FC Augsburg:Zusammen zittern

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Bereit für den Endspurt: Die Augsburger um Paul Verhaegh, Gojko Kacar, Moritz Leitner und Dominik Kohr (v.l.n.r.) starten in die letzten Spiele. (Foto: Maja Hitij/Getty Images)

Der FC Augsburg hat sich im Abstiegskampf eingefunden. Der Klassenverbleib soll vor allem daheim gelingen.

Von Maik Rosner

Manuel Baum hat lange über die Mannschaft gesprochen und dabei ihre Vorzüge ausführlich erläutert. Er lobte sie als "unglaublich lauf- und spielstark", als "variabel und flexibel", sie könne zudem "alle Pressingarten spielen" und "sie arbeitet sehr gut gegen den Ball, mit höchster Intensität". All das fiel dem Trainer des FC Augsburg nun allerdings nicht zu seiner eigenen Belegschaft ein, sondern zum kommenden Gegner am Samstag (15.30 Uhr). Der SC Freiburg wird in Augsburg zu Gast sein, und wenn man Baum richtig verstanden hat, war seine Einschätzung nicht von dem Motiv geprägt, möglichst galant Girlanden zu flechten für die beachtliche Arbeit des Kollegen Christian Streich. Sondern vielmehr schlicht vom Respekt vor der Herausforderung, vor die der stabile Aufsteiger das eigene Team stellen dürfte.

Ein bisschen darf der SC Freiburg schon als Vorbild der Augsburger betrachtet werden. Wann immer sie beim FCA Vergleiche zu den Mitbewerbern in der Bundesliga anstellen, verweisen sie wegen der Vereins- und Infrastrukturen sowie der Finanzen neben dem FSV Mainz 05 auf Freiburg. Auch das Optimum, das Streich und seine Kollegen gerade aus der jungen Mannschaft herausholen, taugt zum Role Model für die Augsburger, gerade in dieser Saison. Es gilt besonders jetzt, für das angebrochene letzte Drittel der Spielzeit, die letzten zehn Partien. Sehr heimstark, hätte Baum noch anführen können, tritt der SC Freiburg bisher auf, mit sieben Siegen und einem Unentschieden aus zwölf Versuchen. Beim FC Augsburg dagegen fällt diese Bilanz ausbaufähig aus. Nur drei Siege und vier Unentschieden bedeuten den drittletzten Platz in dieser Wertung. Die dabei erzielten zwölf Tore sind der zweitschlechteste Ertrag der Liga.

Der scheinbar beruhigende Vorsprung auf Platz 16 ist auf zwei Punkte zusammengesackt

Es könnte deshalb beinahe kurios anmuten, dass die Augsburger vor allem in den verbleibenden fünf Heimspielen den Schlüssel zum Klassenverbleib erkennen. Unter das Motto "Augsburg hält zusammen" haben sie die entscheidende Phase der Saison gestellt. Und gerade in der eigenen Arena erhoffen sie sich von der Aktion eine kleine Schubwirkung. Die Anhänger, darunter diesmal auf Einladung des Vereins auch rund 3000 Helfer der Bombenentschärfung an Weihnachten, sollen dazu beitragen, dass die bisher weitgehend stabile Saison nicht noch in einem nervenaufreibenden Finale mündet. Man habe "gegen Leipzig gemerkt, was so eine Unterstützung der Fans bewirken kann und was wir dann auf dem Platz leisten können", erinnerte Baum an das 2:2 nach einem 1:2-Rückstand im vorangegangenen Heimspiel. Und selbstredend, fügte er wegen des ausgerufenen Mottos hinzu, "schweißen wir uns noch mehr zusammen", also innerhalb der Mannschaft.

Bei allem Optimismus lässt sich allerdings schon heraushören, dass die Augsburger, die den Vertrag mit Mittelfeldspieler Ja-Cheol Koo bis 2019 verlängerten, ahnen, was da noch auf sie zukommen könnte. Zwar spricht das verbleibende Programm mit den Heimspielen gegen Freiburg, Ingolstadt, Köln, Hamburg und Dortmund dafür, zu Hause die Weichen für den Klassenverbleib stellen zu können. Zumal die Aufgaben in der Ferne beim FC Bayern, in Berlin, Frankfurt, Mönchengladbach und in Hoffenheim wohl weniger Punkte abwerfen dürften. Doch die Probleme der Mannschaft, das Spiel zu machen und Tore zu erzwingen, sind beinahe dazu angetan, das Aktionsmotto in "Augsburg zittert zusammen" umzudeuten. Auf zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz 16, belegt vom Hamburger SV, ist der einst schon scheinbar beruhigende Vorsprung von acht Zählern zusammengesackt.

Die Augsburger versuchen der Gefahr von unten mit betonter Gelassenheit zu begegnen. "Es ist ja nicht so, dass wir von der Situation völlig überrascht werden. Das Ziel ist schon die ganze der Saison der Klassenerhalt", sagte Baum, und es sei auch nicht so, "dass wir großartig negativen Druck verspüren. Wir sind voll überzeugt von dem, was wir machen." Natürlich auch vom sechsten Verbleib in der Liga in Serie. Bewusst sind sich die Augsburger allerdings sehr wohl, wie eng es noch werden könnte. Weil die Abwehr in der zweiten Saisonhälfte deutlich instabiler agiert, was Torwart Marwin Hitz bereits als "alarmierend" bezeichnet hat. Und weil Leistungsträger wie Daniel Baier häufig ausfallen. Hinzu kommen gegen Freiburg einige offene Personalien. Stürmer Raúl Bobadilla etwa war angeschlagen und erst am Donnerstag ins Lauftraining eingestiegen.

Es ist aber auch positiv über die eigenen Fähigkeiten gesprochen worden beim FC Augsburg. Prägnant übernommen hat diesen Part Halil Altintop, einer der erfahrensten Profis im Kader. "Die Mannschaft ist extrem stark, das hat uns auch in den letzten Jahren ausgezeichnet", sagte der 34-Jährige. Auf die Rückfrage, worin die Stärke denn konkret liege, antwortete er kurz: "In der Geschlossenheit." Das klang überzeugt, aber auch ein bisschen nach Hoffnung.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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