FC Augsburg:Seltenes Vergnügen

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Weißer Jubel - auch am Samstag? Die Augsburger können den Klassenverbleib schaffen, auch weil der Isländer Alfred Finnbogason (4.v.l.) wieder trifft. (Foto: imago)

Der FC Augsburg scheint vor dem Heimspiel gegen Dortmund seine Verletzungsmisere überwunden zu haben. Dank der neuen schwäbischen Fitness soll der Klassenverbleib nun schon am vorletzten Spieltag der Saison gelingen.

Von Maik Rosner

Es stand schon beinahe im Rang einer kleinen Sensation, was Manuel Baum am Donnerstag verkünden konnte, jedenfalls für den FC Augsburg. "Aktuell sind fast alle fit", sagte der Trainer, und sein Lächeln erzählte von seinem seltenen Glück. Das galt selbst mit der Einschränkung, dass sich neben Ja-Cheol Koo und Jan Moravek auch Gojko Kacar im Krankenstand befindet, wegen Rückenbeschwerden. Baum blickt dennoch positiv aufs Spiel gegen Borussia Dortmund an diesem Samstag (15.30 Uhr). Er könnte nach Lage der Dinge zum dritten Mal nacheinander die gleiche Mannschaft formieren. "Das wäre mal was", sagte er vergnügt.

Beim FCA ging es in dieser Saison häufig darum, wer überhaupt zur Verfügung steht. Meist musste Baum seine Startelf umbauen, weil irgendwo ein Muskel streikte, eine Gelbsperre abzusitzen war oder Stammkräfte wochen- bis gar monatelang ausfielen. Stürmer Alfred Finnbogason fehlte fast ein halbes Jahr wegen einer Schambeinentzündung. Mittelfeldspieler Caiuby pausierte noch länger wegen eines Knorpelschadens im Knie. Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker gab ebenfalls erst kürzlich sein Comeback, nachdem er im Dezember 2015 einen Totalschaden im Sprunggelenk erlitten hatte. Und dann waren da ja noch die vielen kurz- bis mittelfristigen Absenzen wichtiger Kräfte.

Fürs abschließende Saisonspiel in Hoffenheim droht Baum aber schon wieder der nächste Umbau

Inzwischen hat sich die Lage entspannt, rechtzeitig vor dem letzten Heimspiel der Saison gegen einen BVB, der sich mit dem Reizklima zwischen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Trainer Thomas Tuchel beschäftigen muss. Die Augsburger wollen das nicht kommentieren, wenngleich sie schon hoffen dürften, dass sich die Dortmunder Mannschaft von dem Thema ablenken lässt.

Als viel wichtiger bewertet es Baum ohnehin, vor dem letzten der beiden verbleibenden Saisonspiele seine Belegschaft zum wiederholten Male nahezu vollständig zur Verfügung zu haben. Das habe maßgeblich zum jüngsten Aufschwung mit sieben Punkten aus vier Spielen beigetragen, findet der Trainer. "Allen voran ist es wichtig, dass wir fast alle Spieler wieder mit dabei haben. Und dass die Spieler, die lange verletzt waren, wieder in den Spielrhythmus reingekommen sind." Man merke, dass sich die Mannschaft eingespielt habe, auch im Training. Und es sei "wichtig, dass wir die Qualität, die in unserem Kader steckt, auch abrufen können. Das hilft natürlich extrem. Ich bin heilfroh, dass die Jungs wieder da sind", sagte Baum.

Gemeint war damit neben Finnbogason, Caiuby und Callsen-Bracker auch Raúl Bobadilla, der eigentlich als Schlüsselspieler eingeplant war, aber immer wieder mit diversen Beschwerden im Trainings- und Spielbetrieb aussetzen musste. Nun ist er wieder so weit hergestellt, dass er mindestens als Teilzeitkraft helfen kann, den Klassenverbleib zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen und bestenfalls auch das Nachsitzen in der Relegation zu vermeiden, wäre ein weiteres Erfolgserlebnis sehr förderlich, nach den beiden jüngsten gegen den Hamburger SV (4:0) und bei Borussia Mönchengladbach (1:1) bei nur zwei Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz 16. Mit einem Sieg gegen den BVB wäre die Versetzung so gut wie sicher erreicht. Sogar ein Remis würde wohl reichen, wenn der HSV beim FC Schalke nicht gewinnt und Wolfsburg gegen Gladbach verliert.

Diesen Rechnungen möchten sich die Augsburger am liebsten entziehen. "Das ist das letzte Heimspiel in der Saison, insofern ist das ein Endspiel. In der Situation, in der wir sind, wollen wir es unbedingt gewinnen", sagte Baum. Ein bisschen bestärkt fühlen dürfen sie sich beim FCA durch die kleine Serie der Hinrunde gegen die Borussias. Bei Baums Einstand gelang gegen die Gladbacher ein 1:0, in Dortmund folgte ein 1:1. Und bald danach die Beförderung des Interimscoaches zum Cheftrainer. Auch gegen das Topteam von RB Leipzig habe man einen Punkt erobert, erinnerte Baum und fragte rhetorisch vor dem zweiten Vergleich mit dem BVB: "Warum sollte es nicht möglich sein, vor heimischer Kulisse einen Punkt oder sogar mehr zu holen?" Möglich ist aber auch, dass sich der FCA fürs letzte Spiel in Hoffenheim schon wieder neu formieren muss. In Daniel Baier, Jeffrey Gouweleeuw, Paul Verhaegh, Marwin Hitz, Philipp Max und Dong-won Ji sind sechs Spieler von einer Gelbsperre bedroht, bis auf Ji allesamt Stammkräfte.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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