FC Augsburg:Umschaltfußball unter Freunden

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Pokaljubel in Steinbach: André Hahn (l.) und Michael Gregoritsch. (Foto: Hasan Bratic/dpa)

Als erfahrenster Offensiver trägt André Hahn zum Start viel Verantwortung.

Von Sebastian Fischer

Wenn man André Hahn beim Wort nimmt, dann wünscht er sich für den ersten Spieltag sehr wenig Einsatzzeit. Dann würde er gerne sechs Minuten an der Seitenlinie auf seine Einwechslung warten, drei Minuten spielen und kein einziges Mal den Ball berühren. So war es bei seinem ersten Bundesligaspiel für den FC Augsburg bei Fortuna Düsseldorf. Und nun, vor seinem 140. Bundesligaspiel am Samstag, wieder mit Augsburg in Düsseldorf, hat er davon erzählt und gesagt: "Es wäre schön, wenn sich die Geschichte wiederholt."

Wenn man Hahn nicht so ganz genau beim Wort nimmt, was sich in diesem Fall empfiehlt, dann wird klar, dass er nur das Endergebnis meint. Damals gewann Augsburg 3:2. Diesmal wird Hahn mehr Einsatzzeit bekommen. Er trägt sogar gleich Verantwortung.

Auf den ersten Blick hat sich in der Sommerpause nicht viel verändert, mal abgesehen davon, dass nach dem Weggang von Marwin Hitz ein neuer Torwart im Tor stehen wird, die Wahl zwischen Andreas Luthe und Fabian Giefer wollte Trainer Manuel Baum erst in Düsseldorf treffen. Doch sonst? Baum spricht weiterhin von Umschaltfußball und Klassenverbleib, in der Verteidigung verteidigen Jeffrey Gouweleeuw und Martin Hinteregger, die Flanken schlägt Philipp Max, der Kapitän heißt Daniel Baier, der beste Stürmer ist Alfred Finnbogason.

Der Isländer ist allerdings noch verletzt, wegen einer Entzündung der Patellasehne im Knie kann er nicht mit der Mannschaft trainieren, Baum hofft auf eine Rückkehr im September. Und das ergibt auf den zweiten Blick eine neue Hierarchie in der Offensive, zumindest vorerst. Denn auch der verspätet aus dem Urlaub zurückgekehrte Brasilianer Caiuby ist aufgrund seiner fraglichen Form kein ganz sicherer Stammspieler. Zugang Julian Schieber? Ist verletzt. Zugang Fredrik Jensen? Ist auch verletzt. Und so ist der erfahrenste Offensivfußballer, der in Düsseldorf sehr wahrscheinlich von Beginn an spielen wird: Zugang Hahn.

"Ich denke schon, dass ich meinen Turbo wieder zünden kann", hat er in der Pressekonferenz vor dem Spiel gesagt und gegrinst. Sein Turbo, also seine überdurchschnittlich hohe Schnelligkeit auf der Außenbahn, wurde nach jenem Spiel in Düsseldorf am 20. Januar 2013 erstmals in Deutschland bekannt, Augsburg hatte ihn vom Drittligisten Offenbach erworben. In Augsburg wurde Hahn einmaliger Nationalspieler und ging, zunächst nach Gladbach und dann nach Hamburg. Sein Turbo geriet allerdings in Vergessenheit. Für Hamburg gelangen ihm in 23 Einsätzen nur drei Tore. Für den FCA traf er nun immerhin schon mal beim 2:1 im DFB-Pokal bei Viertligist Steinbach.

Im Gespräch mit dem Kicker hat er während der Vorbereitung angedeutet, warum es in Augsburg für ihn besser laufen könnte. "Hier gibt es keinen Star, alle wollen in dieselbe Richtung. Es ist ein Zusammenhalt wie unter Freunden", sagte Hahn. Ein Team braucht so ein Gewissen." In Hamburg sei eher das Gegenteil der Fall gewesen. In Augsburg hätten sie sich allerdings fast etwas weniger Freundschaft in der Vorbereitung gewünscht, der Konkurrenzkampf fiel aufgrund der vielen Verletzten eher friedlich aus.

Neben Hahn profitiert davon womöglich auch Angreifer Marco Richter, 20, der andere Pokaltorschütze, der in der vergangenen Saison erstmals in der Bundesliga traf. Richter, ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs, ist nicht für seinen Turbo bekannt - aber stattdessen, sagen sie in Augsburg, als besonders feiner Fußballer. Und das ist ja auch nicht schlecht.

© SZ vom 25.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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