FCK fast in der zweiten Liga:Selbst das perfekte Drehbuch nützt nichts

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Platz 18, kaum noch Hoffnung: Nach der 1:4-Niederlage gegen Schalke debattiert der 1. FC Kaiserslautern über misslungene Transfers und die Mentalität der Mannschaft. Die wichtigste Frage hat Vorstandschef Stefan Kuntz noch nicht beantwortet: Würde die Ablösung von Trainer Marco Kurz tatsächlich etwas bringen?

Tobias Schächter, Kaiserslautern

Am Montag lief im Vorabendprogramm des SWR eine Dokumentation über das 7:4 des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Bayern München vom Oktober 1973. Es war eines der größten Spiele der Vereinshistorie. Die Helden von damals sind unübersehbar 40 Jahre älter geworden: Klaus Toppmöller, Ernst Diehl oder Dietmar Schwager.

Sinnbild: Der FCK liegt zurück, Marco Kurz ist konsterniert. (Foto: dapd)

Die Erinnerung an die guten, alten Zeiten verstärkt in der Pfalz derzeit den Kontrast zur tristen Gegenwart. Knapp 50.000 Besucher verließen am Sonntagabend desillusioniert das ausverkaufte Fritz-Walter-Stadion, sie hatten nicht einfach nur eine Niederlage des FCK gesehen. Das 1:4 gegen den FC Schalke war eine Demütigung - für eine von Rückschlägen malträtierte Mannschaft. "Das war schon der fünfte oder sechste Tiefschlag", seufzte Lauterns Kapitän Christian Tiffert.

Was hatten sie nicht alles versucht vor dem Spiel: Die Mannschaft hatte sich am Ticketverkauf beteiligt, der Sponsor das Motto-Logo auf dem Trikot freigegeben ("Gemeinsam für unseren FCK") - doch die Leistung auf dem Platz reicht einfach nicht aus, die Symbolik verkommt zur bloßen Folklore. Am Sonntag ist in der Pfalz ein großes Stück der Hoffnung gestorben, den dritten Abstieg der Klubgeschichte doch noch zu verhindern. Dabei hatte alles wie in einem perfekten Drehbuch begonnen: Endlich mal ging der FCK in Führung, nach nur drei Minuten, durch ein Kopfballtor von Rodnei.

Doch es folgte die brutale Offenlegung der Grenzen dieser Mannschaft. Für die Schalker hatte das Spiel spätestens nach dem 3:1 von Raul den Status einer Trainingseinheit vor Europapokal-Kulisse. Für den FCK, gab Vorstandschef Stefan Kuntz zu, war es der "Tiefpunkt" einer an Tiefpunkten reichen Saison. Die Bilanz des Elends: Seit 16 Spielen wartet Lautern auf einen Sieg, nur 17 Tore hat die Mannschaft in 26 Partien erzielt, zum Relegationsplatz 16 und dem SC Freiburg sind es schon fünf Punkte Abstand.

Nächsten Samstag tritt der FCK just bei diesem SC Freiburg an. "Mehr Endspiel geht nicht", sagt Kapitän Tiffert. Doch der Glaube an einen Befreiungsschlag, an eine Siegesserie in den nächsten drei Schlüsselspielen - in Freiburg sowie daheim gegen Hamburg und Hoffenheim - diesen Glauben hat kaum noch jemand, der mit dem FCK zittert.

Kann nur ein Trainerwechsel dieser verunsicherten Mannschaft einen Schub geben? Diese Frage stellte sich Klubchef Kuntz am Montag. Marco Kurz leitete früh das Regenerationstraining, ob er jedoch im Amt bleiben darf, war bis zum späten Nachmittag nicht entschieden. Legt man allerdings die Eindrücke vom Sonntag zugrunde, kommt für diese Mannschaft ohnehin jede Hilfe zu spät.

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Die Elf des Spieltags.

Christian Tiffert gab niedergeschlagen zu: "Vielleicht ist, was die Qualität der Mannschaft betrifft, auch nicht mehr drin." Kurz hat durch ständige Personalwechsel zur Verunsicherung der Spieler beigetragen. Doch längst stellt sich die Grundsatzfrage, ob dieser Kader die Mentalität und das Format besitzt, um der Abstiegsangst und der Kritik des gnadenlos anspruchsvollen FCK-Publikums standzuhalten. Auch nach dem 1:4 gegen Schalke schrie die Kurve den Spielern entgegen: "Wir ham' die Schnauze voll!"

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Einige gerade dem Jugendalter entwachsene Anhänger mit einem Überschuss an Testosteron wollten nach dem Spiel in den Kabinentrakt gelangen, der Ordnungsdienst verhinderte dies. Die Stimmung drohte zu entgleiten - und im Hintergrund formieren sich einige interne Verlierer der Kuntz-Ära gegen den Klubchef, der wegen der schlechten Transfers dieser Saison kritisiert wird.

Der FCK gehört zu den finanziellen Leichtgewichten der Liga, seit dem Aufstieg 2010 verlor der Klub regelmäßig seine besten Spieler: Mandjeck, Jendrisek, Sam, Hoffer, Hlousek, Moravek, Lakic, Ilicevic. Fehlen Glück und Treffsicherheit auf dem Transfermarkt, dann ist dieser Substanzverlust irgendwann zu groß - und diesmal funktionierten die Transfers nicht.

Stellvertretend dafür standen gegen Schalke die überforderten Angreifer: Itay Shechter, der israelische Hoffnungsträger des Sommers, und Sandro Wagner, der Hoffnungsträger der Winterperiode, gewannen beide keinen Zweikampf. Wagner, beim FCK ein Stürmer ohne Tor, wurde bei der Auswechslung vom Publikum mit Hohn bedacht. Er und Shechter symbolisieren Lauterns Niedergang. Fünf weitere Zugänge in der Winterpause waren offenbar zu viele, eine sieglose Mannschaft im ständigen Umbruch kann nicht wachsen.

Gibt es einen Trainer, der diese Elf noch aus der Tristesse führen kann? Mit Kurz scheint das kaum noch möglich zu sein. Holt man jetzt jedoch einen Coach, der mit der Mannschaft absteigt, wäre dieser für den Neuaufbau in der zweiten Liga bereits verbraucht. Das könnte mögliche Kandidaten wie Thorsten Lieberknecht (Eintracht Braunschweig) oder Franco Foda (hört bei Sturm Graz spätestens im Juni auf) davon abhalten, zu kommen. Die Wende zum Guten ist derzeit ohnehin nur ein Traum.

© SZ vom 20.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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