Fifa: Mögliche Korruption:Das Imperium schlägt zurück

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Nach den Korruptionsvorwürfen zur Vergabe von WM-Turnieren hat die Fifa reagiert: Joseph Blatter verweist auf sein Gewissen, ein Beschuldigter wehrt sich vehement, ein anderer will gar Klage einreichen.

Es war eine beeindruckende Meldung, die da am Montag über den Ticker gesaust kam. Sie war umso beeindruckender, weil sie gleich zwei großartige Elemente in sich enthielt. Die Nachricht lautete: "Die Fifa öffnet die Kassen im Kampf gegen Korruption."

Den Fußball fest in Händen: Fifa-Präsident Sepp Blatter. (Foto: dpa)

Das ist zum einen beeindruckend, weil die Fifa nicht bekannt dafür ist, die Kassen zu öffnen. Es ist aber auch deshalb wunderbar, weil der Fußball-Weltverband gleich 20 Millionen Euro investieren möchte, um der Korruption ein Ende zu setzen. "Wir werden alles unternehmen, um dieser Gefahr Herr zu werden", sagte Joseph Blatter, nachdem er Interpol die Unterstützung in Millionenhöhe zugesagt hatte.

Zyniker könnten nun freilich behaupten, dass das Geld bei der Fifa besser aufgehoben wäre, um erst einmal im eigenen Haus aufzuräumen. Dem Weltverband steht nämlich erneut ein Korruptionsskandal ins Haus - und die Fifa reagiert bislang so, wie sie immer reagiert: zunächst mit Empörung, dann mit der Ankündigung, die Sache aufklären zu wollen - und schließlich mit der Ankündigung von Klagen gegen den, der die Vorwürfe erhoben hat.

So ist nun Ricardo Teixeira in die Offensive gegangen. Der Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF strengt eine Klage gegen den Briten Lord David Triesman an, der dem Chef des Organisationskomitees der Fußball-WM 2014 die Einforderung von Bestechungsgeld vorgeworfen hat.

Der 63-jährige Teixeira bezeichnet die Vorwürfe als "absurd" und als kläglichen Versuch, das Scheitern Triesmans bei der Vergabe der Endrunden 2018 und 2022 im Dezember vergangenen Jahres zu vertuschen. England, das die WM 2018 ausrichten wollte, war mit nur zwei Stimmen schon im ersten Wahlgang ausgeschieden. In einer Stellungnahme auf der offiziellen CBF-Homepage berichtet Teixeira weiter, dass alle südamerikanischen Verbände sich bereits lange zuvor auf den Kandidaten Spanien/Portugal festgelegt hatten.

Nach Teixeira hat sich auch der Vizepräsident des FIFA-Exekutivkomitees, Jack Warner, gegen die Vorwürfe gewehrt. "Ich habe niemals von Triesman oder anderen Personen, von Engländern oder sonst wem, Geld für meine Stimme gefordert", sagte der 68 Jahre alte Funktionär aus Trinidad und Tobago am Mittwoch laut einem Bericht der BBC.

Der frühere Präsident des englischen Fußballverbandes, Lord Triesman, hatte die Vorwürfe vor dem britischen Parlament vorgebracht. Demnach soll Texeira dem britischen Fußballverband bei einem Treffen im Jahr 2009 mitgeteilt haben, dass man ihm sagen müssen, was man für ihn habe - wenn man etwas von ihm haben wolle. Jack Warner, der erst in der vergangenen Woche als Präsident der Konföderation CONCACAF (Nord- und Mittelamerika und Karibik) bestätigt worden war, soll vier Millionen Dollar (2,8 Millionen Euro) für den Bau von Schulen in Trinidad und Tobago gefordert haben.

Der Präsident der südamerikanischen Konföderation CONMEBOL, Nicolás Léoz, habe sich gewünscht, zum Ritter geschlagen zu werden. Auch der thailändische Funktionär Worawi Makudi sei unangenehm aufgefallen. Makudi wollte sich demnach die TV-Rechte für ein geplantes Länderspiel zwischen England und Thailand in Bangkok sichern.

Darüber hinaus bestätigte das britische Parlamentsmitglied Damian Collins, dass es Beweise für Bestechungszahlungen in Höhe von 1,5 Millionen Dollar (rund eine Million Euro) an den Fifa-Vizepräsidenten Issa Hayatou aus Kamerun und den Ivorer Jacques Anouma gebe.

Der Fußballverband von Katar hat diese Korruptionsvorwürfe entschieden zurückgewiesen. Die Anschuldigungen würden "unbewiesen bleiben, weil sie falsch sind", hieß es in einer am Dienstagabend in Doha verbreiteten Mitteilung. Der katarische Verband fügte hinzu: "Wir haben nichts zu verbergen und sind daran interessiert, alle weiteren Untersuchungen zu unterstützen."

In einer ersten Reaktion distanzierte sich Fifa-Präsident Joseph S. Blatter am Dienstag in Zürich von den Vorwürfen. "Ich bin Präsident und habe ein eigenes Gewissen. Daher kann ich nur für mich und nicht für andere Exekutivmitglieder sprechen", sagte Blatter.

Er habe die Mitglieder nicht ausgewählt und wisse nicht, ob sie Engel oder Teufel seien. Blatter unterstrich, dass er für eine "saubere Fifa" kämpfen werde. Sollten Untersuchungen entsprechende Beweise liefern, so werde man unverzüglich handeln und keine Toleranz zeigen.

Das ist doch schon wieder eine gute Nachricht: Joseph Blatter kämpft für eine saubere Fifa.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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