Formel 1: Schumacher-Comeback:"Ich fühle mich wie ein Zwölfjähriger"

Michael Schumachers Formel-1-Rückkehr wirft einige Fragen auf. Die wichtigsten Antworten zu seinem Comeback.

Rene Hofmann

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Am Dienstag ist Michael Schumacher in Brackley in Mittelengland gewesen. Dort steht die Fabrik, in der die Formel-1-Wagen des neuen Teams Mercedes Grand Prix gebaut werden. Am Abend unterschrieb Schumacher, der am 3. Januar seinen 41. Geburtstag feiern wird, einen Kontrakt, der vorsieht, dass er bis 2012 für das Team in der Formel 1 an den Start geht, das von seinem Weggefährten Ross Brawn geführt wird. Die Chance, mit Brawn und Mercedes noch einmal etwas aufzubauen, habe ihn gereizt, gibt Schumacher an. "Ich fühle mich wie ein Zwölfjähriger, der vor Freude herumhüpft. Ich bin wieder voller Energie und Tatendrang", sagt der siebenmalige Weltmeister, der seit dem 22. Oktober 2006 kein Formel-1- Rennen mehr bestritten hat. "Damals hatte ich absolut keine Energie mehr", sagt Schumacher. Nun aber fühle er sich bereit, "wieder ernsthaft loszulegen". Die Fragen zum ComebackFoto: ap

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Was treibt Schumacher an?Die Lust am Wettbewerb. "In den vergangenen drei Jahren habe ich viel ausprobiert und dabei hatte ich auch viel Spaß", sagt Schumacher. Er fuhr Motorrad- und Kart-Rennen. "Von der Rennstrecke bin ich nie wirklich losgekommen", sagt er, "das ist einfach ein Teil von mir." An ein Formel-1-Comeback dachte er aber nicht. Als im Sommer beim Rennen in Ungarn sein Freund Felipe Massa verunglückte, änderte sich das. Nach kurzer Überzeugungsarbeit von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo stimmte Schumacher zu, für Massa einzuspringen. Beim Training merkte Schumacher schnell, was ihm gefehlt hatte und "wie wohl ich mich einfach in einem Formel-1-Auto fühle", sagt er.Foto: Getty

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Was ist mit dem Nacken?Der Plan, für Massa einzuspringen, scheiterte im August. Bei Testfahrten in einem zwei Jahre alten Formel-1-Auto hatte sich gezeigt, dass eine Nackenverletzung nicht ausgeheilt war, die Schumacher sich bei einem Motorradsturz zugezogen hatte. Die Ärzte gaben damals an: Es gebe eine Heilungschance. Der Wirbel brauche aber auf jeden Fall mehr Zeit, da die Stelle schlecht durchblutet sei. Inzwischen stellt die Verletzung kein Problem mehr dar, sagt Schumacher. Für den Wiedereinstieg hat er an einer speziellen Trainingsmaschine geübt, die die Kräfte simuliert, die in einem Formel-1-Auto wirken. "Ich kann Übungen machen und Gewichte und Widerstände aushalten, die im Sommer noch nicht möglich waren", sagt Schumacher. Teamchef Ross Brawn vertraut in dem Punkt Schumachers Einschätzung: "Er hat sich immer schon genau beobachtet und war selbst stets sein härtester Kritiker", sagt der 55-Jährige.Foto: ap

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Kann Schumacher gleich wieder gewinnen? Michael Schumacher selbst sagt: Ja. "Das Ziel kann nur sein, beide Titel zu gewinnen", gibt er vor. Der Anspruch wächst aus den Erfolgen. Das Team Brawn Grand Prix, an dem Mercedes die Mehrheit übernahm, hat sich 2009 sowohl die Fahrer- als auch die Konstrukteurskrone gesichert. Jenson Button wurde Weltmeister, sein Teamkollege Rubens Barrichello Dritter der Wertung. Nun ist noch Mercedes als starker Partner hinzugekommen und der malaysische Staatskonzern Petronas als Hauptsponsor. Ross Brawn hat als Technikchef bei Benetton und Ferrari erfolgreiche Autos entworfen. "An die Kombination Brawn und Mercedes glaube ich", sagt Schumacher, "und bei mir selbst habe ich auch keine Zweifel."Foto: dpa

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Wie geht es konkret weiter?Aus Kostengründen sind Testfahrten im Januar verboten. Im Februar wird auf den Strecken in Valencia, Jerez und Barcelona geübt. "Dann geht es eigentlich erst richtig los", sagt Michael Schumacher, der früher extrem viele Tests absolvierte. Bei den Übungsfahrten wird die Grundabstimmung der Wagen ermittelt. Saisonstart ist am 14. März in Bahrain.Foto: Getty

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Welche neuen Regeln muss Schumacher lernen?In den vergangenen drei Jahren hat sich die Formel 1 grundlegend geändert. Die Aerodynamik wurde stark beschnitten, die Rillen in den Reifen wurden abgeschafft, die Slicks kehrten zurück. Im kommenden Jahr wird zudem das Nachtanken verboten. Die Autos starten mit viel Benzin an Bord und die Fahrer müssen sich das Rennen klug einteilen. Die Änderung könnte ein Vorteil für Schumacher sein: Im Laufe seiner langen Karriere hat er viele unterschiedliche Wagen bewegt. "Ich habe viele Auto-Charaktere im Kopf", sagt er, "und eine meiner Stärken war es immer, dass ich mich auf Änderungen schnell einstellen konnte."Foto: afp

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Wird Schumacher wie bei Ferrari einen Nummer-eins-Status genießen?Teamkollege Nico Rosberg hofft nicht: "Bei Mercedes gibt es keine Rangordnung. Es war immer gang und gäbe, dass es zwei ebenbürtige Fahrer gibt", sagt der 24-Jährige. Michael Schumacher äußert sich in dem Punkt weniger eindeutig. Er sagt lediglich, vertraglich sei ihm keine Sonderrolle garantiert. In jedem Team, in dem er war, habe "immer die Stoppuhr entschieden, wer welchen Status bekommt", sagt er, "das wird hier auch so sein."Foto: ap

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Seit wann plante Schumacher seine Rückkehr?Beim letzten Formel-1-Rennen der Saison 2009, am 1. November in Abu Dhabi, war ein Comeback noch kein Thema. Als Ross Brawn Schumacher scherzhaft auf die Möglichkeit ansprach, wies der die Offerte ebenso scherzhaft zurück. Als sich Mitte November abzeichnete, dass Mercedes das Team übernehmen würde und die Verhandlungen mit Jenson Button über eine Vertragsverlängerung ins Stocken gerieten, rief Brawn erneut bei Schumacher an. Dieses Mal reagierte der Umworbene weit weniger abweisend. "Ross ist ein Freund, und Mercedes hat mir einst geholfen, dass ich überhaupt in die Formel 1 kam. Die Konstellation ist ziemlich außergewöhnlich", sagt Schumacher, der einst mit Heinz-Harald Frentzen in der Sportwagen-WM das Juniorteam der Firma bildete. Vier Wochen dauerte es, bis alle Vertragsdetails geklärt waren. Unter anderem musste Schumacher einen persönlichen Werbekontrakt mit einer Benzinfirma lösen, weil Mercedes mit einem anderen Unternehmen aus der Branche kooperiert.Foto: Getty

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Was sagte die Familie?Michael Schumacher ist seit dem 1. August 1995 mit Corinna Schumacher verheiratet. Die beiden haben eine Tochter, Gina Maria, und einen Sohn, Mick. "Natürlich klärt man so einen Schritt vorher in der Familie ab", sagt Michael Schumacher. Überzeugungsarbeit, sich wieder in den lebensgefährlichen Sport stürzen zu dürfen, hat er aber angeblich nicht leisten müssen. "Meine Frau hat nur das Funkeln in meinen Augen gesehen, und da wusste sie, dass ich das machen will", sagt er.Foto: dpa.

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Wie viel verdient Schumacher?Offizielle Angaben gibt es nicht. Die Bild-Zeitung mutmaßt, seine Gage als Fahrer könnte pro Jahr sieben Millionen Euro betragen. Auch wenn die Preise auf dem Fahrermarkt allgemein gefallen sind, wäre das ein Schnäppchen. In seiner Ferrari-Zeit verdiente Schumacher dem Vernehmen nach weit mehr. Hinzukommen die Einnahmen aus den Verträgen mit privaten Sponsoren, die jeder Fahrer haben darf. Schumacher warb in der Vergangenheit unter anderem für die Uhrenfirma Omega, die Deutsche Vermögensberatung und Rosbacher Mineralquelle. Die Verträge dürften in den kommenden Wochen modifiziert werden.Foto: afp

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Wie lässt sich das Engagement mit der Krise bei Mercedes vereinbaren?Auf den ersten Blick gar nicht. Erich Klemm, Daimler-Betriebsratschef, kritisierte die Verpflichtung bereits vorab: "In Zeiten, in denen in den Fabriken jeder Cent dreimal umgedreht wird, wäre eine solche Entscheidung schwer zu verstehen." Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Partei die Grünen, kritisierte schon bei der Übernahme von Brawn GP durch Mercedes: "Während andere Autobauer in die Entwicklung emissionsarmer und hocheffizienter Automobile der Zukunft investieren, legt Daimler den Rückwärtsgang ein und verpulvert trotz Krise Millionen in der Formel 1."BMW hatte sich am Ende der Saison 2009 aus der Rennserie zurückgezogen und diesen Schritt unter anderem damit begründet, künftig mehr Ressourcen auf die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien lenken zu wollen. Toyota stoppte sein erfolgloses Formel-1-Engagement ebenfalls vor wenigen Wochen. Die französische Firma Renault bleibt zwar in der Rennserie, hat Anteile ihres Rennteams aber an eine Investmentfirma verkauft. Mercedes steuert also wirklich gegen den Trend.Allerdings können Firmenchef Dieter Zetsche und Sportchef Norbert Haug behaupten, angesichts der aktuellen Entwicklung in dem Sport sei das sinnvoll: Mit dem Wegfall zahlreicher Werksteams wird es vermutlich leichter, Erfolge einzufahren. Mit dem Verkauf von Rennmotoren an andere Teams verdient die Firma heute schon Geld. Sollten die Kosten in der Formel 1 in den kommenden Jahren wie geplant durch ein strikteres Reglement weiter fallen, könnte das Projekt sogar als Ganzes Geld einspielen - dank der Beteiligung an den Einnahmen, die Vermarkter Bernie Ecclestone durch den Verkauf der TV-Rechte und der Gebühren erzielt, die er von den Rennstreckenbetreibern verlangt, die einen Grand Prix ausrichten wollen. Schumachers Engagement lässt sich zudem mit seinem Werbewert rechtfertigen. Mehr Aufmerksamkeit erzielt weltweit kein anderer Fahrer. Später soll er der Firma zudem als Markenbotschafter erhalten bleiben. "Das liegt nahe", sagt Michael Schumacher.Foto: ap

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