Auch am Montagvormittag war Franck Ribéry wieder verhaltensauffällig. Das Training des FC Bayern hatte bei stechender Hitze kaum angefangen, da saß der Franzose mit Schmerzen auf dem Rasen. Weil es in den Adduktoren wehtat, brach Ribéry die Einheit vorzeitig ab und begab sich in die medizinische Abteilung, wie schon diverse Male in dieser Saison, aus verschiedenen Gründen (Blase am Fuß, Patellasehnen-Entzündung).
"Eine reine Vorsichtsmaßnahme, nichts Schlimmes", meldete unverzüglich der Pressesprecher, doch am Freundschaftsspiel an diesem Dienstag bei Gelb-Weiß Görlitz kann Ribéry nicht teilnehmen. Dabei sollte er gegen den Landesligisten aus Sachsen, wie Trainer gerne sagen: Spielpraxis sammeln.
Wegen seiner hartnäckigen Knieblessur hatte Ribéry nahezu die komplette Vorbereitung versäumt. Am kommenden Samstag, beim Aufsteiger FSV Mainz 05, möchte er eigentlich in die Startelf zurückkehren: "Ich gehe davon aus, dass ich von Beginn an spiele." Bei seinem ersten Kurzauftritt gegen Werder Bremen (1:1) hatte der Mittelfeldkünstler das bis dahin schöpferisch arme Bayern-Spiel zumindest vitalisiert.
Der Freigeist und van Gaal
Durch seinen gewohnt freigeistigen Vortrag löste er aber auch neue Debatten aus: Ist es wirklich eine kluge Idee des Trainers Louis van Gaal, Ribéry von links außen ins Zentrum zu verrücken? Und kann das gutgehen: der Ordnungsliebhaber van Gaal, für den Fußball ein systematisch organisierter Gruppensport ist - und im Zentrum der Lerngruppe der Freiheitsliebhaber Ribéry, dessen innerer Kompass ihn instinktiv zur linken Seite lenkt, wie gegen Bremen deutlich zu sehen war?
Diesen Taten folgten klare Worte: "Ich fühle mich links wohler, da habe ich mehr Platz, von dort aus kann ich Dribblings machen und gefährliche Situationen kreieren", sagte Ribéry, "darüber will ich auch mit dem Trainer sprechen." Van Gaal hält sich eine Hintertüre offen, er hat angekündigt, den kniffligen Fall ein paar Wochen genau zu inspizieren - und notfalls sein System wieder zu verändern.
Spekulationen, Ribéry könnte mit seiner eigenwilligen Darbietung gegen Bremen Wechselgelüste untermauert haben, widerspricht der Franzose: "Ich bin immer noch bei Bayern und die Türen sind wirklich geschlossen. Meine Vorgesetzen wollen unbedingt, dass ich bleibe", erklärte Ribéry. Zugleich bestätigte der 26-Jährige, dass außer Real Madrid auch Barcelona, Chelsea und Manchester United Kaufabsichten hatten.