FC Bayern:Frecher Franck als Franck-Ersatz

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Heynckes testet gegen Frankfurt den Nachwuchs. Dabei überzeugt der auf der Ribéry-Position spielende Franck Evina. Fraglich für das Rückspiel im Halbfinale der Champions League ist der Einsatz von Arjen Robben.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Den jungen Sandro Wagner hat der nicht mehr ganz so junge Sandro Wagner nicht vergessen. Der 20 Jahre junge Wagner traf in der Spielzeit 2007/08 für die Profis des FC Bayern im Ligapokal, danach aber die ganze Saison nicht mehr, auch nicht für die Amateure. Zumindest im Unterbewusstsein des 30 Jahre alten Wagner muss sich am Samstag in der 42. Minute der Partie gegen Eintracht Frankfurt das Ich des 20-Jährigen gemeldet haben. Wagner hatte den Ball im Strafraum, er hätte selbst schießen können, doch er legte ab auf Niklas Dorsch, 20: "Ich wollte ihm ein Erfolgserlebnis gönnen", sagte Wagner, "und das hat ja auch gut geklappt." Dorsch traf zum ersten Mal für die Profis des FC Bayern, in seinem ersten Bundesligaspiel.

"Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen", sagte Jupp Heynckes nach dem 4:1 gegen Frankfurt. Der Trainer des FC Bayern hatte drei Stammspieler aufgeboten, Mats Hummels, Joshua Kimmich sowie Sven Ulreich, alle anderen hatte er geschont für das Rückspiel im Halbfinale der Champions League am Dienstag bei Real Madrid - da die Regeneration in dieser Phase der Saison "mehr kostet", erklärte Heynckes: "Ich habe die Konzentration auf Dienstag gerichtet."

Die wichtigste Erkenntnis für Heynckes am Samstag war es daher, dass sich weder Hummels noch Kimmich noch Ulreich noch ein anderer Spieler verletzt hatte. Die zweite wichtige Erkenntnis war es, dass Javier Martínez, der am Mittwoch beim 1:2 im Hinspiel gegen Real wegen einer Schädelprellung ausgewechselt werden musste, am Vormittag trainiert hatte. Der Baske kann wohl in Madrid spielen, wie auch der zuletzt angeschlagene Linksverteidiger David Alaba. Der Einsatz des am Oberschenkel verletzten Arjen Robben bleibt dagegen fraglich. "Es wird sehr knapp", sagte Fitnesschef Holger Broich der Sport Bild.

Heynckes' besondere Maßnahme sah dann so aus: Es spielten Lars Lukas Mai, 18, der wie schon in der Woche zuvor in Hannover einen souveränen Innenverteidiger gab, Torschütze Dorsch, der zunächst nervöse Meritan Shabani, 19, sowie Franck Evina. Der 17 Jahre alte Deutsch-Kameruner ersetzte auf dem linken Flügel Franck Ribéry, und zwar so, wie es sich für einen Ribéry-Ersatz gehört: frech. Er dribbelte, er trickste, er war einer der spielfreudigsten Akteure. "Den haben sie die ganze Zeit vor mir versteckt", sagte Heynckes. Ob Evina in der nächsten Saison häufiger spielen werde? "Soll ich die Frage weiterreichen?", fragte Heynckes und zeigte auf Frankfurts Niko Kovac, von Juli an sein Nachfolger. "Ich glaube schon, dass Niko an ihm unter Umständen noch Freude haben wird", sagte Heynckes dann doch.

Wer in der nächsten Saison an Evina und den anderen Talenten in der zweiten Mannschaft Freude haben könnte, steht zurzeit nicht fest. Der zuletzt als neuer Trainer gehandelte Mehmet Scholl wird nach SZ-Informationen das Team nicht zum dritten Mal übernehmen.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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