FC Ingolstadt:134 Tage später

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Ein Mann für die entscheidenden Szenen: Dennis Eckert Ayensa, der nach seiner Verletzungspause wieder für den FC Ingolstadt stürmt. (Foto: Stefan Bösl/imago)

Rückkehrer Dennis Eckert Ayensa verhilft dem FC Ingolstadt zum Sieg gegen den 1. FC Magdeburg. Mit dem vierten Heimsieg in Serie schafft der Klub einen Vereinsrekord und springt auf Rang zwei in der dritten Fußball-Liga.

Von Johannes Kirchmeier

Es dauerte nach seiner Einwechslung nicht einmal 20 Minuten, dann streckte er seinen Arm schon wieder zum Jubeln in die Höhe. Da war es wieder, dieses süße Gefühl, das all die Stürmer unter den Fußballern so gut kennen und das Dennis Eckert Ayensa so lange vermisst haben musste. 134 Tage nach seinem letzten Einsatz für den FC Ingolstadt 04 landete der Ball nun wieder nach einem Torschuss von ihm im Netz - wenngleich auch "kurios" und "mit Glück", wie er hinterher mit einem breiten Lächeln bei Magentasport zugab. Eckert Ayensas Schuss aus wenigen Metern wehrte Magdeburgs Torwart Morten Behrens in der 85. Spielminute noch ab, doch direkt darauf flog der Ball von Korbinian Burgers Körper ins eigene Tor.

Der FCI siegte dadurch spät 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Magdeburg. Mit dem vierten Heimsieg in Serie schaffte der Klub einen Vereinsrekord, er springt auf Rang zwei in der dritten Fußball-Liga, drei Punkte hinter dem Spitzenreiter 1. FC Saarbrücken. Allerdings können Türkgücü München und der SC Verl nach ihren Nachholspielen im Laufe der nächsten Wochen noch vorbeiziehen. "Wir haben es irgendwo erzwungen, weil wir nicht die Nerven verloren haben. Wir haben immer weitergespielt", sagte Trainer Tomas Oral am Sonntag.

Das war in der Tat nicht ganz unwichtig in dieser besonderen Paarung. Die Magdeburger haben sich ja zu so etwas wie dem Ingolstädter Angstgegner im eigenen Stadion entwickelt, der wie in einem bitterbösen Horrorfilm den freundlichen Gastgeber immer wieder in den Abgrund zieht. Zweimal spielte der FCM im Sportpark, 2019 unterlag der FCI 0:1 in Liga zwei, am Ende stiegen beide Teams ab; im vergangenen Juli verlor Ingolstadt 0:2, die Niederlage verhinderte am vorletzten Spieltag den Sprung auf einen Aufstiegsplatz. Nach der Saison blieben beide im Sumpf der dritten Liga stecken. Dieser unheimliche Bann ist nun im November dieses so undurchsichtigen Jahres 2020 gebrochen.

Der Magdeburger Jürgen Gjasula sieht bereits in der 25. Minute die gelb-rote Karte

Dass dabei auch noch Eckert Ayensa strahlt, ist die weitere gute Nachricht. Seine Rückkehr ist wichtig, weil der wuchtige Mittelstürmer Stefan Kutschke nun wieder den bekannten Kollegen an der Seite hat, der um ihn kreiseln kann. Eckert Ayensas erster Auftritt war erst mal vielleicht nur eine blasse Erinnerung an den gewieften Torjäger der Vorsaison, der 14 Tore und sechs Vorlagen schaffte. Die Fans hätten ihn wohl trotzdem mit Sprechchören gefeiert - nachdem er in diesem so vermaledeiten Sommer nach dem knapp verpassten Aufstieg in den Relegationsspielen gegen den 1. FC Nürnberg eine Pause nach einer Weisheitszahn-OP, dann eine Corona-Infektion und letztlich zwei Muskelfaserrisse aneinandergereiht hatte. "Ich bin einfach froh, dass ich wieder ein Spiel machen durfte, ohne dass etwas passiert ist", sagte der Angreifer. Wohlwissend, dass auch das nicht selbstverständlich ist: Aktuell fehlen dem FCI fünf Spieler - und am Sonntag humpelte Linksverteidiger Dominik Franke nach einer halben Stunde vom Feld, und bei Abwehrchef Björn Paulsen zwickte kurz vor dem Ende die Wade.

Da passte es an diesem Nachmittag schon ganz gut, dass auch die Magdeburger einen Dämpfer hinnehmen mussten. Denn sie starteten zwar deutlich besser, verloren dann aber ihren Spielgestalter Jürgen Gjasula. Der ehemalige Fürther sah früh die gelb-rote Karte (25. Minute). Und sorgte so letztlich dafür, dass auch die Oberbayern sich langsam, aber sicher trauten, mitzuspielen. "Da ist momentan etwas Sand im Getriebe", merkte auch Oral an. Die Chancen folgten erst in der zweiten Hälfte, als der gute, aber erneut nicht ganz glückliche Caniggia Elva erst Behrens den Ball nach einer Ecke in die Arme köpfte (63.) und später den Pfosten traf (68.).

Direkt danach kam dann Eckert Ayensa für Ilmari Niskanen aufs Feld - und der FC Ingolstadt wurde noch bestimmender. Nach einem flinken Angriff flankte der ebenfalls eingewechselte Maximilian Beister von der linken Seite nach innen - und Eckert Ayensa wartete am zweiten Pfosten ganz alleine auf den Ball, ehe er das Glück mit Behrens und Burger hatte.

So fügte sich übrigens auch noch eine andere Geschichte: Beister - einer der begabtesten Fußballer in Ingolstadt, der jedoch schwer in die Saison startete - gab am elften Spieltag seinen ersten wichtigen Pass, der zu einem Treffer führte. Danach liefen erst einmal alle Ingolstädter zu Beister und gratulierten ihm fröhlich. Auch Dennis Eckert Ayensa.

© SZ vom 23.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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