FC Augsburg:Vereintes Versprechen

Lesezeit: 3 min

Neue Perspektive: Arne Maier galt in Berlin mal als Wunderkind, nun will er in Augsburg durchstarten. (Foto: Michael Taeger/imago)

Durch die Leihe von Arne Maier hat sich der FC Augsburg mit einem weiteren Mittelfeldtalent nach Niklas Dorsch verstärkt. Gemeinsam sollen sie das Spiel der Mannschaft von Trainer Weinzierl prägen - wie schon in der deutschen U21.

Von Maik Rosner

Gut zwei Monate ist es erst her, dass Arne Maier und Niklas Dorsch den größten Erfolg ihrer Karriere feierten. Am 6. Juni war das, in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana, die für die Mittelfeldspieler immer mit ihrem letzten gemeinsamen Spiel für die deutsche U21-Nationalmannschaft verbunden bleiben wird. Dorsch, 23, lief im EM-Finale gegen Portugal als Sechser auf, der ein Jahr jüngere Maier als Achter, zusammen bejubelten sie nach dem 1:0-Sieg den Titelgewinn. Im Konfettiregen reckte Kapitän Maier die Trophäe in die Höhe.

So ähnlich stellen sie sich das nun auch beim FC Augsburg vor, wenngleich sie einen Titel eher nicht eingeplant haben. Aber dass Maier und Dorsch auch das Spiel der Mannschaft von Markus Weinzierl prägen, das erhoffen sie sich schon. Maier soll dazu mit seiner Spielintelligenz beitragen, mit seiner Fähigkeit, weit vorauszudenken. Von der ihm zugedachten Rolle hatte er in den Gesprächen mit dem Trainer und mit Geschäftsführer Stefan Reuter erfahren, bevor er am Montag den Leihvertrag für diese Saison unterschrieb und das Trikot mit der Nummer 10 in Empfang nahm. Diese trug bis 2020 der langjährige Mittelfeldchef Daniel Baier. Man habe Maier "eine Perspektive aufgezeigt, mit der er sich zu 100 Prozent identifizieren kann", sagte Reuter. Die langfristige Perspektive Kaufoption greift aber nur, wenn sich Maier als Teil des neuen Tandems mit Dorsch beim FCA ähnlich bewähren sollte wie in der Zentrale der U21.

Sein Wechselwunsch wurde erfüllt: Marco Richter ist nun ein Berliner. (Foto: imago images/eu-images)

Im Gegenzug gaben die Augsburger ihr Eigengewächs, Offensivspieler Marco Richter, für angeblich mindestens sieben Millionen Euro Ablöse an Maiers langjährigen Verein Hertha BSC ab. Seinen Wechselwunsch hatte Richter, 23, in der Vergangenheit mehrfach geäußert. Durch seinen Weggang und den von Kevin Danso zum RC Lens haben die Augsburger aktuell einen Transferüberschuss von gut fünf Millionen Euro. Maier könnte nicht der letzte Sommerzugang gewesen sein.

Mit Richter und Augsburgs Innenverteidiger Felix Uduokhai hatte Maier zuletzt mit der deutschen U23 an den Olympischen Spielen in Tokio teilgenommen, allerdings weniger erfolgreich als an der U21-EM. Nach den Gruppenspielen war die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz ausgeschieden. Vielleicht lag das auch daran, dass Dorsch auf die Reise nach Japan verzichtet hatte, um sich nach seinem Wechsel von KAA Gent auf die Vorbereitung beim FC Augsburg zu konzentrieren. Rund sieben Millionen Euro Ablöse hatte sich der FCA diesen Transfer kosten lassen, der als Coup gewertet wird.

Bei der Hertha hätte sich Maier gegen Kevin-Prince Boateng und Suat Serdar durchsetzen müssen

Durch Maier sind im Augsburger Mittelfeld nun gleich zwei viel beachtete Talente zu finden, sozusagen als vereintes Versprechen. Maier gilt als noch höher veranlagt. Als er vor drei Jahren als 19-Jähriger bei Hertha BSC zum Stammspieler aufstieg, gab es einen regelrechten Hype um ihn. Maier sei ein "Wunderkind", hieß es, mindestens ein neuer Toni Kroos und Herthas Gesicht der Zukunft. Sein Trainer Pal Dardai sah den Weg in die deutsche Nationalelf vorgezeichnet. Zu tun hatte das damit, dass Maier nicht nur frühreif spielte, sondern auch auftrat. Allerdings wurden die Erwartungen an ihn damals so groß, dass er sie kaum erfüllen konnte. Hinzu kamen teils langwierige Verletzungen. Zuletzt spielte Maier auf Leihbasis in Bielefeld. Dort musste er sich seinen Platz erst erkämpfen. Bei der Hertha wäre die Aussicht auf viel Spielpraxis nun eher gering gewesen, obwohl Dardai wieder Cheftrainer ist. Mit Dardai und dessen Sohn Palko war Maier einst sogar in Ungarn im Urlaub. Doch bei der Hertha hätte er sich nun unter anderem gegen Kevin-Prince Boateng und Suat Serdar durchsetzen müssen.

Geblieben ist aus den Zeiten des Hypes Maiers Zahnspange, die einst dazu beigetragen haben soll, dass seine körperlichen Beschwerden abnahmen. Fehlstellungen im Kiefer galten als Auslöser von Schmerzen in Rücken und Leiste. Und geblieben ist auch, dass Maier als Versprechen wahrgenommen wird. Erst recht zusammen mit Dorsch. Mit seinem langjährigen U21-Kollegen und mit Uduokhai hatte Maier vor Vertragsabschluss telefoniert. Der Wechsel gehe selbstverständlich von ihm aus, sagte er, "aber ich bin natürlich froh, dass sie hier spielen".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: