FC Bayern:Jenseits von Trallafitti

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So könnte es gegen Wolfsburg gehen: Die Münchnerinnen Carolin Simon (links) und Kathy Hendrich bearbeiten Ewa Pajor. (Foto: Sven Leifer/Foto2press/imago images)

Die Fußballerinnen des FC Bayern scheiden gegen Wolfsburg im Achtelfinale des DFB-Pokals aus, schöpfen aber Mut für das Duell in der Liga.

Von Sebastian Fischer, München

Die Fußballerin Fridolina Rolfö ist in diesem Sommer vom FC Bayern zum VfL Wolfsburg gewechselt, weshalb sie vielleicht wie keine Zweite die Antwort auf eine Frage weiß, die in diesen Tagen die Frauen-Bundesliga beschäftigt. Die Schwedin Rolfö, 25, war am Samstagabend "ein bisschen sensibel", wie sie selbst sagte, da sie in München mit ihrer neuen Mannschaft ihre alte mit 3:1 besiegt und bereits im Achtelfinale aus dem DFB-Pokal geworfen hatte. Dann sprach sie über die Unterschiede zwischen Wolfsburg und Bayern. "Beide haben gute Qualität", sagte sie, nur das Tempo im Spiel mit dem Ball sei in Wolfsburg "ein bisschen höher".

Nur "ein Bisschen" als Unterschied zwischen den beiden wichtigsten Frauenfußballmannschaften des Landes im ersten Duell der Saison? Das war tatsächlich eine überraschende Erkenntnis des Aufeinandertreffens am Samstag. Auch wenn sie am Ausgang nichts geändert hatte.

Wolfsburg gegen München, das ist seit Jahren der Zweikampf um alle Titel im deutschen Frauenfußball. In dieser Saison allerdings führt der VfL, Pokalsieger in den vergangenen fünf und Meister in den vergangenen drei Jahren, die Liga bereits im Herbst mit neun Siegen in neun Spielen in bemerkenswerter Dominanz an. Und die Bayern, die seit Sommer unter dem neuen Trainer Jens Scheuer ein ziemlich neues Team aufbauen, haben schon zweimal verloren - und sind mit sechs Punkten Rückstand gerade nur Dritter. Am kommenden Samstag, wenn Wolfsburg München in der Liga empfängt, können daraus also schon neun Punkte werden. Doch die Münchnerinnen sprachen zunächst mal guten Gewissens von Revanche.

Der FC Bayern verteidigt im Spitzenspiel mit einer Fünferkette

"Viele haben wahrscheinlich gedacht, dass der Sieg klarer wird für Wolfsburg. Meiner Meinung nach waren wir die bessere Mannschaft", sagte die Angreiferin Linda Dallmannn. "Wir sind jetzt schon heiß aufs nächste Spiel", sagte Simone Laudehr: "Wir stehen nicht hier, um nur Trallafitti zu spielen." Trallafitti, das muss man wissen, sagt man im Ruhrgebiet, wo die frühere Nationalspielerin acht Jahre lang lebte, als sie beim FCR 2001 Duisburg unter Vertrag stand, zu einer Unternehmung zum reinen Vergnügen.

Das Spiel vor 1400 Zuschauern auf dem Nachwuchs-Campus des FC Bayern sah so aus, dass die Münchnerinnen versuchten, Wolfsburg das Vergnügen am Offensivspiel zu nehmen. Der VfL hat in neun Ligaspielen 42 Tore geschossen, 19 davon die Stürmerinnen Pernille Harder und Ewa Pajor. Um Pässe in die Tiefe zu verhindern, verteidigte der FC Bayern mit einer Fünferkette. Zwar ging Wolfsburg trotzdem nach 21 Minuten in Führung, die Münchner Torhüterin Laura Benkarth war nach einem langen Pass auf Pajor zu unentschlossen aus ihrem Tor gekommen, die polnische Nationalspielerin traf. Doch dann begannen rund 60 von einer Halbzeitpause unterbrochene Minuten, die sie in München fortan als Beispiel anführen werden, in dieser Saison trotz des verhaltenen Starts erfolgreich Fußball spielen zu können.

Das Team werde so noch oft gewinnen, sagt Trainer Scheuer - "auch gegen Wolfsburg"

"Die Niederlage schmerzt sehr", sagte Trainer Scheuer. Aber das Spiel - "gegen einen sehr starken Gegner, der die Liga dominiert" - habe auch gezeigt, wozu die Mannschaft, die im Sommer neben der schwedischen Nationalspielerin Rolfö unter anderen Leistungsträgerinnen wie Sara Däbritz an Paris St. Germain und Leonie Maier an den FC Arsenal verlor, in der Lage sei. "Nach dem Umbruch, nach der schwierigen Vorbereitung, sind wir auf einem sehr guten Weg. Das stimmt mich sehr positiv, so sollten wir dringend weitermachen." Dann werde das Team noch viele Spiele gewinnen, "auch gegen Wolfsburg", sagte er.

Die Münchnerinnen verteidigten passabel und glichen aus, als Jovana Damnjanovic die erste Torchance kurz vor der Pause nutzte. Sie hätten unter anderem durch einen Kopfball von Laudehr in Führung gehen können. Wolfsburg hatte Glück, dass Lena Goeßling nach zwei taktischen Fouls nur einmal Gelb sah. Wolfsburg hat aber nun mal auch genügend Qualität, die zuletzt verletzte Rolfö in der zweiten Halbzeit von der Bank zu bringen. Und so wurden die Gäste kurz vor Schluss wieder besser und nutzten den zweiten Fehler von Münchens Torhüterin Benkarth zum 2:1. Verteidigerin Dominique Bloodworth traf, nachdem Benkarth den Ball nach einer Ecke nicht richtig klärte. Wolfsburgs Stürmerin Pajor erzielte das 3:1 in der Nachspielzeit, als Benkarth ihr Tor verlassen hatte, um vorne vergeblich im Angriff mitzuhelfen.

Durch das Aus im DFB-Pokal ist ein Titel für den FC Bayern in dieser Saison nun ziemlich unwahrscheinlich geworden, in der Champions League ist der Gegner im Viertelfinale Titelverteidiger Olympique Lyon. Aber davon sprachen die Münchnerinnen vorerst noch nicht. Linda Dallmann sagte: "Wir werden auf Fehler von Wolfsburg warten."

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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