FC Bayern: Einzelkritik:Torrichter und Unauffällige

Kroos und Badstuber werden gefeiert. Zu Unrecht. Gomez trifft auch ohne spirituellen Beistand, Ottl ist trotz Rekord überfordert und einige Münchner hätten einen prima Torrichter abgegeben.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

FC Bayern: Einzelkritik

Jörg Butt

1 / 11
(Foto: Archivbild, REUTERS)

Wäre in manchen Phasen des Spiels wohl nicht unglücklich gewesen, wenn er über die Bande hinter seinem Tor hätte springen dürfen, um sich bei den Fans in der Südkurve aufzuwärmen und mit ihnen gemeinsam seine Vorderleute anzufeuern. War in der ersten Halbzeit selten gefordert, dann jedoch nicht präsent. Zu zögerlich bei der Flanke, die zum 0:1 führte, einen Rückpass spielte er in die Füße eines gegnerischen Angreifers. In der zweiten Halbzeit dann aufmerksamer und mit einigen starken Paraden. Wollte zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht mehr über die Bande hüpfen - was vielleicht auch daran lag, dass die Nordkurve nun wahrlich nicht voll besetzt war.

FC Bayern: Einzelkritik

Anatoli Timoschtschuk

2 / 11
(Foto: AP)

Es gibt Momente im Spiel des FC Bayern (langer Pass des Gegners, Rückpass, Spielaufbau), da stöhnt das Münchner Publikum schon aus Gewohnheit entsetzt auf, weil Spieler wie Martin Demichelis oder Daniel van Buyten beteiligt sein könnten. Gegen Cluj agierte Timischtschuk auf der Position des Innenverteidigers - ohne Mütze, dafür mit Haarband. Im Stellungsspiel aufmerksam wie ein Libero, zweikampfstark wie ein Innenverteidiger, er gewann sogar Kopfballduelle gegen Lacina Traoré, immerhin 22 Zentimeter größer als er. Dazu beim Spielaufbau umsichtig wie ein defensiver Mittelfeldspieler, weshalb die Münchner Fans wegen ihm nur selten entsetzt aufschrien. Ein Kopfballduell allerdings verlor er, gegen Cadú, der so groß ist wie er selbst. Das war der Treffer zum 0:1.

FC Bayern: Einzelkritik

Holger Badstuber

3 / 11
(Foto: dpa)

Es gibt Momente im Spiel des FC Bayern (langer Pass des Gegners, Rückpass, Spielaufbau), da stöhnt das Münchner Publikum schon aus Gewohnheit entsetzt auf, weil Spieler wie Martin Demichelis oder Daniel van Buyten beteiligt sein könnten. Gegen Cluj übernahm Badstuber die Rolle desjenigen, der für Entsetzen mit Fehlpässen und Stellungsfehlern sorgte. Hatte Glück, dass Traoré nach einem seiner Fehler kurz vor der Pause nur den Pfosten traf. Durfte sich jedoch vom Stadionsprecher als Torschütze feiern lassen, weil sein Eckball von einem Gegenspieler zum 2:1 ins Tor gelenkt wurde. Nach der Pause deutlich stärker - dass seine beiden Freistöße in der zweiten Halbzeit die gefährlichsten Aktionen eines Bayern-Spielers für das Tor von CFR Cluj waren, spricht sowohl für ihn, als auch gegen seine Mitspieler.

FC Bayern: Einzelkritik

Danijel Pranjic

4 / 11
(Foto: dapd)

Versuchte während des gesamten Spiels, möglichst wenig aufzufallen - was prima gewesen wäre, wenn er auf der Position des Torrichters agiert hätte. Verweigerte seinem Vordermann Thomas Müller auf der linken Seite jegliche Unterstützung und brachte ihn deshalb immer wieder in unglückliche Situationen. Durfte nach der Auswechslung von Schweinsteiger noch ein wenig im defensiven Mittelfeld spielen - was zur Folge hatte, dass er nun im defensiven Mittelfeld unauffällig agierte und nicht mehr auf der linken Abwehrseite.

FC Bayern: Einzelkritik

Philipp Lahm

5 / 11
(Foto: AP)

Es hatte den Anschein, als käme das Wort "Loch" in seinem Wortschatz nicht vor. Fiel nach der EM 2004 in kein Loch, fiel nach der WM 2006 in kein Loch, fiel nach der EM 2008 in kein Loch. Beim FC Bayern nun seit Wochen nicht so stark, was einigermaßen verwundert, weil auch die Worte "nicht so stark" gemeinhin nicht zu seinem Wortschatz gehören. Gegen Cluj aufmerksam in der Defensive, mit einigen schönen Ballgewinnen, in der Offensive meist mit der Weigerung, Hamit Altintop auf der rechten Seite zu unterstützen. Wird sich steigern müssen, um die Begriffe "Loch" und "nicht so stark" wieder aus seinem Wortschatz streichen zu dürfen.

FC Bayern: Einzelkritik

Andreas Ottl

6 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hätte wohl angesichts der Konkurrenten Schweinsteiger, van Bommel und Timoschtschuk nicht gedacht, in dieser Saison ein Spiel von Beginn an zu absolvieren, in dem es um Punkte geht. Versuchte während des gesamten Spiels, möglichst wenig aufzufallen - was prima gewesen wäre, wenn er auf der Position des Torrichters agiert hätte. Im defensiven Mittelfeld allerdings überfordert, stand beim 3:2 im eigenen Strafraum, als wäre er ein Torrichter. Stellte allerdings mit einem Schuss den Höhenrekord in der Allianz Arena ein (geschätzte 20 Meter über das Tor) - ein Rekord, der bisher von ihm selbst gehalten wurde.

FC Bayern: Einzelkritik

Bastian Schweinsteiger

7 / 11
(Foto: dapd)

Trug beim Aufwärmen eine schicke Mütze, wählte während des Spiels die gewagte Variante ohne Mütze, dafür aber mit Handschuhen und kurzärmligem Leibchen. Im defensiven Mittelfeld sehr präsent, ohne jedoch wirklich Akzente zu setzen. Betrachtet man nun, wer neben ihm agierte (Ottl), dann kann man sich ungefähr vorstellen, wie interessant das Offensivspiel des FC Bayern an diesem Abend war. Wurde bei seiner Auswechslung mit stehenden Ovationen verabschiedet, was weniger an seiner Leistung lag, wohl aber seinen Status beim FC Bayern verdeutlichte.

FC Bayern: Einzelkritik

Hamit Altintop

8 / 11
(Foto: AP)

Aktiv auf der rechten Seite, forderte ständig das Spielgerät. Er bekam es jedoch nur sehr selten - und wenn er es bekam, dann erhielt er kaum Unterstützung von seinen Mitspielern. An ihm wird das Fehlen von Ribéry und Robben besonders deutlich, was jedoch nicht als Kritik an seiner Leistung zu verstehen ist, sondern am Verhalten der anderen Münchner Spieler. Ribéry und Robben gestalten so einen Abend dann eben durch ihre Qualitäten als Alleinunterhalter noch positiv - der mannschaftsdienlichere und dribbelschwächere Altintop eben nicht.

FC Bayern: Einzelkritik

Toni Kroos

9 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Herausragend, wenn er mit dem Rücken zum noch weit entfernten gegnerischen Tor agiert. Beweglich, stets anspielbar und mit Übersicht beim Rückpass. Verwandelt sich jedoch in einen anderen Spieler, wenn er das gegnerische Tor sieht und es nicht mehr so weit entfernt ist. Dann glücken ihm nur wenige Dribblings, Anspiele und Torschüsse. Durfte sich jedoch vom Stadionsprecher als Torschütze feiern lassen, weil sein Querpass von einem Gegenspieler zum 1:1 ins Tor gelenkt wurde.

FC Bayern: Einzelkritik

Thomas Müller

10 / 11
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Versuchte in der ersten Halbzeit, möglichst wenig aufzufallen - was prima gewesen wäre, wenn er auf der Position des Torrichters agiert hätte. Bei seinen wenigen Aktionen unkonzentriert und nicht so aggressiv wie gewohnt. Immer wieder mit technischen Mängeln, die er in diesem Spiel auch nicht durch seine Laufbereitschaft ausgleichen konnte. Wurde allerdings von seinen Mitspielern kaum unterstützt. Dass man einen derartigen Abend als eher unterdurchschnittlich wertet, liegt wohl auch daran, dass die Erwartungen an Müller deutlich gestiegen sind.

FC Bayern: Einzelkritik

Mario Gomez

11 / 11
(Foto: dapd)

Sorgte am Tag vor dem Spiel beinahe für einen Skandal, als er behauptete, nicht wenige würden vermuten, man müsse die 33 geretteten Bergleute wieder in die Grube hinunterschicken, damit er ein Tor erzielen würde. Entschuldigte sich allerdings sogleich. Suchte womöglich nach anderen Analogien, die einen Treffer rechtfertigen würden - da der Taifun im Pazifik jedoch keine 33-Grad-Biegung vollzog, bot sich da wirklich nichts an. War also spirituell auf sich gestellt, wie meist auch im Angriff des FC Bayern. Musste sich seinen Treffer zum 3:1 hart erarbeiten - und sollte ihn seinem Gegenspieler und dem Torwart widmen, die ihm kräftig halfen. Immerhin: Durfte sich als einziger Münchner Spieler zurecht als Torschütze feiern lassen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: