiele und verhängte eine Geldstrafe von 20 000 Euro. Dabei sah Ribérys Italien-Gastspiel bisher nach einer Erfolgsgeschichte aus. Weil sein Vertrag in München nicht mehr verlängert wurde, wechselte er im Sommer nach Florenz. Er wurde flugs Stammspieler, erzielte zwei Ligatore, mit seinen Dribblings verzückte er die Anhänger - und in Mailand bekam er sogar Ovationen von Milan-Fans. Im September wurde er zu Italiens Spieler des Monats gekürt. "Jetzt bin ich hier und bin glücklich", schwärmte Ribéry.

Der Routinier überzeugte derart, dass mancher beim FC Bayern es wohl bereute, den Kreativspieler fortgelassen zu haben. Nach dem Ausraster am Sonntag dürften sich solche Gedanken jedoch wieder ein wenig verflüchtigt haben. Auch in München ist das Temperament des Franzosen wohlbekannt, in seinen zwölf Jahren bei den Bayern war Ribéry häufig mit zweifelhaften Aktionen aufgefallen: Er ohrfeigte Gegner, fasste ihnen an den Hals, BVB-Spieler Gonzalo Castro steckte er 2016 den Fingern ins Auge. Vor einem Jahr watschte er einen französischen TV-Journalisten.

Für die Entgleisung gegen Lazio entschuldigte sich Ribéry am Montag bei Fans und Mitspielern - und ausdrücklich auch beim Linienrichter: "Ich bitte ihn um Verzeihung, ich war am Ende des Spiels sehr bekümmert und nervös. Ich hoffe, er kann meinen Gemütszustand verstehen." AC-Trainer Vincenzo Montella sagte zu der Schubs-Szene: "Ich mag Ribérys Adrenalin und seine Leidenschaft." Die lange Sperre haben diese Hinweise dennoch nicht verhindert.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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