Football: Super Bowl:Spektakel mit Makel

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Die Green Bay Packers gewinnen den äußerst spannenden Super Bowl. Christina Aguilera dagegen blamiert sich bei der Nationalhymne und zahlreiche Fans müssen draußen bleiben.

Christoph Leischwitz, Dallas

Am wenigsten dürfte sich Aaron Rodgers noch über das neue Cabrio gefreut haben. Diesen Preis hatte sich der Quarterback der Green Bay Packers während des Spiels mit insgesamt 304 Yards und drei Touchdowns erworfen, das knallrote Auto bekam er als MVP, als wertvollster Spieler der Super Bowl. Doch was macht man mit einem Cabrio in Green Bay, Wisconsin, wo eine durchschnittliche Höchsttemperamtur von 12,4 Grad Celsius im Jahr herrscht? Man lässt am besten die ganze Zeit das Dach zu.

Traditionelle Dusche für den Sieger: Green Bays Trainer Mike McCarthy wird von T. J. Lang mit Gatorade überschüttet. (Foto: AP)

Über ein anderes Mitbringsel dürften sich die 100.000 Einwohner von Green Bay bedeutend mehr freuen: Die Vince-Lombardi-Trophäe, benannt nach dem legendären Trainer der Packers in den sechziger Jahren. "Endlich kommt sie wieder nach Hause", sagten die Spieler in Gelb-Grün danach, mit Tränen in den Augen. Die Käseköpfe haben sich nach 14 Jahren wieder die Krone aufgesetzt.

Die Packers haben im Cowboys Stadium zu Dallas in der Nacht von Sonntag auf Montag zum vierten Mal die Super Bowl gewonnen, mit einem 31:25-Erfolg über die Pittsburgh Steelers, die damit ihren siebten Sieg - und den dritten in nur sechs Jahren - um genau 67 Yards verpassten. Diese Entfernung hätte Steelers-Quarterback Ben Roethlisberger 56 Sekunden vor Schluss noch erwerfen müssen, um zu gewinnen. Doch er war an diesem Abend einfach der schlechtere Spielmacher. "Seine Performance? Die eines Verlierers, genauso wie meine", sagte sein Trainer Mike Tomlin nach dem Spiel trocken.

Zumindest war es wieder einmal bis zum Schluss spannend gewesen. Die Packers hatten zunächst besser in die Partie gefunden und zur Halbzeit mit 21:10 geführt. Im dritten Viertel drehten die Steelers auf, konnten aber nie in Führung gehen. Bis auf 25:28 kamen sie noch heran, dann verlor Läufer Rashard Mendenhall den Ball - was die Packers kurz darauf zum letztlich entscheidenden Touchdown nutzten.

Das knappe Spiel entschädigte für die vielen Unannehmlichkeiten der vergangenen Tage. Es war ungewöhnlich kalt gewesen in Dallas, das öffentliche Leben war eingefroren, zahlreiche Super-Bowl-Partys waren abgesagt oder verlegt worden. Auch hatten es einige Fans gar nicht bis nach Dallas geschafft, weil unter der Woche Hunderte Flüge nach Texas abgesagt worden waren.

Auch das neue Stadion hatte Sorgen bereitet. Noch am Freitag waren sechs Arbeiter verletzt worden, als eine große Eisplatte vom Dach stürzte. Doch am "Super Sunday" schien bis zum Kickoff die Sonne, und dank des geschlossenen Dachs und den für ihren Fanatismus bekannten Steelers- und Packers-Fans entwickelte sich die beste Stimmung bei einem Super Bowl seit Langem.

Super Bowl
:Aguilera blamiert sich

In einem spannenden und emotionalen Endspiel gewinnen die Green Bay Packers gegen die Pittsburgh Steelers. In der Halbzeit schweben die Black Eyed Peas von der Anzeigetafel.

Dazu hatten aber auch noch andere beigetragen. Die Halbzeitshow der Black Eyed Peas dürfte ebenfalls als eine der besten in die Geschichte der Super Bowl eingehen. Die vier Künstler sangen nicht nur ihre bedeutendsten Hits, sie wurden dabei auch noch von Guns N' Roses-Gitarrist Slash sowie vom R'n'B-Künstler Usher unterstützt. Das Lichtermeer und die Komparsen in ihren schrillen Neonkostümen waren ein absolutes Highlight.

Textunsicher und wacklig: Christina Aguilera bei der Nationalhymne. (Foto: dpa)

Hingegen die schlechteste Leistung des gesamten Abends lieferte Christina Aguilera ab, die beim Absingen der Nationalhymne vor dem Spiel einen Fehler machte, der sich als noch katastrophaler erweisen dürfte als jener von Sarah Connor 2005 in der Münchner Arena ("brüh im Lichte"): Aguilera sang eine Zeile komplett falsch, außerdem war ihre Interpretation der Hymne deutlich zu verkünstelt. "Ich kann nur hoffen, dass jeder meine Liebe zu unserem Land trotzdem spüren konnte", entschuldigte sie sich später. Doch Amerika hat nun wohl einen Star weniger.

Die 103.219 Zuschauer klatschten nach der Panne brav Beifall, doch sie dürften sich über den Fauxpas geärgert haben. Noch viel mehr geärgert haben dürften sich aber jene 400 Zuschauer, die gar nicht mehr im Stadion waren - und auch für diesen Fehltritt wird die Super Bowl Nummer XLV in Erinnerung bleiben. Denn offensichtlich hatte es einen massiven, für amerikanische Großveranstaltungen äußerst ungewöhnlichen Organisationsfehler gegeben. Von den 14.000 Sitzen, die für das Spiel zusätzlich in das Stadion eingebaut werden sollten, waren mehrere hundert nicht fertig geworden. Laut offiziellen Zahlen wurden 850 Zuschauer umgesetzt, 400 wurden mit einer Rückerstattung des dreifachen Eintrittspreises entschädigt.

Doch angeblich sollen noch viel mehr Fans betroffen gewesen sein. Ein Zuschauer nahe der Pressetribüne berichtete von Rangeleien an den Eingängen zwischen enttäuschten Fans und dem Sicherheitspersonal, die aber nicht offiziell bestätigt wurden. Aaron Rodgers und den Green Bay Packers dürfte es egal sein, dass damit der Zuschauerrekord bei einem Footballspiel in den USA um gut 600 Zuschauer verpasst wurde - aufgestellt beim Super Bowl XIV in Pasadena.

Für Rodgers ist es ein mehrfacher Triumph. Er ist mit dem Sieg endgültig aus dem Schatten seines Quarterback-Vorgängers Brett Favre getreten, der aber auch nur einmal den Super Bowl gewann. "Ich habe den Verantwortlichen im Verein schon vor fünf Jahren gesagt, dass ich sie nicht enttäuschen werde", sagte Rodgers nach dem Spiel. Und so wie er an jenem Abend gespielt hat, dürfte der 27-Jährige auch noch die Möglichkeit bekommen, den Altmeister eines Tages zu überholen.

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