FC Bayern München:Mit einem Sahneträumchen in die Ferien

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Bayern-Kapitän Philipp Lahm mit der Fair-Play-Trophäe nach dem Gewinn der Klub-WM. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Das Wahnsinnsjahr des FC Bayern endet beim 2:0 gegen Casablanca so, wie es kommen musste: Mit dem Gewinn der Klub-WM krönt die Mannschaft sich zur besten Elf der Welt - und zeigt sich froh, dass nun erst einmal Pause ist.

Von Jonas Beckenkamp, Marrakesch

Erst der König von Marokko, dann Sepp Blatter, Michel Platini, ein paar andere ältere Herren und schließlich Karl-Heinz Rummenigge. In dieser Reihenfolge musste Philipp Lahm Hände schütteln. Immer wieder. Gleich viermal binnen weniger Minuten trottete der verlegene Bayern-Kapitän aufs Siegerpodium: Er gewann den Fair-Play-Preis, es folgte die Ehrung als zweitbester Akteur des Turniers (es siegte ein gewisser Franck Ribéry), woraufhin er noch eine gerahmte Plakette für den Verein abholen durfte. Beim letzten Handshake gab es die Siegermedaille mit der ganzen Mannschaft.

Was für ein Marathon, welch ein aberwitziges Schauspiel! "Teilweise musste ich schon schmunzeln, weil ich dauernd hochgerufen wurde", sagte Lahm, der natürlich brav alles mitmachte. Er hätte auch sagen können: Gebt mir doch gleich alles auf einmal, dann kann ich endlich in den Urlaub. Das hätte die Stimmung der meisten Münchner an diesem Abend bestens wiedergegeben. Der FC Bayern hat also auch den letzten verfügbaren Titel einkassiert - nach dem 2:0 (2:0) gegen Raja Casablanca darf sich der Verein sogar Weltmeister aller Klubs nennen.

Höchst offiziell sind die Bayern nun die beste Vereinself des Erdballs, da applaudierte selbst Le Roi Mohammed VI. ausgiebig. Schwer fiel es den Dauersiegern von Trainer Pep Guardiola nicht, die überraschend ins Finale gelangten Marokkaner abzuschütteln. Der Spielverlauf gestaltete sich wie ein fluffiges Sahneträumchen: 1:0 durch Abwehrabstauber Dante (7. Minute), 2:0 durch den erneut glänzenden Thiago (22.), gefolgt von 70 Minuten Nach-Hause-Schaukeln. Details spielten keine Rolle - vielmehr interessierte, was dieser Jahresabschluss jetzt eigentlich heißt.

"Wer hier gewinnt, ist die Nummer eins der Welt", folgerte Lahm, "aber entscheidend ist das ganze Jahr: Das war fantastisch!" In den vergangenen 12 Monaten ließen er und seine unersättlichen Kollegen ja kaum eine Trophäe liegen, insofern bedurfte es langsam einer Einordnung. Meisterschaft und Pokalsieg: schön. Champions League und europäischer Supercup: Herzallerliebst. Und die Klub-WM? "Das bedeutet schon richtig was für die globale Wertschätzung des FC Bayern", sagte Thomas Müller in feinstem Marketingsprech. Woanders zählt dieser Wettbewerb bekanntlich viel mehr als im Champions-League-Imperium Europa.

Im Schatten dösen wie die Raubtiere

Ähnlich schätzte auch Sportvorstand Matthias Sammer die Lage ein: "Weltmeister! Das klingt doch super. Einfach nur toll, dass wir diesen Titel jetzt auch haben." Die Münchner haben sich doch ein wenig angefreundet mit diesem eigenartigen Turnier, bei dem schon mit zwei Siegen gegen allenfalls mittelprächtige Widersacher weltweite Meriten winken. "Wir sind froh, den Titel im Sack zu haben", erklärte Müller, ehe er sich noch artig beim Gastgeber bedankte: "Die Leute haben uns extrem positiv empfangen hier. Selbst Frauen, die einen daheim eher nicht erkennen, wissen Bescheid." Marokko und die Bayern - das saß.

Doch bei aller Euphorie war den Beteiligten ebenso anzumerken, wie sehr sie die andauernden Höchstleistungen, Rekorde und Erfolge geschlaucht haben. Käme demnächst noch ein Endspiel, würden selbst diese Über-Bayern vermutlich einfach wie ein vollgefressenes Raubtier im Schatten dösen und dem Gegner sagen: Bedient euch, wir haben genug. Entsprechend fiel die Bewertung der näheren Zukunft aus. Es ging um Weihnachten, um den endlich anstehenden Urlaub, ums Abschalten - und um die Menügestaltung an den Feiertagen.

Ja, die hochbezahlten Angestellten dieses immer auf Hochtouren ratternden Fußballbetriebs redeten plötzlich wie kleine Kinder übers Essen. Bei Torwart Manuel Neuer stehe "eine Weihnachtsgans" auf dem Plan und "da gehören natürlich Rotkohl und Klöse dazu", bei Familie Lahm sei "Hirschrücken" vorgesehen, ansonsten gehe es "aber ruhig und familiär zu" (sic!), und von Uli Hoeneß war zu hören, es gebe "Scampi, Fondue und Feldsalat". Was der König, Sepp Blatter und Platini an Heiligabend zu speisen gedenken, war indes nicht zu erkunden.

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