FC Augsburg:Probleme mit der Präsenz

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Das maue 0:2 zum Start gegen Wolfsburg zeigt: Auch unter Trainer Dirk Schuster mangelt es dem FC Augsburg an offensiver Wucht - Transfers sollen helfen.

Von Maik Rosner

Es ist durchaus gelacht worden, und auch Stefan Reuter hat keinen nachhaltig betrübten Eindruck erweckt. Vielmehr hat der Sport-Geschäftsführer des FC Augsburg nach der 0:2 (0:1)-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg sogar einen Scherz eingestreut, als es für ihn darum ging, Fragen zur seit langem avisierten Verpflichtung eines Innenverteidigers zu beantworten. "Ich fahre heute nicht in den Urlaub", sagte Reuter mit Verweis auf seine dringlichen Aufgaben und lächelte. Am Mittwoch, dem 31. August, endet im Fußball die Sommertransferperiode - und Reuter hat bis dahin noch eine Menge zu tun, vor allem bei der Suche nach einem Innenverteidiger.

Es darf davon ausgegangen werden, dass Reuter die nächsten Tage weiter intensiv damit beschäftigt ist, Gespräche mit Spielern und Berater zu führen sowie Kontakte zu vertiefen, die er bereits geknüpft hat. Ob das für den zuletzt thematisierten Martin Hinteregger, 23, von RB Salzburg gilt oder für einen anderen Verteidiger, darüber wollte Reuter sich nicht auslassen. Es klang aber an, dass sich die Unterredungen wohl eher zäh gestalten, was kurz vor Ende der Transferfrist keine besonders gute Nachricht wäre. Auch nicht für den neuen Augsburger Trainer Dirk Schuster, der erst kurz vor seinem jetzt missglückten Ligaeinstand noch einmal eindringlich um Verstärkungen gebeten hatte. "Wir brauchen einen Innenverteidiger und arbeiten mit Hochdruck daran, mindestens einen Hochkaräter zu bekommen. Einer, der keine Anlaufzeit braucht. Da müssen wir dringend was tun", hatte der 48-Jährige noch am Donnerstagabend gesagt.

Flügelspieler Caiuby (links, gegen Robin Knoche) war zum Bundesliga-Auftakt gegen den VfL Wolfsburg der einzige Augsburger, der hier und da für etwas Gefahr sorgen konnte. (Foto: imago/DeFodi)

Zuletzt hatte es Schuster gar als "mehr als fahrlässig" bezeichnet, mit dem aktuellen Augsburger Kader in die Saison zu gehen, was sich ebenfalls vor allem auf die Innenverteidigung bezog nach den Abgängen von Ragnar Klavan (Liverpool) und Jeong-Ho Hong (China). Doch Reuter kann bei seiner Fahndung nach einem Ersatz weiterhin nur auf die Schwierigkeiten verweisen, denen er unterworfen ist. "Wenn man sieht, wie viele Klubs sich auf der Position umschauen, weiß man, dass es nicht leicht wird", sagte er. Vorsorglich lobte er demonstrativ die gegen Wolfsburg in der Innenverteidigung aufgebotenen Jeffrey Gouweleeuw und Christoph Janker.

An diesen beiden lag es jedenfalls nicht, dass der FC Augsburg durch die Treffer von Daniel Didavi (35.) und Ricardo Rodríguez (89.) verlor. Vor allem das erste Tor war schlicht herausragend vorbereitet und abgeschlossen worden. Überhaupt sah Schuster wenig Anlass, über seine Defensive zu klagen. "Absolut einverstanden" sei er mit dem Auftreten gewesen, "vor allem in der ersten Halbzeit waren wir sehr präsent im Mittelfeld". Die Wolfsburger wurden deshalb kaum gefährlich, mit Ausnahme ihrer allerdings vorentscheidenden Führung. Augsburgs Problem war vielmehr ein Mangel an Präsenz und Wucht in der Offensive - ein altbekanntes Problem. Von den Offensivkräften Alfred Finnbogason, Raul Bobadilla, Ja-Cheol Koo und Caiuby konnte nur Letzterer ab und zu für Unruhe sorgen. "Die großen Torchancen hatten wir nicht", erkannte Schuster.

Dirk Schuster, 48, will unbedingt noch einen neuen Profi für seine Mannschaft, am dringlichsten in der Innenverteidigung. Alles andere wäre "mehr als fahrlässig". (Foto: Krieger/imago)

Womöglich hilft der von Ligakonkurrent Hoffenheim verpflichtete Mittelfeldspieler Jonathan Schmid schon nach der Länderspielpause, in Bremen diesen Mangel zu beheben. Gegen Wolfsburg schien allerdings die gesamte Mannschaft noch etwas mit Schusters Vorgaben zu fremdeln, obwohl kein Zugang in der Startelf stand und das Spielsystem vertraut ausfiel. Es waren eher Kleinigkeiten, durch die sich das Augsburger Spiel von jenem der vier Jahre unter Markus Weinzierl unterschied.

Die Außenverteidiger Paul Verhaegh und Kostas Stafylidis mussten sich zum Start gegen den VfL in ihrem Offensivdrang bremsen. Daniel Baier fungierte angesichts der vermehrt lang geschlagenen Bälle seltener als Drehscheibe im defensiven Mittelfeld. Und vorne wurden die finalen Aktionen eher durchs Zentrum gespielt als über die Flügel, jedoch oft ungenau. "Wir haben uns selber ein bisschen um die Torchancen betrogen", sagte Schuster.

Vor dem Spiel noch war Schuster mit einem Pokal als Trainer des Jahres geehrt worden, er hatte mit Darmstadt mit einem defensiv kompakten Stil die Versetzung geschafft hatte. Doch Schuster ahnt, dass er auch in Augsburg sehr gefordert sein könnte, besonders ohne weitere Verstärkung. Reuter interpretierte es als Erfolg, dass Schmid fast parallel zu Alexander Essweins Abschied geholt werden konnte. Er sagte: "Wenn so eine Möglichkeit kommt, sind wir relativ schnell." Nun muss der FCA sein Tempo nur auch noch im Offensivspiel und bei der Suche nach einem Innenverteidiger erhöhen.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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