FC Bayern in der Bundesliga:Weniger Show, mehr Wettbewerb

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Nur gucken, nicht anfassen: Gladbachs Granit Xhaka (re.) gegen Thiago Alcantara (Foto: AFP)

Borussia Mönchengladbach macht da weiter, wo die Liga vor der Winterpause aufgehört hatte: mit devotem Verhalten vor dem FC Bayern. Es wird Zeit, dass jemand wenigstens versucht, einen Plan zu entwickeln, wie die Münchner zu schlagen sind.

Ein Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Eine Ruck-Rede sollte es sein, ein Aufruf zum Widerstand. Zum aktiven Widerstand gegen den FC Bayern, gegen zu viel Liebe, Sympathie und Kuschelei im Fußball-Land. Es war der August 2013, in dem die Kommentatoren ein "Säbelrasseln" bemerkten, nachdem Thomas Tuchel eine Ansprache an die Nation gehalten hatte. Doch weil diese Rede des Mainzer Trainers kein Echo warf, weil es bis heute nicht rasselt, nirgendwo, nicht einmal ein bisschen, sei der Wortlaut der Mahnung noch einmal in Erinnerung gerufen. Bei allem Respekt vor Champions-League-Sieg, Triple-Triumph und ewigem Ballbesitz, so damals der Revoluzzer in einer Slalom-Rhetorik, "sei es jetzt dann irgendwann auch mal Zeit, dass wir sie wieder nicht mehr mögen und daraus einen Ansatz schaffen, das Besondere zu schaffen und die Bayern zu ärgern".

In Mönchengladbach hing der Tuchel-Appell bestimmt nicht in der Kabine. Denn die Gladbacher machten am Freitagabend zum Rückrundenstart da weiter, wo die Liga kurz vor Weihnachten aufgehört hatte. Mit einem devoten Verhalten, wie es beim Besuch im Museum hinter einem Nicht-berühren-Schild erwartet wird: Bitte, bleiben sie in gebotenem Abstand zum Schau-Objekt!

Nur faktisch war's ein Spitzenspiel, gastierte der Erste beim Dritten. Doch längst haben all die Verfolgerlein auf ihr Hausrecht verzichtet. 27 Mal haben die Bayern jetzt auswärts schon nicht mehr verloren, für Historiker: Die letzte Niederlage in fremder Arena gab es im April 2012 bei einem 0:1 in Dortmund. "Not in our house!", nicht bei uns - dieser Appell des Publikums an den Stolz der Heimmannschaft, üblich in den US-Arenen, er gilt hierzulande im Moment nicht. Stattdessen wiederholt sich nach dem Abpfiff ein schulterzuckender Entschuldigungs-Marathon: Ist halt die beste Mannschaft der Welt; kannste eh nix machen.

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Der FC Bayern macht zum Rückrundenauftakt in Mönchengladbach da weiter, wo er aufgehört hat: Mit einer glanzlosen Leistung, die zum Sieg reicht. Das große Thema ist jedoch ein Spieler, der überhaupt nicht im Kader steht.

Von Benedikt Warmbrunn, Mönchengladbach

Der FC Bayern der Gegenwart adelt die Bundesliga, gewiss, aber die Bundesliga ist nicht nur Show, sondern per Definition ein Wettbewerb. Und da will das zahlende Publikum zumindest einen Plan erkennen, gepaart nicht mit hinterhältigem Foulspiel, aber doch mit Leidenschaft und Raffinesse. Und zumindest einer Idee, wie diese unheimliche wie beeindruckende Serie von 42 Spielen ohne Niederlage zu brechen ist.

Die Gladbacher zeigten, wie es nicht geht: Sie kuschten und kuschelten, obwohl die Bayern ohne Fünf, ohne Schweinsteiger, Mandzukic, Martinez, Ribéry und Robben begannen. Vielleicht muss die Liga sich gedulden bis zum 26. Spieltag im März, an dem reisen die Münchner nach Mainz, zum Tuchel. Den Tuchel sollte man beim Wort nehmen: Er will es versuchen, wenigstens das.

© SZ vom 27.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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