FC Ingolstadt:Plan mit Knaller

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„Knacksi hat es sehr gut gemacht“: Obwohl Ingolstadts Nummer 1 wieder fit ist, setzt Trainer Tomas Oral im Tor auf Ersatzmann Marco Knaller. (Foto: imago images/Stefan Bösl)

Im abschließenden Duell um den Aufstieg gegen den TSV 1860 München will der FC Ingolstadt auf Wechselspiele verzichten - das ist typisch für Trainer Thomas Oral.

Von Johannes Kirchmeier

Es dauerte eine Weile, aber dann kam der Trainer Tomas Oral am Freitag auf das Geschenk zu sprechen: das Präsent, das Leon Dajaku vom FC Bayern II Orals FC Ingolstadt auf dem Rasen des Grünwalder Stadions in München hinterließ. Dajaku traf am Mittwoch spät zum 2:2 gegen den MSV Duisburg und sorgte so dafür, dass der FCI trotz eines 0:2 gegen Magdeburg vor dem letzten Spieltag auf dem Relegationsplatz der dritten Liga steht. Nun tritt er am Samstag (14 Uhr) selbst im Grünwalder an - beim TSV 1860 München, der sich bei einem Sieg ja auch noch Hoffnungen auf den Relegationsplatz machen darf. "Jetzt gilt es, dieses Geschenk nicht nur entgegenzunehmen, sondern auch auszupacken", sagt Oral. Er meint: zu siegen.

Der 47-Jährige übernahm den FC Ingolstadt nach einer schwachen Phase direkt vor der Virus-Pause, der Klub drohte nach fünf sieglosen Partien das Ziel Wiederaufstieg im März zu verspielen. Und auch der neue Coach unterlag gleich mal den kleinen Bayern 1:2. Daher sieht er die Niederlage gegen Magdeburg als "Dämpfer", nicht aber als entscheidend vor diesem Endspiel, mit dem im März nicht alle rechneten: "Die Mannschaft hat das direkt abgeschüttelt", sagt er. "Wir wollten eine Situation generieren, in der wir zum Schluss noch ein gewichtiges Wort im Aufstiegskampf mitreden können." Nun ist der Relegationsplatz, der zwei Spiele gegen den 1. FC Nürnberg um einen Zweitliga-Platz garantieren würde, aus eigener Kraft erreichbar: "Viel schlimmer wäre es umgekehrt."

Gegen die Löwen fehlt dem Team der Verteidiger Björn Paulsen (Gelbsperre), der Rest der Stammelf ist fit - und trotzdem verzichtet Oral auf den Stammtorhüter Fabijan Buntic, 23. Der "Mann der Zukunft", wie der Trainer sagt, blickt auf eine starke Saison zurück: In zwölf von 35 Partien hat er kein Gegentor zugelassen. In jener 35. Partie zog er sich allerdings eine Schädelprellung zu. Er musste ausgewechselt werden, seitdem steht der Ersatzmann Marco Knaller, 33, im Tor. Obwohl Buntic wieder fit ist, wird Knaller wie in Meppen (2:0) und gegen Magdeburg auch gegen 1860 spielen, Wagemut statt Wankelmut ist dabei des Trainers Motto: "Dadurch dass wir in der Endphase einer Saison sind, möchte ich keine Wechselspielchen haben", begründet Oral die Entscheidung. "Knacksi hat es sehr gut gemacht."

Es ist ein verwinkelter Plan von Oral, der verbal eben jenem Wechselspiel, das er personell unbedingt vermeiden will, gleicht. Da ist einerseits Knaller, der "das Momentum" auf seiner Seite habe, findet Oral. Der Österreicher leistete sich zuletzt in der Tat keine Fehler, was sich für die entferntere Vergangenheit aber nicht durchweg behaupten lässt. Wohl auch deshalb schlingert Oral etwas und stärkt auch Buntic den Rücken: "Dass an seinem Status als Nummer eins nicht gerüttelt wird, da besteht überhaupt keine Frage."

Über die Torwartposition hinaus plant der Coach wohl keine Experimente. Was für die Spieler bedeutet, dass sie nicht - wie einst Orals Kicker beim FSV Frankfurt vor dem letzten Zweitliga-Spieltag 2015 - durch eine Waschstraße laufen müssen: "Man braucht nur auf die Tabelle schauen, das ist schon Motivation genug." Selbst in die "Trickkiste zu langen", brauche Oral da nicht mehr.

© SZ vom 04.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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