FC Bayern in Pilsen:Erfolg des echten Neuners

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Durch ein Tor des eingewechselten Mario Mandzukic kommt der FC Bayern zu einem glanzlosen 1:0 in Pilsen, steht im Achtelfinale - und stellt mit neun Champions-League-Siegen in Serie einen Rekord des FC Barcelona ein.

Es war die kürzeste Auswärtsspielreise in der Champions-League-Historie des FC Bayern - gerade einmal 286 Kilometer sind es über die Autobahn von München ins tschechische Pilsen. Die Bayern-Profis reisten kurioserweise mit dem Flugzeug an, sie mussten also bis nach Prag - um dann wieder 100 Kilometer mit dem Bus zurückzufahren nach Pilsen.

Die Fans hingegen kamen mit Bus, Auto und Bahn; allerdings hatten etliche keine Tickets für das Stadion, das insgesamt nur 11.700 Zuschauer fasst - lediglich rund 600 Karten gingen an den FC Bayern. Zahlreiche Bayern-Anhänger betrachteten die Partie also in den vielen Kneipen der Bierstadt. Zu feiern gab es nach dem 1:0 (0:0)-Sieg der Bayern zwar nicht gerade die Leistung, aber sonst so einiges.

Bangen, dann Jubeln: Mario Mandzukic erzielt den Siegtreffer gegen Pilsen (Foto: Michal Cizek/AFP)

Erstens stehen die Münchner bereits sicher im Achtelfinale, zweitens haben sie einen Rekord des FC Barcelona eingestellt: Barça hatte zwischen dem 18. September 2002 und dem 18. Februar 2003 als bislang einziger Klub neun Siege nacheinander in der Champions League geschafft. "Das war kein Festival von uns", stellte Mittelfeldspieler Toni Kroos fest, "wir haben uns relativ schwer getan und zu viele einfache Ballverluste gehabt. Aber nach vier Spieltagen weiter zu sein, ist nicht selbstverständlich, darauf können wir stolz sein."

Kroos verdrängt Mandzukic

Trainer Pep Guardiola hatte in der Münchner Mannschaft im Vergleich zum 2:1 in Hoffenheim vier Spieler ausgetauscht. Diego Contento und Daniel van Buyten bildeten anstelle von Dante und Jérôme Boateng die Innenverteidigung; Rafinha kam als Rechtsverteidiger ins Team, Philipp Lahm rückte von dort für Javi Martínez ins defensive Mittelfeld. Toni Kroos verdrängte Mario Mandzukic; den Platz im Sturm nahm meist Thomas Müller ein, während Mario Götze meist über die rechte Seite wirkte. Manche sprechen gerne vom "falschen Neuner", andere schlicht von: gar keinem Stürmer im Spiel.

"Wir wollen ohne Angst auflaufen", hatte Milan Petrzela, der frühere Augsburger in Pilsens Team, angekündigt - im Hinspiel in München waren die Tschechen nicht nur chancenlos, sondern komplett überfordert gewesen. In der Tat begannen die Pilsener couragiert, und in der vierten Minute brauchten die Bayern Glück: Nach einem Foul von Contento an Stanislav Tecl verweigerte der Schiedsrichter den Strafstoß. Einen Schuss von Michal Duris hielt Bayern-Torwart Manuel Neuer (7.).

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Es folgten dann doch mal zwei Gelegenheiten für die Münchner - David Alabas Freistoß parierte Viktoria-Torwart Matus Kozacik (11.), sechs Minuten später traf Bastian Schweinsteiger nach Zuspiel von Götze den Pfosten. Doch das Spiel blieb überraschend ausgeglichen, die mutigen und engagierten Pilsener waren im Vergleich zum Hinspiel nicht wiederzuerkennen und stellten die Münchner Abwehr vor unerwartete Probleme. Kolar köpfte knapp übers Tor (37.), ein Distanzschuss von Duris ging links am Ziel vorbei (43.), nach einem weiten Schlag von Pavel Horvath musste Neuer aus dem Tor eilen (44.). Die Bayern leisteten sich in dieser ersten Hälfte ungewohnt zahlreiche Fehler im Aufbauspiel; unter entsprechend großem Jubel des Pilsener Publikums ging es in die Kabinen.

Nach der Pause präsentierte sich der FCB plötzlich viel konzentrierter und zielstrebiger; Marian Cisovsky klärte bei einem Schuss von Philipp Lahm auf der Torlinie (48.); ein Kopfball des aufgerückten van Buyten nach einem Eckball strich knapp am entfernten Pfosten vorbei (51.). Guardiola brachte dann Martínez und Mandzukic für Schweinsteiger und Müller.

Und die Umstellungen lohnten sich: Der auf die rechte Seite gewechselte Lahm flankte, Mandzukic, der echte Neuner, löste sich von den Gegenspielern und köpfelte ins entfernte Toreck (65.) - da sah alles für einen Augenblick so mühelos aus wie im Hinspiel. Eine solche klassische Spitze entspricht nicht unbedingt der Philosophie Guardiolas, er bevorzugt das "Modell Messi", doch Mandzukic wehrt sich hartnäckig gegen die Reservistenrolle - mit Toren.

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Die Pilsener mochten vor ihrem eigenen Publikum noch nicht aufgeben und kamen noch zu zwei großen Chancen in der 75. und 76. Minute durch Tecl. Erst parierte Neuer einen Schuss, dann verpasste Tecl den Ball nach einen Hereingabe von Petrzela nur knapp. Kurz darauf versäumte Mandzukic, erneut auf Vorlage von Lahm, seinen zweiten Treffer bei einem Kopfball ans Außennetz.

Am Ende blieb bei den Münchnern nur verhaltene Freude. "Der Rekord ist schön", sagte Torwart Neuer, "trotzdem hätten wir uns eine bessere Leistung gewünscht." Müller räumte ein: "Natürlich hatten wir uns ein bisschen mehr vorgestellt." Und Lahm forderte: "Wir müssen es schleunigst in den Griff bekommen, dass wir die Anfangsphase nicht so verpennen. Ich weiß nicht, ob wir manchmal denken, dass es ganz einfach ist."

© SZ vom 06.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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