Finale der Rugby-WM:Die tapfersten Verlierer der Welt

Eine Woche lang schimpfte die Rugby-Welt über den Finalisten Frankreich, der unverdient und nur durch Glück im Finale der Weltmeisterschaft stand. Doch dann bot der Außenseiter dem Gastgeber Neuseeland eine großartige Partie - und verlor in einem unvergesslichen Schauspiel denkbar knapp.

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Eine Woche lang schimpfte die Rugby-Welt über den Finalisten Frankreich, der unverdient und nur durch Glück im Finale der Weltmeisterschaft stand. Doch dann bot der Außenseiter dem Gastgeber Neuseeland eine großartige Partie. Und verlor in einem unvergesslichen Schauspiel dennoch denkbar knapp. Texte: Thomas Hummel "All Blacks win World Cup thriller" überschrieb die neuseeländische Zeitung Herald ihre Internetseite nach dem Finale der Rugby-Weltmeisterschaft. Nach 24 Jahren durften wieder einmal die All Blacks, die stets in Schwarz gekleidete Mannschaft Neuseelands den Pokal in die Luft strecken. Doch die kleine Nation musste während der 80 Minuten viel mehr leiden, als selbst die größten Pessimisten zuvor befürchtet hatten.

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Als der südafrikanische Schiedsrichter Craig Joubert (rotes Trikot) die Partie abpfiff, ging ein Schrei der Erleichterung über Aotearoa - wie das Land bei den Maori genannt wird. "Nie war eine Tat eines Südafrikaners in Eden Park so willkommen", schrieb der Herald. 8:7 gewann der Gastgeber, nach den Prognosen zuvor ein undenkbar knappes Ergebnis. Doch der Gegner aus Frankreich hatte den All Blacks einen unvergesslichen Kampf geliefert.

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Es begann schon vor der Partie: Die Neuseeländer zeigten ihren berühmten Kriegstanz Haka, sogar den Kapo o Pango Haka, der nur sehr selten getanzt wird. Er soll die Gegner einschüchtern. Die Franzosen stellten sich gegenüber auf in Form eines Pfeils. Nach einigen Sekunden ...

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... marschierten die Franzosen mehrere Schritte nach vorne und standen den Neuseeländern plötzlich Aug in Aug gegenüber. Die 60.000 im Eden Park von Auckland raunten laut auf, bevor der erste Ball gespielt war, knisterte die Luft vor Spannung.

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Die hoch favorisierten Neuseeländer schienen tatsächlich beeindruckt. Die französische Mannschaft hatte in der Vorrunde gegen die Gastgeber bereits einmal chancenlos verloren (17:37), nach der Niederlage gegen Tonga begannen öffentliche Streitereien, und im Halbfinale siegte sie nur mit viel, viel Glück gegen Wales mit 9:8. Doch hier im Endspiel dominierte sie die Anfangsphase.

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Im Laufe der ersten Halbzeit befreiten sich die Gastgeber aber zunehmend und drückten die Franzosen immer wieder weit in die eigene Hälfte zurück. Es entwickelte sich das erwartete Spiel, Neuseeland war körperlich überlegen und machte keine Fehler.

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Nach einem Einwurf kurz vor der französischen Mallinie kommt das Ei zu Tony Woodcock, der mitten durch die französische Abwehrlinie plötzlich freie Bahn hat und ...

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... das Spielgerät in der Endzone ablegt. Es sollte die Befreiung sein für die Neuseeländer, von denen nichts anderes erwartet wurde als der zweite WM-Titel nach 1987. Eine Niederlage hätte die ganze Insel in Depressionen geschickt. Jetzt führte das Team 5:0.

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In dieser Phase hielt vor allem ein Mann die Franzosen im Spiel: Piri Weepu, der Kicker der Neuseeländer, erwischte einen schlimmen Tag. Zwei freie Schussversuche aus dem Feld und auch die Zusatzpunkte nach Woodcocks erfolgreichem Versuch schoss er teilweise weit vorbei. So ging es mit 5:0 in die Pause. Und an der Reaktion des Publikums in Auckland war zu erkennen, dass die Neuseeländer merklich verunsichert waren, ob des allzu knappen Vorsprungs.

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Schon während der ersten Halbzeit verloren die Franzosen Morgan Parra nach einem Zusammenprall, Parra verließ benommen und weinend vor Enttäuschung den Platz.

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Nach der Pause traf es auch die Neuseeländer: Ihr Ersatz-Kicker Aaron Cruden humpelte mit einer Knieverletzung vom Platz. Für ihn kam ...

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... Stephan Donald, der kurz darauf endlich den ersten Strafkick zwischen die Balken schoss. Jetzt stand es 8:0, Neuseeland feierte schon. Das Land ahnte noch nicht, wie spannend es noch werden sollte.

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Denn plötzlich fanden die Franzosen Wege durch die gegnerische Abwehrlinie. Sie drängten die Neuseeländer weiter in die eigene Hälfte zurück, als sie das bislang bei dieser WM gewohnt waren.

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Und dann der Durchbruch: Der überragende Kapitän Thierry Dusautoir rannte mit dem Ei Richtung Endzone ...

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... und legte das Spielgerät auf den Boden. Frankreich schrie auf: Wer hätte das gedacht? Weil der Zusatzkick ins Ziel fand, hatten die Gäste bei 7:8 nur einen Punkt Rückstand und das Spiel dauerte noch eine halbe Stunde lang.

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Es begann ein Kampf um Zentimeter, ein verzweifeltes Ringen um entscheidende Meter.

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Es ging hin und her, und umso länger die Partie dauerte, umso zittriger schienen die Neuseeländer, umso forscher die Franzosen zu werden.

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François Trinh-Duc verschoss einen freien Kick aus allerdings weiter Entfernung für die Franzosen. Der Herald sollte später über die Phase schreiben: "Es war qualvoll."

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Doch auch den letzten Angriff der Franzosen wehrten die Gastgeber schließlich ab, nach dem Abpfiff folgten die Emotionen.

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Selbst den schwersten französischen Kämpfern rollten die Tränen aus den Augen.

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Kapitän Dusautoir tröstete seine Mitspieler. Doch als ihm die Jury den Pokal für den besten Spieler des Finals überreichte, stockte auch ihm die Sprache. "Wir sind sehr enttäuscht", sagte er.

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Dagegen begann Neuseeland zu feiern. Die Mannschaft um Kapitän Richie McCaw löste ihr Versprechen ein und holte den Titel in das Rugby-verrückte Land.

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Und als das Konfetti wieder am Boden lag, malten Croy Jane und Israel Dagg zwei Engel auf den Rasen. Vielleicht war es auch ein bisschen ein Dankeschön an die Mächte des Himmels, die sie in diesem Finale gegen die überraschend starken Franzosen benötigt hatten.

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