FC Bayern in der Einzelkritik:Kimmich schraubt sich hoch wie Hrubesch

Bayerns Nationalspieler glänzt mit Aktionen, die an alte Helden erinnern. Mats Hummels kriegt Stollen ins Gesicht und Thiago genießt das Spiel wie einen freien Tag. Die Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Manuel Neuer

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(Foto: AFP)

Stellte nach dem Schalke-Spiel entsetzt fest, dass im September kein einziger freier Tag in seinem Kalender vermerkt ist. Sein Trainer Carlo Ancelotti schenkte dem Bayern-Torhüter und seinen Mitspielern dann am Tag danach doch eine Einholungspause, die Neuer vermutlich für seinen Hausbau am Tegernsee nutzte. Hätte auch gegen Rostow heimwerkeln können oder den Bayern-Bambini-Torhüter ins Tor stellen, es hätte keinen Unterschied gemacht - der Bambini-Torhüter hätte nur ein einziges Mal den Ball fangen müssen. Mehr nicht.

Rafinha

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(Foto: REUTERS)

Hatte einige freie Tage im September. Viel zu viele nach seinem Geschmack. Spielte in der Bundesliga bisher nur 16 Minuten. Gegen Rostow merkte man ihm das zunächst auch an. Dem Brasilianer hatte Probleme bei elementaren Dingen wie Ballannahme und -mitnahme. Ansonsten als Verteidiger nicht gefordert.

Javi Martinez

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(Foto: AP)

Hat jetzt auch noch Traumpässe im Programm, die selbst Spielmacher neidisch werden lassen. Entschied mit einem solchem Traumpass auf Lewandowski das Spiel gegen Schalke. Gegen Rostow reichte der Abwehrspielermodus - der neue Bayern-Spielmacher zeigte, dass er auch die astreine Grätsche nicht für überflüssig hält. In Abwesenheit von Boateng die neue Bayern-Autorität im Defensivverband.

Mats Hummels

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kennt nun alle Laufwege in der Arena, nachdem er sich zu Beginn der Saison noch ein bisschen schwer getan hat und die Gästekabine besser fand als den Heimtrakt mit dem Whirpool. Führte gegen Rostow ein paar dieser lässig-erhabenen Hummels-Zweikämpfe auf, lag einmal kurz benommen auf dem Boden, nach einer Begegnung mit den hässlichen Stollen von Miha Mevlja, die im Gesicht dieses Fußballbeaus auch wirklich nichts zu suchen haben.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Hasst freie Tage, spielt dann am liebsten mit seinem Kumpel Franck im Englischen Garten Fußball - verkleidet als 1860-Fans. Dort finden beide aber keine Gegner mehr, weil niemand glauben kann, dass 1860-Fans so gut mit dem Ball umgehen können. Spielte gegen Rostow eher anarchisch wie im Englischen Garten. Spielte den Ball quer, wenn er hätte flanken müssen und flankte, wenn er hätte quer spielen müssen. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte klappte es dann doch noch mit dem richtigen Timing - sein Zuspiel spitzelte Thomas Müller zum 2:0 über die Linie.

Arturo Vidal

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nutzte den freien Tag für aktive Erholung. Schleppte so viele Einkaufstüten durch die Innenstadt, dass er sich die Einheit im Kraftraum am nächsten Tag sparen konnte. Gegen Rostow war er trotzdem gut erholt, um ein bisschen etwas von seiner Kleinkunst aufzuführen. Riesiges Laufpensum, aber für die größeren Gemälde oder für ein Tor reichte seine Kraft nicht aus. Traf zumindest einmal die Latte.

Joshua Kimmich

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hat Gefallen am Toreschießen gefunden und will nun auch Robert Lewandowski herausfordern. Anders ist die Szene nicht zu deuten, als er sich in der ersten Hälfte in vorderster Reihe wie weiland Horst Hrubesch in eine Flanke von Rafinha stürzte, doch während Hrubesch die meisten davon (Stichwort Bananenflanke von Manni Kaltz) ins Tor wuchtete, war Kimmich zu klein, um den Ball überhaupt zu erreichen. Doch in der zweiten Hälfte dürfte Hrubesch zu Hause in der Lüneburger Heide laut gejubelt haben, denn Kimmich verwertete zunächst ein Zuspiel von Costa zum 3:0 im Stile eines echten Mittelstürmers, um anschließend noch auf 4:0 zu erhöhen: per Kopf, in reinster Hrubesch-Manier. Lewandowski sollte sich jetzt wirklich Sorgen machen vor Stürmer Kimmich.

Thiago

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kennt vermutlich Manni Kaltz und dessen legendäre Bananenflanken nicht. Stellte zuletzt lieber ein Bild von sich ins Netz, das ihn an der Isar zeigte, wo er die Lebensqualität Münchens als so hoch anpries wie einen Tag am Meer. Das Spiel gegen Rostow war so wie ein freier Tag für ihn. Leicht, beschwingt, einfach dufte. Verteilte leichtfüßig die Bälle im Mittelfeld, ohne sich anstrengen zu müssen. Durfte früher raus, für die Isar war es allerdings schon zu spät.

Thomas Müller

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(Foto: REUTERS)

Niemand von seinen Kollegen ging ihm an diesem Abend an die Wäsche. Das ist die gute Nachricht. Verbal natürlich. Das sei bisweilen notwendig, um erfolgreich Fußball zu spielen, hatte Thomas Müller vor dem Spiel verraten. Aber an seinem 27. Geburtstag traute sich niemand, ihm an die Wäsche zu gehen. War auch nicht nötig, der Oberbayer beschenkte sich selbst, indem er einfach den Ball über die Linie zum 2:0 bugsierte. Schmeckte besser als jeder Geburtstagskuchen.

Douglas Costa

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nahm schon beim Aufwärmen Rafinha zehn Meter auf den ersten zehn Metern ab. Wollte unbedingt beweisen, dass er wieder vollständig genesen ist. Das imposanteste an diesem Abend war aber zunächst nur den Sand, den er auf dem Hybridboden aufwirbelte - wenn er wie ein Rennpferd lossprintete, wenn das Gitter hochgezogen wird. Ist wohl das einzige Rennpferd, das auch noch präzise Tore vorbereiten kann, wie in der zweiten Hälfte, als er Kimmich den Ball vorlegte.

Robert Lewandowski

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(Foto: REUTERS)

Hält freie Tage für überflüssig, weil er dann keine Tore schießen kann. Hält sich auch nicht an ungeschriebene Gesetze im Fußball, zum Beispiel an dieses, dass der Gefoulte den Elfmeter nicht ausführen sollte. Verwandelte den Strafstoß aber so mühelos wie Angelique Kerber ihre Matchbälle. Nur die einfachen Volleys muss er wieder üben, schoss einmal aus zwei Metern übers Tor.

Juan Bernat

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam kurz nach der Pause für Hummels ins Spiel und verteidigte hinten links. Hatte wie Rafinha einige freie Tage zu viel im September. Will das unbedingt ändern, doch gegen Rostow bekam er keine Gelegenheit, hinten links zu verteidigen, weil es nichts zu verteidigen gab. Hatte deshalb nichts Besseres zu tun, als per Bananenflanke das 4:0 durch Kimmich vorzubereiten und in der Schlussminute noch ein Tor zu schießen nach schönem Solo und prächtigem Doppelmaß mit Ribéry.

Franck Ribery

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(Foto: REUTERS)

Hasst freie Tag, spielt dann am liebsten mit seinem Kumpel David im englischen Garten Fußball. Hasst noch mehr als freie Tage: nicht von Anfang an zu spielen. Zeigte nach seiner Einwechslung aber noch vergnügt ein paar Kunststückchen und einen feinen Doppelpass mit Bernat, der zu dessen Tor führte.

Renato Sanches

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(Foto: AFP)

Durfte noch ein paar Minuten für Thiago spielen, führte noch seine Dreadlocks ein bisschen Spazieren.

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