Formel 1:Schumi - ein Mann ist aus der Zeit gefahren

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Vier Rennen, vier miese Resultate: Michael Schumacher kommt nicht in die Gänge. Selbst sein einstiger Manager Willi Weber traut ihm nicht mehr viel zu.

Günther Fischer

Bevor wir es vergessen: Scheitern war im zweiten Formel-1-Leben des Michael Schumacher nicht vorgesehen.

Entsetzter Blick, abwehrende Hände: ein Bild mit Symbolcharakter. Was ist bloß mit Michael Schumacher los? (Foto: Foto: rtr)

Groß war die Begeisterung, als Gerüchte aufkamen, er würde wieder für Ferrari fahren. Noch größer war die Euphorie, als er dann bei Mercedes unterschrieb. Ein deutscher Rennfahrer in einem deutschen Rennstall, ja, eine Art deutscher Nationalmannschaft im Formel-1-Zirkus, das war eine Story, wie sie sich jeder Daimler-Manager wünscht.

Mercedes konnte die teuer bezahlte PR prima brauchen, immer war von "Schumi", dem Helden, zu lesen. Die ganze Formel 1 hoffte, dass der Glanz des Ex-Champions noch einmal auf den Rennzirkus abstrahlen würde.

Inzwischen ist große Ernüchterung eingetreten. Die Rückkehr des siebenfachen Weltmeisters in sein einstiges Machtrevier war bisher einfach nur langweilig. Stets landete er im Mittelfeld. Meistens sah er gegen die Jungstars Sebastian Vettel und Nico Rosberg blass aus. Sein Teamkollege Rosberg gewann sogar alle Trainingsduelle und lag in den Rennen stets vorne.

Jetzt meldet sich auch noch sein Entdecker und einstiger Manager Willi Weber in der Bild-Zeitung eindeutig zu Wort. Er spricht von einer gewissen "Schumi-Müdigkeit" und der Schwierigkeit, Sponsoren zu finden: "Es ist leichter, eine 50 Jahre alte Jungfrau zu finden als Sponsoren für die Formel 1."

Drastischer fallen seine anderen Urteile aus: Weber hält Sebastian Vettel für den neuen Schumi, der in die Lücke, die Michael Schumacher hinterlassen hat, hineingewachsen sei. Außerdem: Schumacher sitze "nur im viertbesten Auto".

Wie eine Ohrfeige wirkt ein anderer Weber-Satz. Trotz vorhandener und nachweisbarer Fitness des Ex-Weltmeisters traut er ihm in diesem Jahr nicht mehr allzu viel zu: "Es müsste schon ein Wunder passieren, wenn Michael dieses Jahr noch um die WM fährt. (...) Wenn alles gutgeht, dann schafft er noch einen Sieg."

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Mit ein Grund für sein durchwachsenes Abschneiden, das in den ersten Rennen mit den Plätzen sechs (Bahrain), zweimal zehn (Australien, China) und dem Ausfall in Malaysia unter den Erwartungen blieb, seien auch die ungewohnten Reifen: "Jeder Fahrer muss lernen, wie sie sich unter den sich verändernden Bedingungen verhalten. Da haben die Kollegen einen gewissen Vorsprung", sagt er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Problem mit den Pneus bleibe aber: "Die schmaleren Vorderreifen, die Reifen für trockene Pisten und die Regenreifen kannte ich aus meiner Vergangenheit nicht."

Diesmal sind es also die Reifen. Bei den vergangenen Rennen war es mal das Auto, das nicht seinem Fahrstil entspricht, ein anderes Mal waren es die neuen Regeln und Trainingsbedingungen.

Nur: Regeländerungen, neue Motoren, neue Autos gab es auch früher schon. Nie hatte Schumacher ein Problem, sich anzupassen. Auch wenn Mercedes-GP-Geschäftsführer Nick Frey betont, "dass Michael unheimlich viel von sich und von uns fordert, sehr kritisch auch gegen sich selbst ist", so gelten auch für Schumacher die Gesetze des Formel-1-Zirkus.

Das heißt: Wenn Michael Schumacher nicht schnellstens der Turnaround gelingt und er auch Nico Rosberg unter Kontrolle bekommt, kann passieren, was schon so viele 08/15-Fahrer vor ihm erleben mussten: Das Team wechselt ganz einfach die Seite - und setzt in den restlichen Rennen einfach auf den besseren Fahrer.

Dann wäre Michael Schumacher endgültig aus der Zeit gefahren.

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