FC Augsburg:Hervorragend im Spaßverderben

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Nicht schön, aber ganz schön erfolgreich: Der FCA erkämpft sich beim 1:1 gegen den SC Freiburg den nächsten Punkt. Er steht nun auf Platz acht - und ist in einer Kategorie sogar besser als der FC Bayern.

Von Felix Haselsteiner

Dass dem FC Augsburg ein Weltmeister beim Fußballspielen zusieht, ist eigentlich keine Neuigkeit. Als Geschäftsführer nimmt Stefan Reuter, Weltmeister von 1990, wöchentlich Platz in der Arena, auch bei Minusgraden. Dass Weltmeister sich allerdings an ihren freien Samstagnachmittagen in die ohne Zuschauer noch unterkühltere Arena begeben, um dem Nebel dabei zuzusehen, wie er ab Mitte der zweiten Halbzeit ins Stadion einzieht, war dann doch etwas ungewöhnlich. "Ich sag's mal so: Es war ein bescheidenes Spiel", sagte Sami Khedira später am Abend im Aktuellen Sportstudio, und, mal so gesagt: Er hatte Recht.

Weltmeisterlich war an diesem 1:1 des FCA gegen den SC Freiburg wirklich sehr wenig, Reuter und den WM-Khedira mal ausgenommen. Weder Rani Khedira im Augsburger Mittelfeld - trotz des bewundernswerten Naturschauspiels des Nebeleinfalls wohl der eigentliche Grund, warum Bruder Sami den Ausflug nach Augsburg auf sich genommen hatte - noch der Neu-Nationalspieler Felix Uduokhai hatten sich besonders auszeichnen können. Und der isländische WM-Teilnehmer von 2018, Alfred Finnbogasson, fehlte verletzt.

Übrig blieb also ein unterdurchschnittliches Bundesligaspiel, das dennoch eine gewisse Aussagekraft besitzt. Denn nach neun Spieltagen verfestigt sich der Eindruck, dass der FC Augsburg unter Heiko Herrlich beschlossen hat, im Zweifelsfall auch häufiger optisch unterdurchschnittliche Bundesligaspiele in Kauf zu nehmen, solange am Ende Zählbares dabei herausspringt. Herrlichs 4-4-2-System jedenfalls ist längst keine Überraschung mehr, Freiburgs Trainer Christian Streich hatte bereits vor dem Spiel festgestellt, dass die Augsburger so auflaufen würden, wie sie eben seit Saisonbeginn auflaufen. Der Fußball in diesem grundsimpelsten aller Systeme ist auch beileibe nicht attraktiv, sondern lebt eher von der Freude daran, den Gegner zu behindern.

In Kombination mit dem starken Rafal Gikiewicz im Tor führt das dazu, dass der FC Augsburg nach neun Spielen weniger Tore kassiert hat als der FC Bayern und mit zwölf Punkten auf Platz acht steht. Eine Bilanz, für die man simplen, unweltmeisterlichen 4-4-2-Fußball akzeptieren kann. Die Freiburger, unter Streich seit jeher eine Mannschaft, die mit ähnlich beschränkten Mitteln wie beim FC Augsburg möglichst attraktiven Fußball spielen möchte, versuchten am Samstag jedenfalls auf viele Arten und Weisen, in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Der Führungstreffer gelang ihnen jedoch nur aufgrund eines individuellen Fehlers von Daniel Caligiuri, der eine hereinfliegende Flanke nicht klären konnte und so Vincenzo Grifo eine Einschussmöglichkeit überließ (64.).

Der Augsburger Ausgleich in der 80. Minute erzählt zudem über eine weitere Stärke der Mannschaft, die Herrlich im Nachgang mit den Worten "Reaktion" und "Moral" in Verbindung brachte. Zum sechsten Mal in dieser Saison traf der FCA in der Schlussviertelstunde eines Spiels, was als Qualität überaus lohnenswert ist. Man sollte darüber hinaus aber erwähnen, dass Ruben Vargas' Abschluss eigentlich ins entfernte Toreck sollte, dann abgefälscht wurde und somit unhaltbar im kurzen Eck einschlug. Das zeigte eindrucksvoll, dass der FCA in der bisherigen Hinrunde auch von einem gewissen Spielglück lebt.

"Gefühlt war es für mich ein typisches 0:0-Spiel, nur dass es eben 1:1 ausgegangen ist", stellte Florian Niederlechner fest. Und auch der weltmeisterliche Besucher Sami Khedira fand im Sportstudio noch ein paar lobende Worte: "Augsburg und Rani machen eine gute Figur bislang in der Saison. Deswegen kann man auch so ein Spiel verzeihen."

© SZ vom 30.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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