FC Bayern München:Der sanftmütige General

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Bayern-Trainer Louis van Gaal beendet die überzeugende Vorbereitung und probt im DFB-Pokal gegen Windeck den Ernstfall. Aus drei Mannschaften wird nun eine - in der Bundesliga soll Franck Ribéry diesmal von Beginn an eine wichtige Rolle spielen.

Andreas Burkert

Am Sonntag hat es Louis van Gaal tatsächlich ertragen, dass sie ihm beim FC Bayern morgens keinen Cappuccino hingestellt haben, wie er das gewohnt ist. Derlei Regelverstöße verzeiht van Gaal eigentlich nicht, er hat in seiner ersten Münchner Saison ja nicht nur Luca Toni die Ohren langgezogen, weil der Italiener angeblich beim Essen am Tisch lümmelte und döste; zur Legendenbildung zählt ebenso jene mutmaßliche Episode, in der er jemanden aus dem Betreuerstab heftig getadelt haben soll, weil dessen Fußballsocken nicht dem verordneten Dress-Code entsprachen.

Bayern-Trainer Louis van Gaal (rechts) hat vor dem Saisonstart auffällig gute Laune. (Foto: ddp)

Was ist also los mit van Gaal, wenn er neuerdings über Versäumnisse der Kaffeebar hinwegsieht und auch über den Verlust des vermutlich größten Pokals, der im internationalen Fußball zu gewinnen ist?

Man musste ja doch davon ausgehen, dass der holländische Bayern-Coach ein schlimmes Wochenende hinter sich hat, weil ihm José Mourinho nach der Champions-League-Trophäe auch den gigantischen Franz-Beckenbauer-Cup entriss. "Enttäuscht" sei er über die vergebenen Penaltys vor und im Elfmeterschießen (2:4/0:0) gegen Real Madrid durch Badstuber, Altintop und Braafheid gewesen, sagte van Gaal am Sonntag; allerdings zwinkerte er dabei.

"Das ist unglaublich"

Van Gaals prächtige Laune passte so gar nicht zu seinem Zetern und Zaudern während der Vorbereitung. Vor der Abreise zum Pokalspiel an diesem Montagabend (18 Uhr) in Köln gegen den NRW-Ligisten Germania Windeck sagte er: "Es ist das erste Mal, dass ich hier in der Vorbereitung 18 Spieler auswählen kann, das ist unglaublich."

Van Gaal stehen sogar noch mehr Profis zur Verfügung, schon jetzt könnte es Härtefälle geben; abgesehen vom Langzeit-Patienten Robben, Stürmer Olic (Knieblessur) und van Buyten, der nach seiner Fußverletzung ebenfalls geschont wird, steht der komplette Kader zur Verfügung. Und dessen Verfassung verzückt van Gaal geradezu: "Ich habe ausreichend Spieler, und unser Einstiegsniveau ist viel höher als vor einem Jahr, das haben wir in den Spielen gegen Schalke und Real gesehen."

Wie schon im Supercup-Spiel gegen Schalke (2:0) dominierten die Münchner auch beim Abschiedsspiel für Beckenbauer gegen Mourinhos Männer - zu denen erstmals der deutsche Nationalspieler Sami Khedira gehörte - mit ihrer Spielanlage. Dabei hatte van Gaal wieder massiv durchgewechselt. "Wir haben zuletzt ja mit drei Mannschaften gespielt", sagte er, "und alle drei haben es gut gemacht."

Ohne Olic, mit Ribéry

Gute Kritiken vom Trainer erhielt für seinen 60-minütigen Auftritt Franck Ribéry. "Ich habe ein gutes Gefühl bei ihm", äußerte van Gaal, der Franzose sei im Gegensatz zum Vorjahr nicht verletzt und überzeuge auch im Training.

Gegen den Fünftligaklub Windeck wird Ribéry dabei sein; auch Lahm, gegen Real wegen eines eingeklemmten Nervs geschont, reist mit. In Köln dürfte es weitere Hinweise auf die Startelf für den Ligaauftakt am Freitag gegen Wolfsburg geben. Kroos wird dann erstmals hinter der Spitze Klose erwartet, anstelle von Müller, der Robben ersetzen könnte.

Die Zeit der Experimente ist jedenfalls vorbei, so kehrt Butt ins Tor zurück, darauf hat sich van Gaal festgelegt. Auch den Gegner hat er seriös auskundschaften lassen in dessen Tests gegen den 1.FC Köln und RW Oberhausen, "und da haben sie zweimal nicht verloren". Respekt bringe er jedem Gegner entgegen, betonte van Gaal. Eine Blamage wird er dennoch weder ertragen noch dulden.

© SZ vom 16.08.2010/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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