FC Bayern: Einzelkritik:Die Fan-Versteher

Mario Gomez schafft beim 5:1 gegen Leverkusen einen Hattrick, Luiz Gustavo sucht ein sonniges Plätzchen - und nicht nur Thomas Müller weiß, wie man sämtliche Bayern-Fans auf seine Seite bringt. Die Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

FC Bayern: Einzelkritik

Jörg Butt

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(Foto: dpa)

Mario Gomez schafft beim 5:1 gegen Leverkusen einen Hattrick, Luiz Gustavo sucht ein sonniges Plätzchen - und nicht nur Thomas Müller weiß, wie man sämtliche Bayern-Fans auf seine Seite bringt. Die Bayern in der Einzelkritik. Jörg Butt Durfte unter dem neuen Trainer Andries Jonker wieder von Beginn an spielen - was vor allem Uli Hoeneß gefreut haben dürfte, denn nach Ansicht des Präsidenten hatte mit Butts Demission "die Scheiße begonnen". Überlegte in der ersten Halbzeit, sich zu den Hoeneß-Fans auf der Gegengerade zu gesellen, weil er als Torwart des FC Bayern nun wirklich überhaupt nichts zu tun hatte. Ließ es aber bleiben - wusste ja, dass er in der zweiten Halbzeit vor den Südkurven-Besuchern agieren musste. Schoss bei seiner ersten Aktion in der 60. Minuten einen Gegenspieler an. Weil das folgenlos blieb, riefen sowohl Gegengerade als auch Südkurve: "Buttbuttbutt." Der Keeper weiß eben, wie man mit Fans aller Couleur umgeht.

FC Bayern: Einzelkritik

Philipp Lahm

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(Foto: REUTERS)

Klärte nach fünf Minuten gegen Michael Ballack - und nur böse Menschen werden behaupten, dass er den Zweikampf besonders intensiv führte. Sowohl in der Defensive (wegen der Harmlosigkeit der Leverkusener) als auch in der Offensive (wegen der Gefährlichkeit der Kollegen) nicht gefordert, weshalb er die 90 Minuten absolvieren konnte, ohne zu schwitzen. Bedankte sich nach dem Spiel bei den Fans im Stadion. Weiß als Kapitän eben, wie man mit Fans aller Couleur umgeht.

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Daniel Van Buyten

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Begann in der Innenverteidigung, was zunächst einmal daran lag, dass als Alternative nur Breno in Frage gekommen wäre. Schaffte einige gewonnene Zweikämpfe und mutige Grätschen - und zu seiner eigenen Verblüffung auch gelungene Zuspiele. Weil ihm in der Defensive arg langweilig wurde, versuchte er einen Lucio-Gedächtnis-Sprint mit Ball am Fuß. Kam bis zum gegnerischen Strafraum, spielte ab und bejubelte fünf Sekunden später mit Mario Gomez dessen Hattrick. Verlor in der zweiten Halbzeit ein Kopfballduell im eigenen Strafraum - schon schoss Leverkusen ein Tor.

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Luiz Gustavo

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(Foto: REUTERS)

Hätte in der ersten Halbzeit gemeinsam mit Jörg Butt einen Antrag auf Arbeitslosengeld stellen können. Tat hin und wieder so, als ob es auf der linken Abwehrseite etwas zu tun geben könnte - weil er so ein wenig Zeit in der Sonne verbringen konnte. War in der zweiten Halbzeit enttäuscht, weil er kaum ein Fleckchen Rasen entdeckte, das noch von der Sonne bestrahlt wurde. Startete deshalb wie Van Buyten zuvor ein Lucio-Gedächtnis-Dribbling. Das sah ebenso dynamisch aus, führte jedoch zu keinem Treffer.

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Danijel Pranjic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Verlor nach vier Minuten ein Laufduell gegen Sidney Sam. Verlor nach zehn Minuten ein Laufduell gegen Sidney Sam. Verletzte sich in der 13. Minute am Knöchel und wurde ausgewechselt. Verlor danach kein Laufduell mehr.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Berührte in der siebten Minuten den Ball mit dem Kopf und schaffte eine Richtungsänderung von exakt zwei Zentimetern - das reichte, damit Simon Rolfes nicht mehr reagieren konnte und das Spielgerät ins eigene Tor lenkte. Verstand sich prima mit seinem Kollegen Timoschtschuk, schaffte einige schöne Zuspiele - und unterstrich mit einer Brachial-Grätsche seine Chefrolle. Als ihn Michael Ballack deswegen rügen wollte, ging er einfach weg. Man muss ja nicht mit jedem diskutieren.

FC Bayern: Einzelkritik

Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: AFP)

Durfte im defensiven Mittelfeld beginnen, was vor allem jene Beobachter erfreut haben dürfte, die monierten, dass der Ukrainer noch nie in dieser Saison auf seiner Lieblingsposition hatte agieren dürfen. Wie schon häufiger in dieser Spielzeit mit brillantem Stellungsspiel und sehr gutem Timing beim Zweikampf. Hielt Schweinsteiger den Rücken frei und initiierte selbst Angriffe, wenn sein Kollege eine kleine Pause benötigte.

FC Bayern: Einzelkritik

Thomas Müller

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(Foto: AP)

Durfte von Beginn an spielen, was vor allem Müller freute, weil er damit die Gewissheit hatte, nicht nur unter Louis van Gaal eine Einsatzgarantie zu besitzen. Lief innerhalb von zehn Minuten so viel wie Ribéry über die gesamte Spieldauer, freute sich über jeden Zweikampf und wollte am liebsten an jedem Angriff beteiligt sein. Setzte dann innerhalb von 30 Sekunden zwei Mal nach, wie es nur ein unbeschwerter 21-Jähriger tun kann. Passte nach dem Ballgewinn in die Mitte, wie es eigentlich nur ein erfahrener 31-Jähriger tun kann. Bereitete das 3:0 vor, wie es eigentlich nur ein 37-Jähriger tun kann. Feierte jeden Treffer mit wilden Gesten in Richtung Südkurve. Weiß eben, wie man mit den Fans umgehen muss.

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Franck Ribéry

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(Foto: dapd)

Nestelte erst einmal an seiner Hose. Band sich dann die Schuhe. Wischte sich danach die Stirn. Erkannte dann, dass er für diese drei Aktionen ungefähr 25 Minuten gebraucht hatte. Schubste deshalb erst seinen Gegenspieler um und stauchte Mario Gomez zusammen. Stellte dann verblüfft fest, dass schon Halbzeit war. Wollte in der zweiten Spielhälfte spektakuläre Dribblings zeigen, geniale Zuspiele und intensiv geführte Zweikämpfe. Stellte dann fest, dass schon 75 Minuten vorbei waren. Schoss deshalb schnell ein Tor, ehe das Spiel vorbei war.

FC Bayern: Einzelkritik

Miroslav Klose

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(Foto: dpa)

Durfte von Beginn an spielen, was vor allem Miroslav Klose erfreut haben dürfte. Hatte in der ersten Halbzeit keine auffällige Aktion, ließ sich auf dem Weg in die Kabine deshalb von Co-Trainer Hermann Gerland trösten. Hatte auch in der zweiten Halbzeit keine auffällige Aktion. Absolvierte die 90 Minuten so, wie ein Sachbearbeiter beim Münchner Finanzamt seinen Arbeitstag bestreitet: dienlich, aber unauffällig. Dass er bei einem 5:1 seiner Mannschaft selbst keinen Torschuss zu Stande brachte, schien ihm nicht wirklich etwas auszumachen.

FC Bayern: Einzelkritik

Mario Gomez

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(Foto: REUTERS)

Wollte sich in der ersten Halbzeit eigentlich auf die zweite Spielhälfte vorbereiten. Konnte aber beim feinen Zuspiel von Müller nicht mehr ausweichen und stubste den Ball ins Tor. Konnte auch beim zweiten formidablen Zuspiel von Müller nichts anderes tun, als ein Tor zu schießen. Sollte sich jemand im Stadion beschwert haben, dass Gomez nur den Fuß hinzuhalten brauche, wuchtete er auch noch ein Zuspiel von Schweinsteiger ins Tor. Bereitete sich in der zweiten Hälfte auf das Spiel in Frankfurt vor.

FC Bayern: Einzelkritik

Andreas Ottl

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(Foto: AP)

Wurde ordnungsgemäß eingewechselt und ärgerte sich, nicht mehr wirklich auffallen zu dürfen - ihm gelang nur ein Kopfball an die Latte.

FC Bayern: Einzelkritik

Diego Contento

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(Foto: REUTERS)

Kam in der 13. Spielminute für den verletzten Pranjic. Spielte ganz anders als Pranjic, gewann nämlich Laufduelle und Zweikämpfe. Hatte in der Defensive derart wenig zu tun, dass er seinem Vordermann Franck Ribéry in aller Ruhe dabei zusah, wie der an seiner Hose nestelte oder erfolglose Dribblings bestritt. Gewann kurz vor Schluss noch einmal ein Laufduell.

FC Bayern: Einzelkritik

Breno

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(Foto: REUTERS)

Wurde ordnungsgemäß eingewechselt und war froh, nicht mehr auffallen zu müssen.

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Die Fans

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(Foto: dapd)

In der Südkurve hingen wie schon bei der Partie gegen Gladbach die Plakate verkehrt herum, einige Besucher hielten "Wutfan"-Zettel hoch und ein besonders kreatives Plakat, auf dem stand: "Mia san mia? Lies' mal King Lear". Zur Erinnerung: King Lear ist eine von Herrschsucht und Eitelkeit geblendete Person, die bei der Verteilung des Erbes die Zuneigung seiner jüngsten Tochter verkennt und deshalb ungerecht handelt. Es gab allerdings keine Aufklärung, wer genau damit beim FC Bayern nun gemeint sein könnte. Auf der Gegengerade dagegen waren "Mia san Uli"-Banner zu sehen waren. Eine Inflation roter T-Shirts, wie von der Pro-Hoeneß-Initative angekündigt, gab es nicht. Zaghafte "Uli Hoeneß, Du bist der beste Mann"-Rufe wurden sogleich von "Bayern, Bayern"-Rufen übertönt.

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