Formel 1:Vettel zittert sich in Bahrain zum Sieg

Lesezeit: 3 min

Sebastian Vettel in seinem Ferrari. (Foto: AFP)
  • Sebastian Vettel hat haarscharf den Grand Prix von Bahrain gewonnen.
  • Nach einem Drama beim Stopp von Räikkönen gingen Ferrari die taktischen Möglichkeiten aus - und Vettel zeigte sein ganzes fahrerisches Können.

Im Flutlicht-Spektakel von Bahrain hat sich Wüstenkönig Sebastian Vettel zum zweiten Formel-1-Sieg der Saison gezittert. Nach einem regelrechten Krimi feierte der Ferrari-Pilot am Sonntag in Sakhir mit einer waghalsigen Reifenstrategie einen hauchdünnen Sieg vor dem finnischen Mercedes-Piloten Valtteri Bottas, der ihm am Ende des Rennens noch einmal gefährlich nahe kam. Vettel rettete sich mit 0,6 Sekunden Vorsprung ins Ziel. "Mamma mia", jubelte er via Boxenfunk, "grazie mille."

In der WM-Gesamtwertung baute Vettel mit seinem Sieg in Bahrain den Vorsprung auf Mercedes-Superstar Hamilton aus, der dank einer fahrerischen und taktischen Meisterleistung noch von Startplatz neun auf Rang drei fuhr. Vettels Stallrivale Kimi Räikkönen schied nach einem Boxenstopp-Drama, bei dem auch ein Mechaniker der Scuderia offensichtlich verletzt wurde, aus. Nico Hülkenberg schaffte es im Renault beim Großen Preis von Bahrain auf den sechsten Platz.

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Für Vettel, der mit vier Siegen nun der erfolgreichste Pilot beim Bahrain-Rennen ist, verlief der Start noch wie erhofft, für Ferrari insgesamt allerdings weniger: Bottas schob sich zwischen den Deutschen und Räikkönen. Damit schränkte der Finne im Silberpfeil sofort die taktischen Optionen des roten Duos ein - Spannung war von da an garantiert.

Weiter hinten musste sich Hamilton zunächst gedulden. Und nicht nur das: Gleich in Runde eins kam die Attacke von Max Verstappen, und zwar aggressiv und kompromisslos, wie man es vom 20-Jährigen von Red Bull kennt. Verstappen zog an Hamilton vorbei, raste dabei aber mit dem linken Hinterreifen über den Frontflügel des Mercedes - der Reifen war platt. Verstappen schleppte seinen Red Bull noch in die Box. Daniel Ricciardo hingegen schaffte nicht mal das. Schon in Runde zwei stand sein Red Bull am Streckenrand. Das virtuelle Safety Car wurde aktiviert, kaum war die Phase vorbei, stellte auch Verstappen seinen Wagen ab. Ein Desaster für das Red-Bull-Team, das in diesem Jahr Mercedes und Ferrari ernsthaft attackieren wollte.

Das Rennen wurde zum mitreißenden Taktik-Thriller

Damit waren auch zwei Konkurrenten für Hamilton aus dem Rennen. Der 33 Jahre alte Brite startete von Rang neun, machte aber schnell Plätze gut. Bei einem Manöver raste er gleich an drei Fahrern vorbei, darunter Hülkenberg und Fernando Alonso im McLaren. Gut 13 Sekunden betrug der Vorsprung Vettels, als Ferrari ihn nach 19 Runden von 57 zum Reifenwechsel als erster der Siegkandidaten in die Box rief. Mit den gelb markierten, soften Reifen reihte sich Vettel dann hinter Hamilton wieder ein, der Brite war auf dieser Reifenmischung gestartet, Vettel auf der schnelleren, aber kürzer haltbaren. "Jetzt geht alles Los, Lewis", funkte Mercedes an Hamilton und probierte danach die noch härteren Reifen am Wagen von Bottas.

Das Rennen wurde zum mitreißenden Taktik-Thriller. Vettel hing kurz hinter Hamilton, kam dann aber vorbei, der Brite fuhr an die Box. Er bekam ebenfalls die weiß markierten Reifen. Damit war klar: Mercedes setzte auf eine Einstopp-Strategie und den führenden Vettel damit gehörig unter Druck. Die Rechnerei, die vor zwei Wochen Mercedes und Hamilton im Duell mit Vettel in Australien noch zum Verhängnis geworden war, ging los. Denn auch der Spritverbrauch hätte am Ende den Ausschlag geben können.

Alles wartete auf den nächsten Stopp von Vettel. Würde er genug Vorsprung haben, um vor Hamilton wieder aus der Box zu kommen? Dann plötzlich ereignete sich ein Drama beim Stopp von Räikkönen: Der 38-jährige Ex-Champion bekam die Rausfahrerlaubnis, obwohl noch nicht alle Räder gewechselt waren. Als Räikkönen losfuhr, traf er mit seinem Wagen einen der Mechaniker, der verletzt liegenblieb.

Ferrari gingen durch den Ausfall Räikkönen weitere taktische Möglichkeiten aus. Vettel sollte auf Plan D schalten - wie der aussah, verriet der Kommandostand öffentlich natürlich nicht. Vettel musste sein ganzes Können aufbieten, er wollte nun auf den weicheren Reifen durchfahren. Hinter ihm lagen Bottas und Hamilton. Dder Brite war zu weit weg, doch Bottas näherte sich. Es kam zum Showdown in der letzten Runde, aber Vettel ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.

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