Journalisten verrichten bisweilen eine wichtige Arbeit, aber in diesem Fall war es gut, dass sie einmal schlicht gar nicht arbeiteten. Die Augsburger Allgemeine veröffentlichte nämlich völlig unverändert einen Brief, den Peter Bircks, Geschäftsführer des örtlichen Fußball-Bundesligisten FC Augsburg, an den Reporter Robert Götz geschickt hatte.
Darin ging es um die Berichterstattung zur Zusammenarbeit des Klubs mit dem umstrittenen Ticket-Zweitmarktportal Viagogo, auf dem Nutzer Karten zu erhöhten Preisen weiterverkaufen können. Und die Zeitung erfüllte Bircks' "Bitte um öffentliche Klarstellung und Veröffentlichung als Leserbrief (ohne all die für Herrn Götz unangenehmen Anmerkungen zu streichen)".
Unangenehm sind die Anmerkungen nun allerdings ausschließlich für Bircks selbst. Das Ticketportal wird zwar allerorten kritisiert - beim Hamburger SV wurde der Druck der Fans so groß, dass die Zusammenarbeit mit Viagogo wieder beendet wurde; auch der FC Bayern erklärte, seinen Vertrag über die kommende Spielzeit hinaus nicht zu verlängern und an einem eigenen Ticketportal mit fairen Preisen arbeiten zu wollen; bei Schalke 04 soll zu dem Thema gar eine außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden.
Fußball-Bundesliga:Fan-Aufstand gegen die neue Ticketbörse
Zahlreiche Bundesligaklubs kooperieren mit der Online-Ticketbörse Viagogo - zum Unmut der Fans. Sie schimpfen über erhöhte Preise und beklagen Zustände wie auf dem Schwarzmarkt. Der Ticketanbieter versteht die Aufregung nicht.
Wenn allerdings in Augsburg darüber berichtet wird, dann aus Bircks' Sicht nur, weil sich der Journalist "auf peinliche Art und Weise an die FCA Fans ran wanzen" will. Der betreffende Artikel sei "durchsichtig und erbärmlich", und außerdem: "Wie Sie wissen gehen die Gebühren die der FCA von Viagogo erhält in die Nachwuchsabteilung und sind ein wichtiger Teil der Finanzierung des Nachwuchsleistungszentrumsbau."
Neben etlichen Kommata fehlt dem FCA-Geschäftsführer vor allem jegliches Verständnis von Pressefreiheit. "Bin ja gespannt ob sich das Ihre Chefs so stillschweigend mit anschauen", schreibt Bircks, "immerhin ist die AZ ein sehr wichtiger Partner des FCA (für den die AZ ja viel Geld ausgibt) den Sie hiermit massiv (Schwarzhändler, nicht mit offenen Karten ect) beleidigen."
Das Geflecht aus Sponsoring und Berichterstattung zwischen dem größten Fußballklub und der jeweiligen Monopol-Tageszeitung mag ja an vielen kleinen und mittleren Standorten ein Problem sein; bemerkenswert ist, dass Bircks es sich selbst wünschte, dass seine unverhohlene Drohung wortwörtlich veröffentlicht wurde.