Mit scharfer Kritik an den Medien und früheren Funktionären hat der Fußball-Weltverband Fifa auf Berichte über die angebliche Einflussnahme von Präsident Gianni Infantino auf den neuen Ethikcode reagiert. Es sei "kein Wunder", dass diejenigen Funktionäre, "die entfernt oder ersetzt wurden oder unzufrieden sind, weiterhin falsche Gerüchte und Anspielungen über die neue Führung verbreiten", schrieb die Fifa am Freitagabend. "Wir sind uns bewusst, dass es Menschen gibt, die aus Frustration die Fifa aus eigennützigen Gründen untergraben möchten."
Fifa-Chef Infantino habe Korrekturvorschläge für die überarbeiteten Richtlinien der unabhängigen Ethikkommission gemacht, hatte Der Spiegel am Freitag mit Bezug auf interne Dokumente berichtet. So habe Infantino als Antwort auf einen Entwurf von Vassilios Skouris, Vorsitzender der rechtsprechenden Fifa-Ethikkammer, diesem mit mehreren Hinweisen geantwortet. Dabei sollten Voruntersuchungen gegen Funktionäre nur auf Weisung der vorsitzenden Person der Ermittlungskammer durchgeführt werden können.
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Formal ist die Ethikkommission ein komplett unabhängiges Gremium; sie sperrte in der Vergangenheit unter anderem Infantinos Vorgänger Joseph Blatter. In der Mitteilung hieß es: Keiner dieser Berichte enthalte irgendetwas, "das auf eine Verletzung von Gesetzen, Statuten oder Vorschriften hinausläuft".
Die Fifa teilte dem Magazin mit, dass es "völlig unplausibel" sei, dass sich Skouris zu einer Entscheidung gegen seinen Willen hatte drängen lassen. Der neue Ethikcode war am 10. Juni vom Council des Weltverbands verabschiedet worden. Dabei taucht unter anderem Korruption nicht mehr explizit als Vergehen auf. Die Streichung des Begriffes verteidigte der Weltverband in der Vergangenheit damit, dass dies keinen maßgeblichen Einfluss auf die tatsächlichen Verstöße, die verfolgt werden, habe.
"Klarer Verstoß gegen den Kodex und die Statuten der Fifa"
"Ich habe immer gesagt, der neue Ethikcode ist Infantinos Werk - das ist der Beweis", sagte Hans-Joachim Eckert, früherer Chef der rechtsprechenden Kammer dem Spiegel. Infantinos Einmischung sei "ein klarer Verstoß gegen den Kodex und die Statuten der Fifa". Die Neubesetzung der beiden Ethikkammern mit der Kolumbianerin María Claudia Rojas als Chef-Ermittlerin und Skouris im Mai 2017 hatte international für Kritik gesorgt.
Eckert bezeichnete die neue Ethikkommission in der Vergangenheit bereits als "weniger als ein Feigenblatt" und kritisierte, dass Rojas weder Englisch noch Französisch spreche und verschwiegen habe, dass sie mit dem früheren Verbandspräsidenten Kolumbiens gut bekannt sei. Diesen habe er wegen Korruption lebenslang gesperrt.
Die Dokumente, die dem Spiegel von der Enthüllungsplattform Football Leaks zur Verfügung gestellt wurden, teilte das Magazin mit dem internationalen Rechercheverbund European Investigative Collaborations (EIC) und drei weiteren Partnern.